Erinnerungen an Badetage im Rhein

Von 
Georg Roos
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Im Sommer 1967 am Rheinstrand in Mannheim: Unser Leser Georg Roos spielt mit seinen Söhnen Stefan (li.) und Klaus im Kies, während im Hintergrund ein Mann im Rhein schwimmt.

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Zum Artikel "Stadt will am Badeverbot im Rhein festhalten":

Da von meinem Jahrgang (1926) nicht mehr viele von der vergangenen Zeit im Strandbad oder beim Schwimmen berichten können, will ich etwas über unsere Kindheit und Jugend - und später mit den eigenen Kindern - in Erinnerung bringen.

Neben dem Strandbad gab es in den sogenannten Freibädern am Stephanienufer und beim Großkraftwerk die Möglichkeit, im Rhein zu baden. Am Strandbad gab es auch ohne Wasserrutschen oder Springtürme viele Plätze, an denen man sich austoben konnte. Rheinaufwärts Richtung Silberpappel gab es einen Schlammtümpel, in dem wir Schlammschlachten geschlagen haben. Und nach dem Schwimmen im Rhein bis zur Reißinsel war der ganze Schlamm abgewaschen. Die Strecke war etwa 1,5 Kilometer lang.

Wellenreiten hinter Raddampfer

Wer sich im Kies niedergelassen hatte, musste aufpassen, dass er rechtzeitig sechs bis acht Meter höher zum betonierten Promenadenweg zog, da die Wellen des Luxusdampfers "Beethoven" fünf bis sechs Meter der Kiesanlage überspülten. Kam ein von einem Raddampfer gezogener Schleppzug, gingen wir ins Wasser, um hinter den Antriebsrädern zwei bis drei Meter in den Wellen auf- und abgehoben zu werden. Das war schöner als eine Fahrt auf der Messe mit der Raupe. Bei "zu Berg fahrenden" Schleppzügen konnte man auf den letzten Kahn klettern und bis zum Großkraftwerk oder zur Kollerinsel mitfahren - und dann zurückschwimmen. Der Lehrer Erich Espenschied, sehr beliebt und geachtet bei den Schülern, ist einmal von Karlsruhe nach Mannheim geschwommen, seine Frau hat ihn dabei im Paddelboot begleitet.

Über den Rhein schwamm man, so etwa ab dem Großkraftwerk, um dann im Weißen Häusel kurz einzukehren. Dabei wurde man 300 bis 400 Meter weit abgetrieben. Die galt es dann, zurücklaufen, um in Neckarau wieder seine Kleider zu finden.

Baumstämme als Markierung

Die Badegrenze war einige Jahre durch Blechbojen markiert. Etwa ab 1937 wurden diese durch schräg im Wasser verankerte etwa 20 Zentimeter dicke, geschälte Baumstämme ersetzt. Hier gab es immer den Kampf: Wer hält sich am längsten sitzend auf den Stämmen? Manche stellten sich sogar auf die Stämme - und fast alle wurden weggespült. Auch Tauchen an der Badegrenze, um Kieselsteine vom Grund zu holen, war sehr beliebt. Die Liegewiese, die durch Holzgitter zur Hälfte als Spielgelände markiert war, fand großen Zuspruch bei Fußballern und Ringtennisspielern. Man traf immer wieder Bekannte.

Meines Erachtens wird heute von Verwaltungsangestellten und Juristen viel zu viel durch Vorschriften reguliert und eingeschränkt. Die Jugend wird davon abgehalten, zu erleben, wie wirkliches Leben abläuft. Alles muss heute klinisch sauber sein. Auch wer sich in seinen vier Wänden einschließt, ist gegen Schäden oder Unfälle nicht für immer gefeit.

Nach meiner Einschätzung wird es dem neuen Betreiber der Gaststätte nicht gelingen, einen Ganzjahresbetrieb aufrecht zu halten, da in den Wintermonaten zu wenige Spaziergänger ins Strandbad kommen.

Seit einiger Zeit - es wird ja auch wieder Sommer - lese ich im "MM" immer öfter, sei es in Leserbriefen oder in Bekanntmachungen der Stadt Mannheim, dass das Schwimmen, Baden und seit Neuestem auch das Füßekühlen im Bereich des Strandbades nicht erlaubt ist - auf gut deutsch: Verboten! Unser Gemeinderat mit Oberbürgermeister Kurz an der Spitze, sein folgsames Sport- und Bäderamt und auch leider die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) Mannheim stellten unisono fest, dass Schwimmen und andere Betätigungen im Rhein Gefahr birgt für Leib und vielleicht auch noch für vieles andere mehr. Soso! Ich bin seit über 50 Jahren Mitglied in der DLRG Mannheim und davon mehrere Jahrzehnte als Aktiver. Nun habe ich mal in meiner Bescheinigungs- und Urkundensammlung gestöbert und siehe da, fand ich doch eine Urkunde, die da lautet: Stromschwimmen der DLRG Mannheim, Distanz 10 Kilometer, gebrauchte Zeit 1.18,53 Std., und die sagenhafte Wassertemperatur betrug 21 Grad, also sch ... kalt.

Kriminaldirektor schwamm voraus

Unterschrieben ist diese Urkunde von dem damaligen Bezirksleiter Oskar Riester - seines Zeichens Kriminaldirektor der Mannheimer Kripo. Und damit wir jungen Wilden nicht zu übermütig wurden, schwamm Riester voraus. Eskortiert wurden wir von dem großen Boot der Wasserschutzpolizei. Welche Schlüsse ziehe ich heute daraus: Der Rhein war damals mit Sicherheit schmutziger als heute und der Rheinstrom auch nicht ein träges Rinnsal.

Aber eines war anders zu heute. Es waren nämlich zwei Bade- oder Schwimmmeister vorhanden. Und zwar im Schichtdienst. Sie hielten ihre Augen am/im Wasser und auf dem Land offen. Solche Personalkosten für mindestens vier Mitarbeiter fehlen dann andererseits wieder bei irgendwelchen Kurz'schen Lieblingsprojekten wie Spinelli! Dazu sagt Herr Kurz, die Besucherzahlen von 1975 würden und werden bei keiner Bundesgartenschau mehr erreicht. Auch der städtebauliche Verschönerungsaspekt erschließt sich mir nicht, wenn im Gegenzug zwei andere Parks dafür mehr oder weniger vergammeln.

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