Gesellschaftskritik - Eine spitze Betrachtung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Uns geht es doch gut

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Deutschland ist ein reiches Land. In den Medien wird immer wieder Kritik an unserer Gesellschaft geübt und aufgezählt, was alles schiefläuft. Stimmt das? Wie im letzten Sozialbericht wenden wir 29,4 Prozent des Bruttoinlandproduktes, das ist nahezu eine Billion Euro, für Sozialleistungen auf. Ist damit aber dem Sozialstaat nach dem Sozialstaatsprinzip Genüge getan?

Wir – Deutschland – sind Exportweltmeister, haben ein durchschnittliches Monatseinkommen von 3 348 Euro im Gegensatz zu Madagaskar von 31 Euro. Wir leisten uns das teuerste Gesundheitswesen weltweit. Schulbesuch ist kostenlos. Wir haben eine vorbildliche Altersversorgung im Vergleich zu den USA.

Wir haben eine vorbildliche Arbeitslosenunterstützung durch ALG I und ALG II. Auch wenn die Reduzierung der Grundsicherung öfters kritisch gesehen wird, geschehen die Reduktionen doch nur zum Wohle des Arbeitslosen. Ähnlich einem ungezogenen Kind, das man ab zu auch mal hart anpacken muss, um es wieder in die Spur zu bringen. Er oder sie lernt wieder Disziplin und dass man der Gemeinschaft nicht auf der Tasche liegen darf.

Wir haben eine hervorragende Industrie, die es verdient hat, aus Steuermitteln subventioniert zu werden. Denn nur so können Fehlentscheidungen der Industriebosse aufgefangen und Arbeitsplätze erhalten werden. Die Industrieforschung wird mit erheblichen staatlichen Steuergeldern unterstützt und so kann die Industrie wettbewerbsfähig bleiben. Die wenigen Milliarden Gewinne, die daraus erwirtschaftet werden, sind gut angelegt. Wir haben ein solch überragendes Autobahnnetz, dass die Industrie dieses als mobiles Lager einsetzen kann. Welches andere Land kann das vorweisen?

Wir haben 70 Jahre Frieden in unserer näheren Umgebung. Wir sind vorbildlich in unserer pazifistischen Einstellung. Wie anders kann man sich die geringe Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr erklären? So können wir immer unseren guten Willen beweisen, zwar an einer Aktion der Amerikaner teilnehmen zu wollen, um dann aber mit dem Hinweis mangelnder einsatzbereiter Waffen dies dann doch ablehnen zu müssen. Ist das nicht eine hervorragende Strategie unserer Politiker und Politikerinnen?

Und dann die Tina-Rhetorik in der politischen Rede. Tina-Rhetorik heißt: das ist alternativlos, der Sachzwang verlangt das. Das wirkt zwar auf den ersten Blick als Verhinderung einer Sachdiskussion, aber dem ist nicht so. Mit der Tina-Rhetorik wird nur verhindert, dass eine Diskussion mit unsachlichen Beiträgen aufgebläht wird und den Bürger verunsichert. Es zeigt auch, dass unsere Führungskräfte alles im festen Griff haben. Thomas de Maizière hat es auf den Punkt gebracht als er 2016 erklärte, dass, wenn die Bevölkerung alles wüsste, sie verunsichert würde.

Ein weltweit anerkanntes Finanzsystem, das als vorbildlich gilt, um Gelder aus dubiosen Geschäften hier zu parken oder anzulegen. Das ist Verantwortung für unsere Gesellschaft. Denn so erhalten wir billiges fremdes Geld für unseren Kapitalmarkt. So können hier Immobilien erworben werden und die Eigentümer freut’s, da sich ihre Immobilien als wahre Goldgruben erweisen.

Und die exorbitanten Aufwendungen für den Klimaschutz, den die KfW mit vielen Milliarden finanziert, verdient ebenfalls fünf von fünf Sternen im Ranking. So sind die Offshore-Windparks ein hervorragendes Instrument, um unseren Energieversorgern eine gute Einnahmequelle durch Subventionen zu garantieren. Wir leisten es uns, für die Stilllegung von Kohlekraftwerken Milliarden an die Betreiber der Kraftwerke zu bezahlen.

Und die Privatisierung der Glasfaserversorgung der Bürger ist ein voller Erfolg. Wir nehmen Milliarden aus dem Verkauf der Lizenzen an private Betreiber ein und überlassen es diesen, den Bürger mit schnellem Internet zu versorgen. So sparen wir doch erhebliche Mittel ein, die wir dann für externe Berater ausgeben können. So wird wirtschaftlich gehandelt im Sinne der Bürger.

Vielleicht sollte man den Leitsatz des parlamentarischen Rates als Leitlinie wiederentdecken, der da lautet: „Der Staat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Staates willen.“

Der Staat sind wir alle. Es ist nicht einzusehen, dass Deutschland als reiches Land gilt und eine große Anzahl der Bevölkerung von Armut bedroht ist. Der Reichtum des Landes sollte, nein muss, allen zugute kommen. Dieter Goldschalt, Schwetzingen