Konzert - Tischmeyer, Gaa und ihre Freunde wären würdige Nachfolger der „Hockenheim Allstars“ Kommt die neue Jazzformation?

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Kommt jetzt die „Jazzformation Hockenheim“? Seit der altersbedingten Auflösung der beliebten Dixielandband „Hockenheim Allstars“ um Meistertrompeter Willi Ehringer hat es hier keine feste Jazzband mehr gegeben. Wir sind inzwischen Callbands gewöhnt, die von einem bekannten Musiker von Fall zu Fall in unterschiedlicher Besetzung per Handy zusammengestellt werden. Das bedeutet natürlich keine Einbuße an Qualität, aber an Reiz und Unterhaltungswert für die Zuhörer, die raffiniert arrangierte und eingefuchste kollektive Passagen und Chorusse vermissen.

Kürzlich standen zwei potente Callbandleader auf der Bühne des Pumpwerks, nämlich Saxophonist Christoph Tischmeyer und Trompeter Klaus Gaa. Sie bildeten mit dem Pianisten Michael Quast, Kontrabassist Hans Grieb, Drummer Walter Helbig und Sängerin Astrid Tischmeyer ein in jeder Hinsicht hervorragendes Sextett (Ausnahme: Mikrofon!), das vom fast vollen Haus mit viel Beifall, teils auf offener Bühne, bedacht wurde. Ein solches Ensemble entspricht dem Idealfall der Bands, die zwischen 1950 und 1975 in den zahlreichen Kasernen-Kasinos der US-Army, den NCO-Clubs, fünfmal pro Woche drei bis vier Stunden jazzige und Countrymusik spielten, aber „no dixie“.

Hier ging keine Post ab, im Gegenteil! Die GI’s sollten und wollten in Begleitung ihrer Girlfriends unter Verzehr unzähliger Cokes mit swingend interpretierten Songs aus Filmen, Musicals, Hitparaden oder Hits der Army akustisch und optisch unterhalten werden – „relax and listen“. Als „special request“ wurde auch mal ein deutscher Schlager verjazzt, so zum Beispiel „Schöner Gigolo“ oder „Muss i denn“.

Diese hier angesprochene melodiös-rhythmisch und harmonisch abwechslungsreiche kreative Musikkunstausübung hat als „Clubjazz“ ins deutsche Kulturleben Einzug gehalten. Man muss sich das einmal vorstellen: Mitte der 1950er gab es in der Mannheimer Innenstadt mindestens sechs Lokale mit Lifejazz! Der Clubjazz mit Swing, Cool, Bebop und Latin (Mambo, Jazzsamba, Bossa Nova) ist keine Konkurrenz, sondern ein Kontrastprogramm zum vergleichsweise unkomplizierten, eine andere Klientel auf ganz anderem Betätigungsfeld ansprechenden Dixieland.

Es wäre sehr zu hoffen, dass aus „Tischmeyer“ respektive „Klaus Gaa and Friends“ eine (in Varianten) feste, auf höchstem Niveau eingespielte Formation wird, die sich mit unserer Stadt identifizieren könnte, zum Beispiel als „Jazzformation Hockenheim“. Pumpwerksdirektor Vollendorff hat wohl verstanden, dass es für einen Clubjazz dieser Qualität ein aufgeschlossenes, beifallfreudiges, zunehmend sachkundiges Publikum gibt, das ihm ein zufriedenes volles Haus beschert. Und das völlig „stiellos“(ohne Gitarren). Man darf sich schon jetzt auf das Auftreten von Tischmeyers sechsköpfigen musikalischen Glücksfall beim Konzert „Hockenheim Stars“ im Dezember freuen.

Dr. Felix Conrad, Hockenheim

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