Ketscher Geschwätz - Dass die Grünen so zugelegt haben, ist doch ein Zeichen der Unzufriedenheit Die Meinung darf ich sagen

Lesedauer

Zu dem Leserbrief „Ein Brief für die Tonne“ vom 21. Dezember erreicht uns folgende Zuschrift: Es ist richtig, Geschwätz ist das nicht, was die Ketscher machen, sie reden miteinander. Ja, sie haben Meinungen, viele, ja fast jeder, eine eigene. Das darf auch jeder haben, denn wir leben in Deutschland. Es ist nicht nur mir, sondern auch jeder Frau in Ketsch erlaubt, diese Meinung kundzutun und auch in einem Leserbrief öffentlich zu machen. Weder der Bürgermeister noch ein anderer Bürger kann das verbieten. Zensur ist etwas für das Land in dem Erdogan regiert, wir leben zum Glück in einem freien Land.

Auch ist es mir und auch allen anderen mündigen Bürgern erlaubt, sich zur Wahl zu stellen, ob sie gewählt werden oder nicht, das entscheidet der Wähler. Auch davon bin ich begeistert. Warum ich und viele andere nicht gewählt wurden, auch das darf jeder Bürger in Ketsch kommentieren. Dass die Grünen so viel zugelegt haben, zeigt doch eindeutig, dass es eine gewisse Unzufriedenheit mit der „Regierung“ gibt. Genauso wie es zeigt, dass die Bürger mit der CDU sehr unzufrieden sind, sie haben besonders stark verloren. Dieter Maurer fordert die Grünen nun auf, mich in die richtige Spur zu lenken. Er fordert auch, dass ich zukünftig nur noch Leserbriefe schreiben darf, und predigen wie ein Schreiber aus Brühl. Er fordert die SZ sogar dazu auf, meine Leserbriefe nicht mehr abzudrucken. Warum?

Warum greift er mich persönlich derart an? Was habe ich, meine liebe Frau, die ich immer wieder treffe, und ihre Freundin Inge denn getan, dass ihn das so erregt? Was stört ihn derart an meiner Meinungsäußerung? Vielleicht hat das etwas mit den Aussagen unseres Bürgermeisters an der Seniorenweihnachtsfeier zu tun, wo auch er sich übers Ge-schwätz der Ketscher aufgeregt hat.

Er verteidigt seine Ausgaben für den Marktplatz, den Kreisel und die Schwetzinger Straße damit, dass sie nun doch fertig geworden sind („was wollt ihr denn?“). Man hat ja nur 9,1 Millionen ausgegeben anstatt zehn Millionen. Die Million könne man jetzt aber gut gebrauchen für den neuen Kindergarten und den Umbau der Schulen. Weg ist weg. Für etwas fast Unnötiges ausgegeben. Nicht mehr da! Die Kanalsanierung wurde bei den 9,1 Millionen nicht mit eingerechnet, denn diese Kosten fallen ja in den Haushalt Wasser und Abwasser, in dem Ketsch schon seit vielen Jahren sehr hoch verschuldet ist.

Für mich hat sich der Bürgermeister und der ihm zustimmende Gemeinderat verspekuliert. Das ist meine Meinung, die ich in diesem Land sagen darf! Wenn jemand, weil er keine Argumente hat und dann keine sachliche Diskussion führen kann, mit „verbieten“ kommt, sagt das doch schon alles. Für mich ist, das ein Eingeständnis für eindeutige Fehler. Nur was hat der Verfasser damit zu tun? Dass sich der Bürgermeister über die Kritik derart aufregt und die Fehler nichtöffentlich genannt haben will, das verstehe ich, aber warum Dieter Maurer?

Nun, es gab mir gegenüber eine Meinungsäußerung eines Ketscher Bürgers, der sagt: „Den Leserbrief könnte auch ein bestimmter CDU-Gemeinderat geschrieben haben, der sich mit dem Leserbrief persönlich angegriffen fühlt.“ Dann würden die deutlichen persönlichen Angriffe verständlich, denn was könnte ein CDU-Gemeinderat sachlich zu seiner Verteidigung denn vorbringen?

Mehr und mehr Menschen spüren schmerzhaft, dass etwas faul ist in der Bananenrepublik Deutschland. Der von vielen angebetete Götze Globalisierung samt der Propagandaphrase vom Exportweltmeister hat die erfolgreiche Marktwirtschaft unter kräftiger Mithilfe der Politik an die Wand gedrückt und die Gesellschaft in nie gekanntem Ausmaß gespalten. Das ist gewollt, denn so kann man uns besser dominieren, kontrollieren, gegeneinander aufhetzen und entrechten.

Demokratie klingt schön. Tatsächlich wird sie täglich ausgehöhlt. Wir alle werden ständig bedrängt zu denken, was andere uns vorsagen. Die meisten politischen Entscheidungen werden – in der Gemeinde, im Land und im Bund – unter dem Einfluss massiver Propaganda getroffen. Wer muss am Ende auslöffeln, was uns die Politiker einbrocken? Der Arbeitnehmer und der Rentner – die Zahlmeister der Nation!

Wilfried Windisch, Ketsch

Selbst disqualifiziert

Zum Leserbrief „Kritik in die Tonne“: Missliebige Leserbriefe in die Tonne zu wünschen, zeugt von einem fragwürdigen Demokratieverständnis. Der Verfasser disqualifiziert sich selbst.

Marlies Böcker-Stastny,

Hockenheim