Seenotrettung - Das ist doch ein Gebot der christlichen Seefahrt Irrfahrt der Verdammten

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Im Moment gibt es diffuse Informationen und die wildesten Spekulationen was die Rettungsaktion der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete angeht. Ich will nur so viel dazu sagen: Seenotrettung ist ein Gebot der christlichen Seefahrt. So steht es in verschiedenen Gesetzen, so ist es auch im internationalen Seerecht verankert und für jeden Seemann (Seefrau) eine Pflicht!

Zu den Tätigkeiten gehören die Rettung von Schiffbrüchigen, die Brandbekämpfung auf See und die Suche nach Vermissten. Gemäß internationalem Seerecht, unter anderem festgehalten im Seerechtsübereinkommen SOLAS (entstand als Reaktion auf den Untergang der Titanic) und dem Internationalen Übereinkommen von 1979 zur Seenotrettung – sind alle Küstenstaaten verpflichtet, in ihrem Seegebiet die Rettung Schiffbrüchiger durch ge-eignete Mittel sicherzustellen, wobei die Rettung Hilfsbedürftiger auf See eine Verpflichtung an alle Schiffe und Besatzungen darstellt. So gesehen hätte sich die Kapitänin einer Straftat schuldig gemacht, wenn sie die Flüchtlinge nicht gerettet hätte.

Das ganze bizarre Szenario, das sich aktuell in Italien abspielt, gab es schon mal ähnlich 1939: Ein mutiger Kapitän – Gustav Schröder – setzte sich für 937 jüdische Flüchtlinge ein, die auf der MS St. Louis den Nazis entfliehen wollten. Doch viele Staaten blockierten ihre Häfen und verweigerten die Aufnahme, obwohl sogar Passagiere mit gültigen Einreisevisa an Bord waren. Die Odyssee, die über mehrere Monate dauerte, führte über Kuba, USA, Kanada und Großbritannien wieder zurück aufs europäische Festland (Belgien), so dass viele der Passagiere letztendlich in Auschwitz ihren Tod fanden. Gerade die USA hat sich damals nicht mit Ruhm bekleckert. Hollywood verfilmte diese Irrfahrt unter dem Titel: „Die Reise der Verdammten“. Ein jüdisches Sprichwort lautet: „Niemand kann immer ein Held, aber er kann immer ein Mensch sein.“ Und so frage ich mich: Was sind das für Menschen, die anderen das Menschsein absprechen oder die, wie letztes Wochenende in Speyer, das DLRG-Rettungsboot beim Einsatz mit Steinen bewerfen?

Herbert Semsch, Brühl

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