Regierungsbildung - Jetzt soll die SPD den Steigbügel halten Merkel hat fertig

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Unserem Land geht es wirtschaftlich gut, wie lange nicht, doch immer weniger profitieren davon. Außerdem kommen sich immer mehr vor, wie im falschen Film. Und damit meine ich nicht den 85-jährigen Rentner, dem ein Verwarnungsgeld aufs Auge gedrückt wurde, weil er sich kurz auf der Bank einer Bushaltestelle ausruht oder den Hartz- IV-Empfänger, dem man das Geld kürzt, weil er bettelnd in der Fußgängerzone sitzt.

Die Ereignisse der letzten 15 Wochen würden nicht Wenige wohl am ehesten mit dem Attribut skurril oder grotesk umschreiben, wobei das eine oder andere auch makaber, beklemmend – ja erschreckend war. Aber der Reihe nach: Da zieht die SPD nach der Bundestagswahl die richtige Konsequenz (Opposition) und Merkel meint zum desaströsen Unionsergebnis nur: „Ich sehe nicht, was wir anders machen sollten.“

Ich frage mich, ob jemand, der wie Merkel ein Jahr braucht, um mit den Hinterbliebenen der Opfer und den Überlebenden des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt Kontakt aufzunehmen, nicht diverse Realitätsprobleme hat?

Auch in ihrer Neujahrsansprache sprühte sie vor stoischer Empathie! In einem Anfall von Erleuchtung beglückte sie uns sogar mit der Erkenntnis, dass ein tiefer Riss durch unser Land geht. Ob sie schon mal darüber gegrübelt hat, wer dafür die Verantwortung trägt? Im Land, in dem wir gut und gerne leben wollen?

Im Oktober erklärte Merkel die SPD auf absehbare Zeit im Bund für nicht regierungsfähig. Und jetzt, nachdem Merkel Jamaika an die Wand gefahren hat (FDP-Chef Lindner hat zurecht die Reißleine gezogen), soll die SPD für Merkel den Steigbügelhalter machen.

Unser Problem heißt Merkel, wie Herr Meyer an Weihnachten seinen Leserbrief zurecht betitelte. Hoffentlich merkt die SPD das auch noch. Denn mir stellt sich seit geraumer Zeit folgende Frage: Wo leben wir eigentlich? Wir erleben (vermeintliche) Flüchtlinge, deren „Gewaltexzesse“ (fast) täglich für Schlagzeilen sorgen, was die Verhaltensweise von Menschen verändert hat, ja gerade viele Frauen nicht mehr so entspannt und überall unterwegs sind, wie noch vor etwa zwei Jahren.

Und wir erleben obendrein einen CDU-Innenminister, der im Grunde einen Offenbarungseid leistet, denn er empfiehlt den hier lebenden Frauen, an Silvester besser nicht alleine loszuziehen, sondern dies in Begleitung oder in Gruppen zu tun!

Frauen sollen also das machen, was in vielen islamischen Ländern Usus ist, wo die Frauen keine oder zumindest nicht annähernd die Rechte haben, wie hier bei uns. Rechte, für die sie hart gekämpft haben! Wie bizarr ist das denn?

Wenn man dann noch so einen unsäglichen Kommentar zur Bluttat von Kandel ließt, in dem Simone Jakob (Mannheimer Morgen) eher Verständnis für den Täter als Trauer fürs Opfer signalisiert, was auch Dr. Götz im letzten Leserforum zurecht kritisierte, dann frage ich mich, was muss noch alles passieren, bis in diesem Land der gesunde Menschenverstand wieder einsetzt?

Es hat etwas Beklemmendes, wie sich in manchen Köpfen der Begriff Freiheit mittlerweile definiert und wie das Täter-Opfer-Prinzip immer grotesker auf den Kopf gestellt wird!

Herbert Semsch, Brühl