Tag des Waldes - Wirtschaftliche Interessen beim Hardt-Areal? Zu Unrecht "lichter Wald"

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Zum Artikel "Mehr als nur ein PR-Trick" (SZ-Ausgabe, 14. September, Seite 12): Mir scheint, dass einiges zu diesem Artikel eines Kommentars bedarf: Ich denke, dass das Zeitalter, in dem vergoldete Götzen angebetet wurden, längst vorbei ist. Oder doch nicht, wenn man nur der richtigen Partei angehört? Zur Sache. Der angepriesene Bewuchs von Teilen des Oftersheimer "lichten Waldes" trägt meiner Meinung diese Bezeichnung zu Unrecht. Die gepriesene Artenvielfalt bezieht sich hier gewiss nicht auf Bäume, denn hier stehen sehr wenige Kiefern auf einer vom Unterholz befreiten Sandfläche, was sehr unnatürlich wirkt. Dies trifft übrigens auch auf andere Areale der Hardt zu. Die Bodenbeschaffenheit - sprich Sandboden - besonders hervorzuheben ist nicht angebracht, da fast alle Wälder in Deutschland auf nährstoffarmen, landwirtschaftlich nicht nutzbaren Sandböden stehen.

Nun bei der Betrachtung "dieses lichten Waldes" drängt sich mir ein ganz anderer Begriff auf, der für diese Landschaft sicher zutreffender wäre: nämlich der einer Parklandschaft. Allerdings mit falschem Baumbewuchs. Nämlich in einer Parklandschaft dominieren schattenspendende Laubbäume und hier nur vereinzelt stehende, so gut wie keinen Schatten gebende Kiefern. Stellt sich die Frage. Warum brauchen wir den Wald? Wir brauchen ihn als Wirtschaftsraum, also Holzproduzent, als Spielwiese, auf der Menschen ihre archaischen Triebe ausleben können und als Erholungsgebiet.

Nun erscheint mir, dass durch die Propagierung von "lichtem Wald" besonders die beiden erstgenannten Gruppen profitieren. Die erste Gruppe, weil viele Bäume gefällt werden müssen, um diese Art von Wald zu verbreiten, und die zweite Gruppe, da sie durch die Entfernung des Unterholzes - sprich des Wildwuchses - endlich freie Schussbahn hat und so das Wild besser abknallen kann, da dieses keine Deckung mehr hat. Die dritte Gruppe bleibt außen vor. Sie muss sich mit nicht mehr oder temporär nicht mehr oder sehr schlecht begehbaren Waldwegen die Füße verstauchen und mit immer öfter mit nicht mehr Schatten spendenden Arealen im Wald abfinden. Das ist besonders bei den heißen Sommern nicht sehr komfortabel.

Die Vorgabe, dass "lichter Wald Artenvielfalt schafft" lässt außer Acht, dass diese Art von Wald, wie in den Oftersheimer Dünen zu sehen, erst durch menschlichen Einfluss geschaffen wurde, nämlich durch die Waldbeweidung im Mittelalter, also nicht natürlich ist, sondern kultürlich durch menschlichen Einfluss. Ebenso ist die Entfernung von so genanntem Wildwuchs nicht natürlich und sollte deshalb auf kleine Flächen beschränkt sein, wie auch diese Art von "Wald".

Heinrich-Adalbert Auchter, Oftersheim

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