Reilinger Forst Die Natur als Erfüllungsgehilfe?

Lesedauer

Beim Lesen des Artikels "Dürreschäden führen zu Mehreinschlag" im Reilinger Forst, hatte ich sofort die Assoziation zu einem Artikel, den die SZ im Sommer diesen Jahres veröffentlicht hatte. Dort schrieben Forstleute, es wäre wünschenswert, den Haardtwald in seine angebliche "natürliche Vegetationsform" zu bringen. Diese wäre ein lichter Wald - auch Sandrasen-Wald genannt. Dies hat man ja in Teilen des Haardtwaldes auch schon durch menschliches Eingreifen, sprich durch Rodung, realisiert.

Nun soll die Natur in Form des heißen Sommers bei dem Kiefernbestand angeblich zu Dürreschäden der Waldkiefern geführt haben, die es unumgänglich macht, die befallenen Bäume zu fällen. Seltsam erscheint es mir schon, wie hier die Natur zum Erfüllungsgehilfen der Forstverwaltung wird. Oder doch nicht? Dass Kiefern durch die sommerliche Hitze und Trockenheit so geschädigt sein sollen, dass sie gefällt werden müssen, halte ich für fragwürdig. Das Verbreitungsgebiet der Waldkiefer erstreckt sich von Skandinavien bis in den mediterranen Raum und von Großbritannien bis China. Also auch in sehr trockenen Gebieten ist die Kiefer heimisch. Sie wächst in heißen, als auch in sehr kalten und stürmischen Gebieten. Die Ansprüche des Baumes an die Bodenbeschaffenheit ist sehr gering. So kommt sie meist auf nährstoffarmen Sandböden vor.

Nun ja, die Krokodilstränen von Forstverantwortlichen sind schwerlich nachvollziehbar. Auf diesem Hintergrund ist es meines Erachtens wahrscheinlicher, dass die Absicht, die Kiefer auf größeren Flächen zu fällen, mehr menschlichem Wunschdenken als natürlichen Zwängen obliegt. Im Übrigen wird unser Wald immer mehr ein Nutzwald, was sehr zu bedauern ist. Das, was den Erholungswald vor allem ausmacht, das Mystische, der dunkle Forst, ist in unseren Wäldern leider meistens verloren gegangen. Unsere Nation hätte sich ohne den undurchdringlichen, großflächigen Wald niemals entwickeln können. Ich denke dabei nur an die Varus-Schlacht im Teutoburger Wald.

Heinrich-Adalbert Auchter,

Oftersheim

Mehr zum Thema

Klimakrise „Ein ,Weiter so’ gibt es nicht“

Veröffentlicht
Mehr erfahren