Der Hund und die Leine - Sinn und Unsinn der Gesetzesauslegung in der Gemeinde und das Angebot auf eine Hilfssheriff-Tätigkeit am Wochenende Versuch einer Ketscher Satire über die Ordnung

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Nach intensiver Unterweisung in der jahrzehntealten Tradition der Ketscher Gesetzgebung durch den Gemeinderat und anderer gesetzgebenden Obrigkeiten ist mir bewusst geworden, dass die Durchsetzung dieser wichtigen Gesetze durch härteres Durchgreifen und drastische Maßnahmen des Ordnungsdienstes unbedingt den Einsatz von zwei Personen erforderlich macht. Leider fehlt es mir und anderen Bürgern immer noch an der Einsicht, aus welchem Grund mein gefährlicher „Riesenhund“ und ähnliche „Ungeheuer“ nur an der Leine auszuführen sind. Wie beruhigend, dass schon so ein geringfügiges Vergehen zu unser aller Wohl verfolgt und geahndet wird!

Was ich nicht erfassen kann, ist der anscheinend gravierende Unterschied in der Auslegung und Handhabung der in Ketsch erlassenen Gesetze und der Straßenverkehrsordnung. Dass der großzügig bemessene Spielraum, wie in der Schwetzinger Zeitung erwähnt, für beide angewendet werden kann, sollte logisch sein. Vielleicht mangelt es bei meinem Unverständnis einfach an der Zähigkeit, so schwierigen juristischen Denkprozessen zu folgen. Erstaunlicherweise waren wir Hundebesitzer – stressfrei und fröhlich plaudernd – bisher durchaus in der Lage, gefährliche Situationen wie Problemchen ohne Eingreifen des Ordnungsdienstes oder Hinzuziehen der Polizei unter uns zu lösen.

Mit erholsamen Spaziergängen ist es jetzt vorbei, denn alle spähen ständig nach irgendwem in Blau, um schnell genug den Hund anzuleinen, der widerrechtlich frei herumläuft. Aber die Mehrzahl der Spaziergänger in Hundebegleitung empfindet es ebenso als Unsitte, wenn Hundebesitzer ihre Hunde unkontrolliert ins Wasser springen lassen – das ist besonders in der Nähe von Anglern rücksichtslos und gefährlich.

Schwierigkeiten haben auch wir, die in allen Jackentaschen mit roten Tüten ausgestattet sind und diese auch benutzen. Denn wenn wir die Hinterlassenschaften unserer Hunde beseitigen wollen, erwischen wir mit etwas Pech auch andere zurückgelassene Tretminen. Büßen müssen aber jetzt wegen weniger Sünder alle! Erfreulich wäre es, wenn der Ordnungsdienst sein Augenmerk eher auf die Knödelsünder als auf fehlende Leinen richten würde. Wahrscheinlich ist aber dem Knödelverursacher schwieriger und zeitaufwendiger beizukommen. Was auch zu verbessern wäre, ist der Inhalt der Schilder, auf die sich so viele Seegänger berufen. Sie beinhalten zum Beispiel nicht ein Verbot zum Benutzen des Geländes durch Pferde oder anderes Getier. Es ist meiner Beobachtung nach übrigens nur ein Schild nicht beschriftet – dafür stehen am nächsten Eingang zwei. Wurde vielleicht eines falsch aufgestellt? Jedenfalls ist nicht anzunehmen, dass alle Leinenlosen und Radfahrer gezielt nur diesen beschilderten Eingang benutzen. Aber vielleicht könnte man ja zur besseren Kontrolle der faulen Ausreden Überwachungskameras installieren, dann hätte man alle Seeprobleme besser im Griff – zur Arbeitserleichterung für die Ordnungshüter.

Das Reinigen der Schilder schafft hingegen keine Abhilfe, wenn auch vor einiger Zeit unter Aufsicht des Ordnungsdienstes eine gründliche Reinigung vorgenommen wurde, ist ja keine Besserung erfolgt! Ein Glück aber für mich, dass dadurch dieser Ordnungsdienst so beschäftigt war, dass nicht auffiel, dass mein Köter nicht angeleint war. Schon wieder 20 Euro gespart – für das nächste Mal!

Ein Trost ist, dass der Tag 24 Stunden hat, so dass man, zumindest jetzt im Sommer, einer Konfrontation mit den Vertretern der Obrigkeit ausweichen kann. Aber man sollte doch auch bedenken, dass sie ja auch nur sehr gewissenhaft und gesetzestreu ihre Pflicht tun! Und nebenbei noch kostenbewusst, denn irgendwie müssen ja die Mehrausgaben für die neue Ordnung finanziert werden. Etwas kostensparender, vor allem umweltbewusster und gesundheitsfördernd wäre der Dienst mit dem Zweirad – die lästige Parkplatzsucherei und Einhaltung von Tempo 30 würden entfallen.

Nachdem ich jetzt, um einer unerfreulichen Begegnung auszuweichen, eine Umstrukturierung meines Tagesablaufes vorgenommen habe, biete ich gerne meine ehrenamtlichen Dienste als Hilfssheriff an. Denn offensichtlich ist es bei dem Umfang der Aufgaben schwierig, alle Sünder zu belangen. Vor allem das Parken in geringerem Abstand als 80 Zentimeter zu Hauswänden, Zäunen und Hecken lässt zu wünschen übrig! Ich gehe davon aus, dass ich nach kurzer Einweisung in der Lage sein könnte, diese Arbeit mit dem Maßband zu erledigen. Auch gerne am Wochenende, wenn außerhalb der Dienstzeiten die meisten Sünden begangen werden, da sich ja die sonst gesetzestreuen Bürger in Sicherheit wiegen.

Mehrarbeit wird die Schulstraße bringen, wenn erst im neuen Schuljahr Eltern ihre Erstklässler von der großzügig eingeteilten neuen Einschulungsgrenze durch halb Ketsch nicht zur Alten Schule laufen lassen wollen. Es sind chaotische Zustände zu erwarten, wenn die heute üblichen Großraumautos dort steckenbleiben, wo die Schulstraße sowieso extrem eng ist. Vielleicht entspannt sich ja auch dort die Lage, wenn für die zeitlichen Engpässe die streng geregelten Parkmöglichkeiten in der endlich für die Allgemeinheit befahrbaren Schwetzinger Straße großzügig gehandhabt werden.

Nach diesen Betrachtungen wünsche ich ein schönes Wochenende, knöllchenfrei, was Fahren und Parken angeht, da das wachsame Auge des Gesetzes und lästige Blitzer sich ja nicht im Dienst befinden! Man sollte es nicht glauben – aber ich lebe seit 40 Jahren, mit nur einem Knöllchen versehen, gerne in Ketsch. Hoffen wir, dass es so bleiben kann!

Ute von Szadkowski, Ketsch