Reiserschnittgarten - Was sucht der in einem Naturschutzgebiet? Vollendete Tatsachen

Lesedauer

Was sucht ein Reiserschnittgarten in einem Naturschutzgebiet? Sollte die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt werden? Diese Fragen stellte ich mir. Die Leserbriefe in der Samstagausgabe, 16. November, sprechen mir aus dem Herzen. Mein Mann und ich gehen oft Richtung Insultheimer Hof spazieren, es ist ein schönes Naturschutzgebiet, friedlich und ruhig. Wenn man Muse hat, kann man allerlei Tiere beobachten.

Aufmerksam geworden durch die Imkerin und den Nabu haben wir uns vergangene Woche das betroffene Areal angesehen. Für mich war es sehr bedrückend, als ich die vielen markierten Bäume sah, die diesem Reiserschnittgarten zum Opfer fallen sollen. Und nicht nur die Bäume sind betroffen. Die Tiere werden leiden, es werden sich zwangsläufig weniger Greifvögel ansiedeln, da sich das Nahrungsangebot dezimiert (Pestizide für die Monokultur und Giftköder gegen Mäuse sorgen dafür). Ein freier Wildwechsel ist durch die Umzäumung dann nicht mehr möglich.

Makaber ist, dass Rosengewächse - auch die der Anwohner vom Hof - entfernt werden sollen, Bäumen werden Blüten genommen, damit keine Bienen angelockt werden und deren Honig wegen vorhandener Giftspuren entsorgt werden muss. Streuobstwiesen darf es in einem gewissen Radius nicht mehr geben. Was mutet man den Hockenheimern noch zu? Als ich vor über 30 Jahren hierher kam, gab es viel mehr Freiflächen und landwirtschaftlich ausgewiesene Gebiete. Hockenheim hat schon viel Land verbraucht für Straßen, Rennstrecke, Eisenbahn . . .

Wir brauchen keinen "keimfreien Garten" (für Baumschulen und Obstgroßvermarkter), keine kommerziellen Betreiber auf dieser Fläche (naturgemäß werden LKW für Transporte die Strecke befahren). Natürlich gibt es auch einen nicht unbeträchtlichen Zuschuss vom Land an die Anteilseigner für dieses Projekt.

Die Betreiber haben sich ja dahingehend pressemäßig geäußert, dass sie sich zurückziehen, falls ein solcher "Garten" hier nicht erwünscht ist. Ich hoffe auf viele Naturschützer, die durch ihre Proteste zeigen, dass eine Veränderung nicht gewollt wird.

Wann werden wir wieder mehr Ehrfurcht vor unserer Natur haben? Sie braucht uns nicht, aber wir sie. Ich möchte hier Albert Schweitzer zitieren: "Ehrfurcht vor dem Leben ist grenzenlose Verantwortung für alles, was lebt . . ."

Barbara Itschner, Hockenheim

Mehr zum Thema

Trotz Änderung im Naturschutzgesetz Der Kampf gegen die Tigermücke in Ketsch geht weiter

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Weltflüchtlingstag Flucht: Von Gambia über Libyen in die neue Heimat Hockenheim

Veröffentlicht
Mehr erfahren