Fußball-Bundesliga - Es gäbe doch viel wichtigere Dinge zu finanzieren / Prioritäten setzen und die systemrelevanten Menschen fördern Geisterspiele – Geld sei Dank

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Seit Wochen geistert in Fußball-Deutschland das Schreckgespenst von Bundesligaspielen vor leeren Rängen nicht nur durch sämtliche Gazetten, sondern auch bei den Sportbegeisterten selbst. Doch was ist der Grund für so viel Angst und Panik?

In Zeiten von Corona verläuft das Leben von jedem Einzelnen mehr oder weniger anders als bisher. Die einen haben verständlicherweise Existenzängste, die anderen werden halb wahnsinnig, weil sie sich den ganzen Tag um ihre eigenen Kinder kümmern müssen, was ihnen bisher die Kitas oder – auch gerne genommen – die Großeltern abgenommen haben. Urlaube sind auf Eis gelegt worden und jetzt auch noch die Maskenpflicht. Dazu das unterschwellig nebulöse Unwohlsein wegen des drohenden Virus. Hätte es denn noch schlimmer kommen können?

Ja natürlich, wenn aus den Chefetagen der Bundesligaclubs das Gejammere wegen bevorstehenden Insolvenzen von Tag zu Tag lauter wird. Wenn sogar schon drohende Depressionen der überbezahlten Profis im Raum stehen sollen – und das nur, weil seit Wochen kein Spiel mehr stattfindet. Da müssen einige längst den Bezug zur Realität völlig verloren haben.

Und warum das alles?

Weil der Sport in der Belle Etage schon lange keine Rolle mehr spielt, weil es immer nur um die verdammte Kohle geht. Dem ist alles andere unterzuordnen. Der Sport, nein, lediglich ein ganz kleiner Teil davon, der Profifußball nämlich ist es, der die Gemüter spaltet. Der DFB und die DFL sehen ihre aufgeblähten Pfründe in Gefahr. Mit allen Mitteln und Hilfskrücken soll die Saison zu Ende gespielt werden, Corona sei Dank, auch ohne Zuschauer.

Dafür mit dem Fernsehen und den dazu gehörenden Geldern, die alles am Leben erhalten. Eine Farce ohnegleichen. Praktisch alle anderen Sportarten haben die Spielbetriebe eingestellt. Einmal, wie im Eishockey, gibt es 2020 eben keinen Deutschen Meister oder es wird der derzeitig Führende zum Titelträger gekürt, wie im Handball.

Zugegeben, hier geht es lediglich um Bruchteile des Fußballzasters, trotzdem wird es allerorten leider wohl zu unvermeidlichen Insolvenzen kommen müssen.

Die einzig logische Folgerung ist die, dass es 2020 eben keinen Deutschen Fußballmeister geben wird. Champions und Europa League 2020/21 fallen auch aus. Na und? Auch das werden wir überleben. Vielleicht wird es einigen sogar guttun, dass der Fußball eben doch nur die schönste Nebensache der Welt ist und Geld nicht alles sein kann.

Der Profifußball ist schon lange krank, eine Besserung in weiter Ferne. Ein Wegfall der schier grenzenlosen Selbstüberschätzung wäre ein erster Schritt zur Genesung. Millionen Fußball spielender Kids, einschließlich aller Amateurspieler, ist es sowieso nicht zu vermitteln, dass sie nicht einmal in die Nähe eines Bolzplatzes dürfen, während die Millionärskicker im Stadion weitermachen, als wäre nichts geschehen. Ein absolutes Armutszeugnis. Geld verdirbt den Charakter, dieses Sprichwort gilt mehr denn je.

Aber ich fürchte, am Ende wird der Mammon siegen. DFB und DFL werden es mit Geisterspielen, die niemand will, schon richten. Eine grausige Vorstellung. Sogar die Politik ist dabei, allen voran NRW-Ministerpräsident und Dampfplauderer Armin Laschet, der sämtliche Corona-Lockerungen für machbar hält. Na denn, Prost.

Im Übrigen bin ich seit Jahrzehnten begeisterter Anhänger des runden Leders – und immer noch mit Saisondauerkarte eines Bundesligaclubs.

Albert Konieczny, Brühl

Die Hybris im Fußball

Stell dir vor, es ist Fußball-Bundesliga und keiner geht hin. Es muss aber auf jeden Fall Fußball stattfinden. Corona hin oder her. Dieses Szenario können sich nur diejenigen vorstellen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung in Zeiten eines um sich greifenden Virus nicht bewusst sind.

Die Hybris der Fußballfunktionäre und der Vereine ist beinahe grenzenlos. Fußball auf jeden Fall, egal wie und unter welchen Voraussetzungen. Dieses Szenario schwebt den an Überheblichkeit und Selbstüberschätzung und nur nach dem schnöden Mammon gierenden sogenannten Fußballverantwortlichen doch tatsächlich vor.

Während von allen Seiten an ein Abstand halten appelliert wird, will doch tatsächlich die an Hochmut und Überheblichkeit agierende deutsche Kickerwelt ihre nur nach Finanzaspekten aufgestellte eigene Absicht durchsetzen und ignoriert dabei völlig, dass gerade in Kontaktsportarten, wie der Fußball auch eine ist, ein Abstand halten von zwei Metern unmöglich ist. Andere einsichtige, kontaktintensive Sportarten, wie Eishockey, Basketball oder gerade jetzt der Handball, haben rechtzeitig die Verantwortung für Spieler und Gesellschaft erkannt, die Gesundheit der Spieler und der Allgemeinheit an oberste Stelle gesetzt und die Saison beendet.

Nur der an Realitätsverlust leidende Fußball versucht mit allen Mitteln an seinem negativen Werturteil weiter zu feilen. Einzig pekuniäre Aspekte stehen im Vordergrund der in den letzten Jahren so ausufernden geldgierigen Fußballszene. Da ist das Wort „Hybris“ gerade angebracht, das im wörtlichen Sinne „Selbstüberschätzung, zügellos werden“ bedeutet.

Die ins uferlose gestiegenen Ablösesummen und Spielergehälter im oberen Bereich bringen die teilweise am Finanzlimit stehenden Vereine in erheblichen finanziellen Zugzwang ob der ausstehenden Fernsehgelder. Von wirtschaftlich vorausschauendem Verhalten kann hier in keiner Weise gesprochen werden. Die horrenden Summen für Spieler stehen auch in keinem Verhältnis zu deren Leistungen.

Während in anderen Sportarten wie beim Eishockey oder Handball vor allem bei WM oder EM die Spiele im Zwei- oder Eintagesrhythmus die Regel sind, würde das in der verwöhnten und selbstgefälligen Fußballszene bei Spielern und Trainern wahrscheinlich eine Welle der Empörung hervorrufen. Obendrein sollte man sich mal die vielen Athleten als Vorbild nehmen, die, egal ob als Leichtathlet, Turner, Wintersportler, Ruderer, Radfahrer, Ringer und die vielen anderen Hochleistungssportler ein mindestens ebenso intensives Training absolvieren und dabei mit zum Teil recht bescheidenen finanziellen Zuwendungen abgespeist werden.

Hier tragen auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ihren wesentlichen Teil dazu bei. In früheren Jahren war im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF dieser Name noch gerechtfertigt: Man wurde über sämtliche Sportarten informiert und auch die Ergebnisse der Sportereignisse waren Teil der Sendung. Leider ist diese Sendung zu einer Fußball-Show verkommen, die mit völlig unnötigen Sequenzen aus dem Abendspiel, völlig zeitüberzogenen, immer denselben Inhalt habenden Interviews mit Spielern oder Trainern die Zeit ausfüllt, die man mit anderen hoch interessanten und aktuellen Sportereignissen wesentlich sinnvoller füllen könnte. Die ARD verfährt leider im selben Stil. Hier sollten die öffentlich-rechtlichen Anstalten mal ihrer Aufgabe gerecht werden, die Fernsehbegeisterten auch mit Sport zu versorgen. Und Sport besteht nun nicht nur aus Fußball! Sondern der Sport beinhaltet sehr viele attraktive Sportarten. Und vielleicht käme dann auch der Fußball auf den Boden der Tatsachen zurück und würde sich wieder im Rahmen des Normalen bewegen.

Klaus Rausch, Neulußheim

Verschiebebahnhof Corona

Erstaunlich, wie schnell sich in bedrohlichen Situationen die Wertvorstellungen der Menschen ändert.

Zuerst war es für sehr viele Mitbürger besonders wichtig, Mengen an Toilettenpapier, Nudeln und Konservendosen für den eigenen Bedarf zu hamstern. Auf die Mitmenschen mit normal gebliebenem Konsumverhalten wurde keine Rücksicht genommen, Hauptsache man hat für den eigenen, selbst gestrickten Panikbedarf vorgesorgt.

Es hat etwas gedauert, bis die Politik und auch der kleine Mann begriffen haben, worauf es in ernsten – die Gesundheit betreffenden – Gefahrenlagen wirklich ankommt.

Menschen in pflegenden Berufen, Verkaufspersonal in Lebensmittelgeschäften und nicht zuletzt alle in Notdiensten ihre Pflicht erfüllenden Menschen erfuhren nun die über viele Jahre verweigerte Anerkennung. Plötzlich wird versucht, ihre Arbeit durch höhere Entlohnung und die verdiente Wertschätzung gebührend anzuerkennen.

Genau diese Personengruppe hat aber schon vorher viele Jahre ihres Berufslebens für die Allgemeinheit pflichterfüllend gearbeitet. Ihre schon lange vorher aufgezeigten Hinweise auf eine zu geringe Personaldecke und Klagen über Missstände verhallten ungehört. Es war gewollt, dass Krankenhäuser wirtschaftlich geführt werden und möglichst auch noch Gewinne abwerfen.

Heute ist es, trotz der neu erkannten Prioritäten, immer noch wichtiger, zum Beispiel die Fußball-Bundesliga, Touristikunternehmen mit ihren umweltverschmutzenden Kreuzfahrtschiffen oder Großunternehmen vor Verlusten zu bewahren. Für die Hälfte des Gehalts eines Kickers in der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga könnten sehr viel Pflegekräfte und Ärzte, Kindergartenmitarbeiter oder auch Mitarbeiter in der Nachbarschaftshilfe vorzüglich unterstützt werden.

Es ist eigentlich auch nicht die Aufgabe des Steuerzahlers für die Sicherheit bei Fußballspielen zu sorgen. Auch in diesem Bereich könnte die Staatskasse kräftig entlastet werden, um das freigewordene Geld in sinnvollen Bereichen unserer Gesellschaft besser zu verwenden.

Ja, ich weiß, jeder hat seine Meinung und Vorschläge zu erfolgreichen Problemlösungen.

Zum Glück ist unsere Demokratie aber noch nicht erkennbar infiziert, denn sie tut ihr Bestes, um die Krise, wenn auch für viele sehr schmerzlich und oft auch unverständlich, zu bewältigen. Daher mein Dank an alle verantwortlich handelnden Politiker in allen Ebenen unserer Bundesrepublik Deutschland.

Gerd Scherer, Ketsch