Investieren Sie in die Zukunft!

Von 
Herbert Lurg
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Zu Berichten über den Standort für eine Kulturstätte auf dem geplanten Biedensand-Campus im Südhessen Morgen.

Hätten unsere vorherigen Generationen auch so kleinkariert diskutiert und entschieden wie bei der Argumentation, ob ein Bürger- oder Kulturhaus auf dem Campus entstehen soll, es gäbe keine Kirchen, keinen Dom, keine Schillerschule, keine Repräsentationsbauten. Die Ortsbilder wären ohne diese aufwendigen Bauten eintönig und steril.

Lampertheim rühmt sich seiner Musikkultur, doch wo treten beziehungsweise traten die Musiker auf? In einem alten Kino, mitten in der Stadt, mit vorhersagbarem Lärm und Parkproblemen. In der Zehntscheune mit unzureichender Akustik. Im Schwanen-Saal, der in die Jahre gekommenen ist. In einer Mehrzweckhalle, die weder für Sport noch für Musikveranstaltungen optimale Bedingungen bietet. In einem Foyer, als Eingangshalle mit Garderobe und WC konzipiert.

Das Konzept Biedensand-Campus von Landrat Christian Engelhardt führt Lampertheim als weit und breit einmalige Chance ins nächste Jahrzehnt. Schulen und Kulturstätte können hier an einer großen Grünfläche mit Bezug zum Naherholungs- und Naturschutzgebiet Biedensand und Altrhein zusammengeführt werden: der Campus als Tor zum Naherholungsgebiet Biedensand und Altrhein. Ein größeres Leuchtturmprojekt für die Ankurbelung des Tourismus in Lampertheim kann ich mir nicht vorstellen.

Und was diskutieren unsere Stadtverordneten? Die Kosten seien zu hoch, es gebe keine Kostenübernahme des Kreises. Warum auch, das Bürgerhaus soll schließlich für uns Lampertheimer entstehen. Stattdessen soll nun die Zehntscheune saniert werden – ein Saal, der nicht nur in die Jahre gekommen ist, sondern auch zu klein, ohne Tonqualitäten, ohne Charme, im ersten Obergeschoss gelegen.

Diskutiert wird, die Hans-Pfeiffer-Halle umzubauen – eine Halle, weder für Sport noch für gute Musikveranstaltungen optimal nutzbar, im wahrsten Sinne eine Mehrzweckhalle. Das Foyer ist ein hässlicher und kalter Zweckbau. Zu allem Überfluss steht die Halle am Rande einer Mülldeponie. Jetzt bekommt Lampertheim eine einmalige Gelegenheit auf dem Silbertablett präsentiert, und man feilscht um einen Neubau, den alle Städte in der Größe Lampertheims bereits besitzen.

Deshalb mein Appell an alle Entscheidungs- und Bedenkenträger: Wir alle sollten die einmalige Gelegenheit ergreifen und Lampertheim weiterentwickeln. Mit einem Schul- und Kultur-Campus, der unser Naherholungsgebiet vorbildlich einbezieht und zur Geltung bringt. Mit einem Bürger- und Kulturhaus für alle, das Lampertheim zu der Musikstadt erhebt, die seine Bürger verdienen.

Übrigens: Ganz in unserer Nähe gibt es auch eine Stadt, die mit dem Neubau der Popakademie als Musikstadt bekannt wurde. Solche Ideen brauchen aber Impulse der Bürger und vor allem unserer gewählten Stadtverordneten. Die Kosten übernimmt übrigens nicht die Stadtverwaltung oder das Stadtparlament, wie unser ehemaliger Bürgermeister Erich Maier schreibt, sondern wir, die Bürger Lampertheims.

Da muss man auch als gewählter Vertreter der Stadt Verantwortung übernehmen und investieren, um die vorbeschriebenen Möglichkeiten zu erreichen. Wir haben die einzigartige Möglichkeit, die Stadt ins nächste Jahrzehnt zu bringen.

Deshalb mein Appell an alle Stadverordneten: Ergreifen Sie diese einmalige Entscheidung! Verzetteln Sie sich nicht in kleinkarierten Verbesserungen an in die Jahre gekommenen Bauten mit immensen Sanierungsstaus, die am Ende mit absoluter Sicherheit viel mehr Geld verschwenden als gedacht. Investieren Sie in einen Neubau, in dem auch die Lampertheimer Musikschule untergebracht werden könnte. Investieren Sie in die Zukunft Lampertheims!

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