Marktplatz Ketsch - Das Neue für die Zukunft überlegt bauen Im Retrotrend – es lebe die Nostalgie

Lesedauer

Ich freu‘ mich richtig! Back to the roots! Unser Ketscher Marktplatz wird wieder geteert! So wie er es einst zu meiner Kindheit war und wir ihn als großen Spielplatz schätzten – mit Bahnhof, Rampe und Waage. Mehrere Jahrzehnte war er mit teurem Pflaster bestückt und beschattet mit großen, gesunden Platanen. „Bäume gehören in den Wald“ meinte ein Ketscher Mitbürger. Jetzt kann er zufrieden sein, denn in Betonkästen wachsen keine Bäume, sondern Pflanzen. Wenn man sie nicht pflegt, haben sie keine Chance, ein Schmuckstück zu sein – man betrachte nur die Baumleichen entlang der Gutenbergstraße.

Endlich wird man auch der vielen Autos gewahr, die innerörtlich unterwegs sind. Früher verschwanden diese aus dem Auge, versteckt unter den Bäumen. Jetzt haben wir rechts und links der Bahnhofsanlage Parkplätze. Die Ein- und Ausparker und die Engstelle am Café hemmen den Verkehrsfluss. Große Fahrzeuge ragen des Öfteren in den Fahrbereich, so dass es gilt aufzupassen.

Dauerparker werden wohl die Gemeinde veranlassen, dort zu beschildern oder Parkuhren zu installieren. Die Luft in der Ortsmitte hat sich auf keinen Fall verbessert, sondern verschlechtert. Hoffen wir, dass der neue Platz besser gepflegt wird als der alte, wo man einfach Asphalt in die Löcher goss, wenn ein Stein fehlte. Oder das Kleinpflaster um den verkalkten, wasserlosen Aldi-Brunnen einfach mit Glattstrich überzog, damit keiner mehr ausrutschen sollte.

Ob der Neue, hoch besonnt und ohne Schatten in der Zeit des Klimawandels aber auch von der älteren Generation angenommen werden kann? Ob die „Wasserspiele“ für die Betonwüste genügend Abkühlung bringen können? Warten wir es ab. Im Herbst soll alles fertig sein. Der Asphaltplatz eignet sich sicher gut für Festlichkeiten und für jugendliche Aktivitäten. Lauschiger wird’s nicht! Nun, die Ortsmitte soll ja belebt werden. Hoffentlich nicht in der Weise wie ums Altenheim, wo oft bis spät in die Nacht lärmende Mitbürger die Ruhe stören und ihren Dreck hinterlassen.

Viel Geld wird verbaut und die lange Bauzeit ist für viele Bürger eine große Belastung, weil, wie auch in anderen Gemeinden, an vielen Stellen mit großem Eifer „saniert“ wird.

Wie bei der „Alla-hopp“-Anlage hat aber alles seine zwei Seiten. Man muss manchmal schmerzlich dazulernen: Erst ein kleiner Zaun nach dem tragischen Unfall, dann ein großer zum Abschließen der Anlage, schließlich noch eine Lärmschutzwand für die gestressten Anlieger.

Das Neue überlegt zu bauen im Hinblick auf die Erhaltung und die Folgekosten, das ist doch die eigentliche Aufgabe!

Klaus Tremmel, Ketsch