Gratis Tomaten, Himbeeren und Brokkoli und Beete, auf denen jeder nach Lust und Laune gärtnern darf - die Vision der studentischen Gruppe "Essbares Heidelberg" klingt verträumt. In Teilen der Stadt ist sie jedoch bereits Realität geworden.
"Oft drücke ich Passanten einfach eine Zucchini in die Hand, die können es dann gar nicht glauben", lacht Lea Schenk, "dann erkläre ich ihnen, dass bei uns alle ernten dürfen und sie sind ganz begeistert." Die 25-jährige Medizinstudentin steht inmitten von Bohnen, Beeren und Gurken, die aus Kisten und Kaffeesäcken wachsen - ein Kürbis sprießt sogar aus einer alten Badewanne.
Der kleine Garten vor den Breidenbach-Studios erinnert an eine Oase, inmitten von Beton und Betrieben der Weststadt. Er ist eine von drei Flächen, auf denen kollektiv gepflanzt und geerntet wird: In Neuenheim sprießt das Gemüse auch aus Kisten, in Rohrbach hat die Gruppe ein Beet von 20 Quadratmetern. Unterstützung erfährt das Projekt nicht nur durch kleine Geld- und Sachspenden. Zahlreiche Freiwillige jeden Alters arbeiten mittlerweile in den Gärten.
Jeder, der will, kann helfen
Auch der 21-jährige Volkswirtschaftstudent Manuel Selinger gehört zu ihnen. Er initiierte das Projekt im November 2012, inspiriert von einem Workshop der Universität Tübingen. Manuel erzählt von Leuten, die sich zuerst nicht trauten, mitzumachen, weil es ihnen an Erfahrung fehlt. "Aber unser Motto lautet: Learning by doing. Jeder kann helfen, auch wenn man nur einmal in der Woche zum Gießen kommt", so der Student.
Er pflückt eine Tomate und berichtet von Gesprächen mit Passanten, von Leuten, die ihre tägliche Spazierrunde wegen der Gärten geändert haben und von einer Volksschulklasse, die vor Ort über Gemüse lernte. "Am schönsten ist es, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen", sagt auch Lea. Sie strahlt, wenn sie erzählt, wie alles wächst: die Pflanzen, die Gruppe und der Zuspruch der Anwohner.
"Ja, wir haben schon einiges erreicht", so Manuel, "aber wir haben auch noch viel vor." Workshops und Vorträge zum Thema des Gärtnerns und der Nachhaltigkeit können sie sich gut vorstellen.
Vor allem aber hofft die Gruppe auf eines: mehr Beete, am besten in jedem Stadtteil. Inwiefern dies gelingt, hängt auch vom Gemeinderat ab. Im September wird entschieden, ob die Stadt brach liegende Flächen für die Bepflanzung bereitstellt. Lea erzählt: "Die Gemeinde hat ein kleines Schaubeet-Projekt. Aber da kann man sich das Gemüse auch nur anschauen. Was bringt denn das?" Sie hingegen, so die beiden, wollen verkommenen Flächen einen sinnvollen Nutzen geben und Einwohner von Heidelberg aktiv miteinbeziehen - vom Pflanzen bis zum Ernten. Manuel seufzt und legt die Hände hinter den Kopf: "Ich hoffe sehr, dass die Stadt ungenutzte Flächen zur Verfügung stellt." Ihre Gärten werteten schließlich nicht nur optisch die Stadtteile auf, sondern sie dienten vor allem den Einwohnern und der Gemeinschaft.
Gemeinsames Gärtnern
- Das gemeinsame Gärtnern erfreut sich wachsender Beliebtheit in deutschen Städten. Dahinter steht oft der Wunsch nach umweltverträglich und sozial angebauten Lebensmitteln, Gemeinschaftsgefühl und einer ökologischen Stadtentwicklung.
- "Essbares Heidelberg" ist offen für alle Interessierten (Mail: essbaresheidelberg@gmx.de).
- Jeden Sonntag um 16 Uhr findet außerdem ein offenes Gartentreffen bei den Breidenbach-Studios statt.
- In Mannheim gibt es ein ähnliches Projekt namens "Urban GardeningMannheim". Die Gruppe betreut einen offenen Garten in der Neckarstadt West.
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