Familien - Ab September stellt die Stadt Unterstützung der Eltern um - der Betreuungsgutschein fällt weg, andere Subventionen kommen

Drittes Kita-Jahr wird billiger

Von 
Heiko Brohm
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Die Kinder werden von der Umstellung der Gebühren nichts merken, ihre Eltern schon.

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Der Betreuungsgutschein - bald Vergangenheit. Das dritte Kindergartenjahr - künftig kostenlos oder zumindest deutlich verbilligt. Bei den Gebühren für die Kinderbetreuung wird ab Sommer fast alles anders als bisher. Betroffen sein werden davon alle Eltern, deren Kinder eine Mannheimer Krippe oder einen Kindergarten besuchen - egal ob städtisch, kirchlich oder privat. Doch trotz der radikalen Veränderungen weiß derzeit noch kaum jemand von der anstehenden Reform. Auf Nachfrage bestätigt die Stadt aber: Alles kommt wie geplant.

Denn beschlossen ist das schon lange. Im März 2010 einigten sich die Mannheimer Politiker bei den Haushaltsberatungen überraschend auf die neue Linie. Und die lautet: Der Betreuungsgutschein, der die Kita-Gebühren subventioniert, fällt vollständig weg. Dafür bekommen die Eltern etwas zurück, und zwar ein kostenfreies oder zumindest deutlich vergünstigtes drittes Kindergartenjahr, je nachdem, was für ein Angebot sie nutzen. Gleichzeitig wurde auch die schrittweise Erhöhung der Betreuungsgebühren beschlossen. Diese Erhöhung, der letzte Schritt folgt ebenfalls im September, trifft nur die städtischen Einrichtungen, die anderen Veränderungen gelten für alle Träger und alle Eltern. Die Stadt verteilt also Geld um - und profitiert dabei wohl finanziell auch selbst. Denn der Gutschein brachte einer Familie bisher im Maximalfall über 2000 Euro Erleichterung. Das vergünstigte dritte Kindergartenjahr bringt gut 1000 Euro.

Mit dem Abschmelzen des Betreuungsgutscheins begann die Stadt schon bald nach der Entscheidung im Sommer 2010. Der Coup, nämlich das beitragsermäßigte dritte Kindergartenjahr, soll es dagegen erst ab September 2012 geben, so steht es in dem Beschluss von 2010. Seitdem war öffentlich wenig zu hören. Doch jetzt bestätigt Maria Wagner, im Jugendamt für die Kinderbetreuung zuständig, dem "MM": "Das wird alles so kommen, wie es beschlossen wurde." Derzeit gehe es in der Verwaltung noch um Fragen der Organisation und Absprachen mit den freien Trägern. Sobald alles geklärt sei, werde man sich auch an die Öffentlichkeit wenden.

Das Kernstück des Beschlusses funktioniert so: Die Stadt übernimmt für alle Kinder, die seit dem dritten Geburtstag eine Einrichtung besucht haben, die Gebühren für einen Regelplatz im letzten Kindergartenjahr vor der Schule. Das sind im Monat 95 Euro. Nutzen die Kleinen ein Halb- oder Ganztagsangebot, so müssen die Eltern die Differenz drauflegen. Das Angebot soll ein Anreiz für die Eltern sein, ihre Kinder schon ab deren drittem Geburtstag in eine Kita zu bringen.

"So schlank wie möglich"

Derzeit arbeitet die Stadt noch an organisatorischen Details. Etwa daran, was mit Familien passiert, die zuziehen. Hier müssen die Eltern erklären, dass ihre Kinder auch zuvor schon eine Kita besuchten. "Die Regelung soll so schlank und einfach wie möglich sein, aber natürlich trotzdem Rechtssicherheit gewähren", sagt Wagner.

Der Stadtelternbeirat begrüßt die Neuregelung ab Sommer. "Das betragsfreie dritte Kindergartenjahr halten wir für sehr sinnvoll", sagt die Vorsitzende Silvana Kraka. "Das ist der richtige Schritt, um noch mehr Kinder in die Einrichtungen zu bringen. Für die Bildungsgerechtigkeit ist das von großer Bedeutung."

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