Winnweiler. Gin hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einem absoluten Szenegetränk entwickelt - egal, ob gemixt mit Tonicwater oder pur genossen auf Eis und verfeinert mit einer Scheibe Gurke oder Limette. Dabei kommt der Gin auch immer öfter aus heimischen Destillen. Zwölf von international rund 200 gibt es bereits in Deutschland. Eine davon ist die "Nordpfälzer Edelobst & Whiskydestille" in Winnweiler nahe Kaiserslautern. Dort produziert Bernhard Höning seit 2012 jährlich zwischen 200 und 400 Flaschen seines mit der goldenen Kammerpreismünze ausgezeichneten "Palatinus Dry Gin" - dem ersten Pfälzer Gin überhaupt.
"Da kommt alles rein, was im Pfälzer Wald wächst", sagt Bernhard Höning und grinst. Die genaue Rezeptur bleibt natürlich sein Geheimnis, aber ein paar regionale Botanicals (pflanzliche Zutaten) verrät er dann doch: Spitzwegerich, Brennnesselblätter, Waldmeister und Holunderblüten sind aber nur einige der rund 50 Zutaten, die dem Gin aus der Pfalz seine besondere Note verleihen. Dabei sammeln Bernhard Höning und seine Frau einen großen Teil der Kräuter noch selber auf den umliegenden Wiesen und Wäldern. Neben den regionalen Ingredienzen sind Wacholderbeeren, Koriander, Lavendelblüten sowie Orangen- und Zitronenschalen - wie bei jedem anderen Gin auch - die Grundzutaten des "Palatinus Dry Gin". Und wie beim "Taranis", seinem nach dem keltischen Donnergott benannten Pfälzer Single Malt Whisky, stellt Höning auch die Maische für den Gin eigenhändig aus Gerstenmalz her. "Gin aus Malzbrand ist leicht süßlich und hat deswegen auch mehr Volumen als Neutralalkohol", erklärt der gelernte Braumeister.
Kräuter aus der Region
Danach kommt der aus Maische gewonnene Malzbrand, zusammen mit Kräutern und Wasser in die Brennblase, wo das Gemisch, durch Holz befeuert, erhitzt und im Pot-still-Verfahren zu Gin destilliert wird. "So bekommt das Produkt mehr Aroma", erklärt Bernhard Höning den rund achtstündigen Produktionsprozess. Danach wandert der Gin für sechs bis zwölf Monate in einen Stahltank zur Reifung. Mit einer Ausnahme; "Der Palatinus Gin ,Single Barrel' wird für ein Jahr in einem Bourbon-Fass gelagert", erklärt Höning und zeigt auf eine Flasche mit honiggelber Flüssigkeit. "Das Holz verleiht dem Gin die intensive Farbe", so Höning.
Noten von Lavendel und Holunder
Und wie trinkt Bernhard Höning seinen Palatinus Gin am liebsten? Während der honigfarbene Single Barrel-Gin auf einer Verkostung in Rottweil sogar schon mit einem Tannenzweig gereicht wurde, schwört Bernhard Höning beim "normalen" Palatinus auf ein wenig Eis und eine frisch geschnittene Scheibe Gurke im Glas. "Limette passt nicht so ideal zum Palatinus, da der Gin schon viele Zitrusaromen enthält", erklärt Höning.
Und die riecht man schon beim Entkorken der Flasche. Neben intensiven Wacholderaroma strömt auch der Duft von Zitrusfrüchten in die Nase. Auf der Zunge entfalten sich dann zusätzlich noch süße Noten von Lavendel und Holunder, die für einen lang anhaltenden floralen Geschmackseindruck im Mund sorgen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben/geniessen_artikel,-restaurant-bars-und-essen-szenegetraenk-aus-dem-pfaelzerwald-_arid,594196.html