„Scan & Go“-Geräte - Der „bequeme“ Einkauf und seine Schattenseiten / Datensammlung im Hintergrund Man zahlt immer einen Preis

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Zum Artikel „Scannen, in den Wagen und ab an die Bezahlstation “, (SZ/HTZ, 21. September, Seite 18): Eine neue „einfache“ Innovation hält der Globus-Markt für uns Kunden parat: „Scan & Go“-Geräte, das heißt, jeder kann ab sofort seine gekaufte Ware selbst „bequem“ während des Einkaufs mit diesem Handgerät einscannen, damit er nicht mehr seinen ganzen Einkauf auf ein Kassenband legen muss. So, und was muss der gewogene Kunde „einfach“ (laut Werbevideo) nur dazu tun, um diese „bequemen“ Vorteile zu genießen?

Er muss sich erst einmal am Informationsschalter registrieren, dort ganz „einfach“ ein Anmeldeformular unter Herausgabe seiner persönlichen Daten ausfüllen, damit er eine Kundenkarte erhält, die er bei jedem Einkauf einem Lesegerät vorzeigen muss. Dann erst kann er mit dem Handscanner loslegen und bei jedem Produkt, das er kaufen möchte, gilt es von nun an, zunächst den Strichcode zu suchen: Dazu muss er die Ware so lange drehen und wenden, bis man selbigen gefunden hat. Handscanner in die Hand, Knopf drücken und überprüfen, ob das Gerät die Ware, deren Anzahl und Preis korrekt erfasst hat. Wenn nicht beim ersten Versuch, dann bestimmt beim zweiten oder dritten. Wow, wie „einfach“ und so praktisch! Hat er alles zusammen, geht er mit dem Gerät und seinem Einkaufswagen zu einem weiteren Automaten, der dann die Bezahlungsmodalitäten klärt. Bar oder Karte? Ach ja, und Payback-Karte? Und hat er sich vertan, hilft ein netter, menschlicher Mitarbeiter gern weiter, und dieser kontrolliert auch gleich stichprobenartig, ob der Kunde soweit alles richtig und ordnungsgemäß eingescannt und bezahlt hat. Ist doch alles super und so „einfach“, wo liegt denn nun das eigentliche Problem? Tja, nicht nur, dass jetzt in naher Zukunft dadurch drastisch Kassenpersonal eingespart werden kann und diese „Konsum-Robotik“ letztendlich nur dazu dient, die Reichen wieder etwas reicher zu machen und wir somit wieder um ein Stück Lebenszeit betrogen werden. Auch die Daten, die man durch seinen Handscanner generiert, werden durchaus für die Erstellung lukrativer Kundenprofile durch die beauftragte Firma Gigya weiterverarbeitet. Das ist das eigentliche Geschäft, was hinter all diesen Kunden- und Payback-Karten steckt. „Keine Weitergabe an Dritte“ steht in der Datenschutzerklärung auf der Globus-Webseite. Gigya ist ein amerikanisches Unternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien, wo auch immer diese Daten gespeichert, verarbeitet, mit anderen Datensätzen zusammengeführt und ausgewertet werden. Man weiß es nicht. Was war das für ein Buhei um die DSGVO (neue Datenschutzverordnung, gültig ab Mai 2018): Soll mein Kind auf dem Klassenfoto auf der Internetseite der Schule gezeigt werden dürfen? Große Befürchtungen, weil ja moderne Computer-Algorithmen mittlerweile Gesichtserkennung voll drauf haben, die, oh welch Überraschung, zur Datengewinnung- und Zuordnung eingesetzt werden. Waren das etwa die gleichen Leute, die eh mit Payback- und Bankkarten oder ganz neu und voll hip jetzt auch noch mit ihrem Smartphone berührungslos bezahlen? Hoffentlich behalten sie allerdings dabei den Überblick, wer was wann wo und wie viel und warum von ihrem Konto berührungs- und bedenkenlos abgebucht hat und ihre dabei erzeugten Konsum- und Bewegungsdaten besitzt, benutzt und gewinnbringend weiterverkauft. Wer nicht überzeugt ist, sollte sich schlicht mal über die Google-Webseite mit seinem Android-Smartphone-Konto einloggen und seine nur allein von Google mittels Smartphone gesammelten Daten herunterladen und anzeigen lassen. (Oh ja, selbst Apple-iPhone-Nutzer haben seit Mai auch diese Möglichkeit.)

Daher nur mein Rat als IT-Techniker: Werden Sie sensibler mit den Umgang Ihrer Daten und verzichten Sie doch „einfach“ mal auf diese neuen Arten der „Bequemlichkeiten“, denn man bezahlt immer einen Preis dafür.

Eric Doser, Hockenheim