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In der aktuellen Serie „Raus in den Garten“ geht es um Erfahrungen mit Themen, die den Garten betreffen.

Er lebt in faszinierender tierischer Gesellschaft





Bienen und Blüten. Diese beiden Lebewesen bilden eine untrennbare Verbindung. Die einen können nicht ohne die anderen und umgekehrt. Leider, muss man wohl sagen, summt und brummt es mittlerweile weitaus weniger als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Schuld ist vor allem die industrielle Landwirtschaft, dank der neben Vögeln vor allem Bienen eine immer tristere Existenz führen. Dabei sind Bienen nicht nur notwendig für jedes Ökosystem, sondern auch faszinierende Tiere, deren Gesellschaft sich fundamental von der des Menschen unterscheidet.

Dies wird im Schrebergarten von Hans Vogelhuber, der sich intensiv mit Bienen im Allgemeinen und der Imkerei im Speziellen auseinandersetzt, deutlich. „Mittlerweile kümmere ich mich um zwanzig Bienenvölker“, erzählt der sympathische Plankstadter, der mit voller Inbrunst und Liebe zum Detail arbeitet. Sein „Bienengarten“ befindet sich in Schwetzingen, direkt gegenüber dem alten Tabakschuppen. Ins buchstäbliche Schwärmen kommt er, wenn er Näheres über seine schwarz-gelb gestreiften Zweiflügler erzählt.

„Bienen haben einen unglaublich guten Orientierungssinn und finden jedes Mal den Weg zurück zu ihrem Stock.“ Erstaunlich. „Ihr Fixpunkt, erzählt er weiter, „ist die Königin, die sie dank ihres ausgeprägten Geruchssinns über ihre Fühler, die eigentlich Antennen heißen, auch über weite Entfernungen hinweg riechen können. Immerhin erstreckt sich ihr Flugradius auf bis zu fünf Kilometer“, so der Imker. Ihr ausgeprägtes Riechorgan ist jedoch nicht der einzige Grund für ihre gute Orientierung. „Bienen“, so Vogelhuber, „können sich mit ihren Facettenaugen darüber hinaus anhand des Sonnenstandes und der Landschaft orientieren.“

„Eine Bienenkönigin“, erzählt er weiter, „wird von bis zu 25 Drohnen befruchtet und legt an jedem einzelnen Tag an die 2000 Eier ab. Sie ist zudem das einzige Weibchen einer Bienenpopulation, das Nachwuchs zeugen kann.“ Ihre Lebenszeit beträgt drei bis maximal fünf Jahre. „Um die Königin ganz sicher auf den ersten Blick erkennen zu können, nummeriere ich sie und markiere sie darüber hinaus mit einer Farbe“, erzählt Vogelhuber, um dies direkt im Anschluss anschaulich zu präsentieren. Es ist ein Moment, den man nicht so oft erlebt. Es summt und brummt überall, als er mit großer Achtsamkeit den Kasten eines Bienenvolks öffnet. Schritt für Schritt entfernt er alle Wabenrahmen, einen nach dem anderen, bis sie zu sehen ist inmitten Hunderter Arbeiterinnen, die Königin. Ihr klares Kennzeichen ist die schwarze Ziffer 24 auf grünem Grund. Fügt sie sich auch perfekt ein, verbleibt die Königin samt ihrem Volk keineswegs immer an Ort und Stelle. Wer unterschiedlichen Honig gewinnen will, muss nämlich flexibel bei der Wahl des jeweiligen Standortes sein.

Eine reiselustiges Völkchen

„Um geschmacklich speziellen Honig gewinnen zu können“, erzählt Vogelhuber, „müssen die Völker an ebenso speziellen Plätzen abgestellt werden.“ Will man etwa leckeren Rapshonig gewinnen, müssen die Völker zu einem Rapsfeld gebracht werden. „In dieser Woche, so der Imker, „bringe ich meine Bienen nach Heidelberg, in die Nähe der Molkenkur.“ Dort blühen derzeit Kastanien. Der Nektar und die Pollen, den die fleißigen Arbeiterinnen dort sammeln können, wird am Ende zu köstlichem Kastanienhonig. Wenn sie nicht gerade auf Wanderschaft sind und fröhlich in und um Vogelhubers Schrebergarten schwirren, ist der Honig ein ganz anderer. „Dann, so der Bienenfreund, „sammeln sie nämlich Nektar und Pollen aus den Blüten meines Gartens. Dank der großen Blütenpracht machen die Bienen auch vor dem Schwetzinger Schlossgarten nicht Halt. Bald ist die Zeit der Nektarsuche und der Honig-ernte jedoch vorbei. „Im Juli wird der Honig zum letzten Mal aus den Waben geschleudert. Im Anschluss verbleibt er dort, damit die Bienen genug Nahrung zum Überwintern haben“, so Vogelhuber. Nur manchmal, wenn die Nahrung für sie nicht ausreicht, müsse er notgedrungen zufüttern.

Das kurze Leben einer Drohne

Dies sei jedoch nicht der Regelfall. Das mag kaum verwundern. Um überwintern zu können, selektieren Bienen ihr Volk nämlich ohnehin ganz von selbst. Bei den weiblichen Bienen, die im Gegensatz zur Königin nicht befruchtet werden können, handelt es sich um die Arbeiterinnen, die im Laufe ihres kurzen Lebens von maximal 45 Tagen eine Vielzahl von Aufgaben bewältigen. Angefangen mit der Säuberung der Zellen, bewachen sie auch den Stock, sammeln Pollen, Wasser und Nektar und bauen darüber hinaus Waben. Anders sieht es bei den männlichen Bienen, den Drohnen aus. Ihr kurzes Dasein ist nur einer einzigen Aufgabe gewidmet – der Befruchtung einer Königin. Um die junge Königin eines anderen Volkes zu finden, fliegen die Drohnen vor allem in der Zeit von Mai bis Juni aus. Kommt es zur Befruchtung, die in der Luft stattfindet, bleibt das Paarungsorgan der Drohnen meist in der Königin stecken. Die Drohne stirbt nach dem Akt augenblicklich. Kommt es hingegen nicht zur Befruchtung, ist auch der Rest ihres kurzen Lebens nicht wirklich beneidenswert. „Nach der Sommersonnenwende“, so Vogelhuber, „beginnt die sogenannte ,Drohnenschlacht‘, bei der den Drohnen Futter und der Zugang zum Bienenstock verweigert wird.“ Es komme sogar vor, dass jüngere Drohnen von Arbeiterinnen aus dem Bienenstock herausgezerrt oder gestochen werden. Makaber oder ganz normal? In jedem Fall handelt es sich um eine faszinierende Gesellschaft.

Info: Mehr Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Einerseits macht das eigene Stück Land viel Arbeit, andererseits spendet es Freude und kann sogar Glücksgefühle hervorrufen.

Der eine macht seinen Balkon zur grünen Oase, der andere gestaltet den Vorgarten neu oder gar zum ersten Mal.

Die Serie, die jeden Samstag erscheint, will dieses Spannungsfeld beleuchten und versucht dabei Tricks für alle Hobbygärtner oder jene, die zu einem werden wollen, zu liefern. sz

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