Umweltschutz - Der Endverbraucher legt immer drauf / Wer profitiert am Ende wirklich? Regenwald gerettet – für Strom nachgezahlt

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Zum Kommentar „Es wird und muss wehtun“ (SZ vom 19. September) wird uns geschrieben:

In einem Rundumschlag werden hier alle zu Umweltsündern erklärt, die es nicht besser verdient haben – das schlechte Gewissen wird gratis dazu mitgeliefert. Dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, wird mit den Worten gehuldigt: „Und das ist gut so.“ Ungeachtet der Skandalbaustelle „Air Berlin – BER“, die Wowereit hinterlassen hat, wo sich unfähige Manager und andere Pfuscher bereichern und mit Abfindungen im Millionen-Euro-Bereich vom Acker beziehungsweise der Baustelle gemacht haben. Zugutehalten muss man dem Kommentator immerhin, dass er einräumt, es wäre zwar wünschenswert, die höheren Kosten am Anfang des Stoffkreislaufes sichtbar zu machen, sodass der Käufer eine Wahl hätte. In diesem Zusammenhang wirft er ein, es sei ungleich schwerer, dort eine transparente und akzeptable Abgabe zu erheben. Was heißt das im Klartext? Die Politiker scheuen sich parteiübergreifend davor, sich mit der jeweiligen Lobby anzulegen. Da ist es doch einfacher, die gesamten Kosten dem Bürger und Steuerzahler aufs Auge beziehungsweise Portemonnaie zu drücken, der sich am wenigsten wehren kann. Man geht also den Weg des geringsten Widerstandes.

Die Botschaft: Ist ja gut und schön, dass du sauber deinen Müll trennst, umweltbewusst (und damit meist teurer) einkaufst, auch wenn du nicht so viel Geld hast, zahlen musst du die ganze Chose trotzdem. Abgesehen von einer Gruppe Ignoranten und Schmutzfinken, denen die Umwelt irgendwo vorbeigeht und die es leider gibt, werden wohl die meisten Menschen hierzulande trotzdem weiter umweltbewusst handeln – eben der Umwelt zuliebe. Genau darauf wird gesetzt. Man denke nur an die in vielen Städten und Gemeinden tätigen Gruppen freiwilliger Helfer bei Müllentsorgungsaktionen.

Übrigens, einen Vorgeschmack „wo es wehtut“ haben wir bereits bei stark erhöhten Stromlasten. Mein langjähriger, als umweltbewusst anerkannter Stromanbieter schreibt nur, ich habe mit meinem Beitrag als Stromkunde drei Quadratmeter Regenwald gerettet und so etwas Gutes fürs Klima getan. Gleichzeitig wird mir bei sehr moderatem Stromverbrauch zum zweiten Mal in Folge die monatliche Pauschale erhöht und zum Jahresende eine höhere Nachzahlung erhoben. Der Stromerzeuger entschuldigt sich, es seien nicht die verbrauchten Kilowattstunden für die Preissteigerung verantwortlich, sondern stark erhöhte Netzentgelte. Ein Umstand, den man als Verbraucher durch noch so umweltbewusstes Handeln nichtbeeinflussen kann. Nun muss ich lesen, dass wir Deutsche europaweit die höchsten Stromkosten zahlen, mehr als doppelt so viel wie in Schweden oder den Niederlanden. Sind dort die Menschen auch um so viel umweltbewusster?

Kostenmäßig spielen wir übrigens in der gleichen Liga wie die krisengeschüttelten Entwicklungsländer Sierra Leone, Burkina Faso oder Ruanda, wo sich viele erst gar keinen Strom leisten können. Fazit: Steuern und Abgaben sind hier in erster Linie für die Preissteigerung verantwortlich.

Nun also das gleiche Prozedere bei Müllgebühren, Öl, Benzin und Gas? Wer profitiert hier wirklich?

Marlies Mainka, Schwetzingen

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