Aufbruch 2016 - Unsere Gesellschaft ist stark genug, andere Kulturen anzuerkennen und sie zu respektieren / Initiative will nur Angst bei den Bürgern schüren Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen

Lesedauer

Zur Pressemitteilung des Sprecherrates der Initiative "Aufbruch 2016" vom 13. Juli in der SZ möchte ich anmerken: Sie sprechen von Ihrem Bemühen, im Sinne der Kant'schen Aufklärung langfristige Entwicklungen und Folgen anhaltender "Massen-Immigration" aufzuzeigen und mit den Bürgern zu diskutieren. Hierbei will die Initiative "Aufbruch 2016" nur Zitate und Fakten aus überprüfbaren Quellen nutzen. Der Sprecherrat spricht von Bemühen, das zeugt doch von einer gewissen Relevanz. Er bemüht sich, schafft es aber nicht, sich ausschließlich an unwiderlegbare Fakten zu halten. Die letzte Pressemitteilung des "Aufbruch 2016" befasste sich mit dem Vortrag der Melanie Feige, einer bekannten Rechtsradikalen, die sich mit den 15 Thesen zur kulturellen Integration von Frau Özuguz auseinandersetzte. Dass diese 15 Thesen zur kulturellen Integration von zirka 50 Organisationen mitgetragen werden und damit eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung haben, wird nicht erwähnt.

Es widerspricht damit auch der Feststellung, dass die etablierten Parteien nicht über die Probleme der Migration diskutieren würden. Ist das die "Wahrheit" des "Aufbruch 2016"? Wenn der "Aufbruch 2016" so an der Wahrheit interessiert ist und sich nur an Fakten orientiert, dann hat er seine eigene Wahrheit erfunden - man spricht dann auch von alternativen Fakten (Trumpismus).

Nur mit alternativen Fakten kann man keine Zukunft gestalten, man kann nur spalten. Es ist richtig, dass die hohe Zahl an Migranten besondere Maßnahmen erfordert und nicht zu Lasten der Bürger gehen kann. Dies wird von allen Parteien vertreten. Hier will die Initiative nur Angst schüren. Während des Balkankriegs und der Auflösung des Ostblocks in den 1990er Jahren kamen mehr Migranten nach Deutschland als zur Zeit.

Zur Definition einer spezifisch deutschen Leitkultur ist anzumerken, dass die vom Sprecherrat genannten Eigenschaften "Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Aufklärung, Demokratie, Wissenschaft, Gleichberechtigung von Frauen, offene Auseinandersetzung mit Fakten" wohl auf ganz Europa zutreffen und keine rein deutsche Eigenschaften sind. Wenn der Sprecherrat von Leitkultur spricht, dann ist ihm wohl nicht bewusst, was in Art 3 des Grundgesetzes steht: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Eine Leitkultur beinhaltet eine Unterordnung oder Einordnung anderer Kulturen und schafft Ungleichheit.

Wir brauchen doch keine Angst vor einer Islamisierung Europas zu haben. Unsere Gesellschaft ist stark genug, auch andere Kulturen anzuerkennen und zu respektieren. In der Vorstellung der 15 Thesen heißt es: "Schon historisch haben regionale Kulturen, Einwanderung und Vielfalt unsere Geschichte geprägt. Globalisierung und Pluralisierung von Lebenswelten führen zu einer weiteren Vervielfältigung von Vielfalt." Letztlich frage ich mich, ob die Initiatoren des "Aufbruch 2016" den Sinn der Kant'schen Aufklärung verstanden haben. Er lautet: "Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Wenn die Initiatoren Angst vor dem Islam haben, dann sollen sie zum Therapeuten und nicht Bürger mit alternativen Fakten verunsichern. Dieter Goldschalt, Schwetzingen

Mehr zum Thema

Mannheimer Sommer Wie sich das Nationaltheater dem Thema Nachhaltigkeit widmet

Veröffentlicht
Mehr erfahren