Die Nachmittagsbetreuung von Grundschülern an Ganztagsschulen nach Unterrichtsende wird ausgedehnt, dafür für die Eltern aber auch kostenpflichtig. Das hat der Bildungsausschuss in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen. Die Neuregelung gilt bereits ab dem kommenden Schuljahr an den sechs Ganztagsgrundschulen in Mannheim.
Bislang war die zusätzliche Betreuung der Kinder an dieser Schulform nach Unterrichtsende kostenlos für die Eltern. Da das Land Baden-Württemberg die Ganztagsgrundschulen aber vom Status eines Schulversuchs in ein dauerhaftes Angebot umgewandelt hat, ändern sich auch die Zuschussregeln. Damit sah sich die Stadt gezwungen, das freiwillige Betreuungsangebot anderweitig zu finanzieren.
Ab Herbst dieses Jahres müssen sich darum auch die Eltern beteiligen. "Es geht uns dabei auch um die Frage der Gleichbehandlung", sagte Lutz Jahre, Leiter des Fachbereichs Bildung. Schließlich müssten Eltern von Kindern, die einen "normalen Hort" an einer Grundschule besuchen, ebenfalls Gebühren bezahlen. Zudem werde die Betreuungszeit an den sechs Ganztagsgrundschulen mit der Neuregelung ausgedehnt. Statt bis 16 Uhr gilt auch hier dann die in den städtischen Horten gängige Zeit von 17 Uhr.
Zustimmung mit einem Haken
Daneben soll in dem Schritt auch die Möglichkeit der Ferienbetreuung für alle Kinder eingeführt werden. Auch für die, die während der Schulzeit keine erweiterte Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen. Bislang ist das so nicht gegeben.
Viel Zustimmung gab es dazu im Bildungsausschuss - bis auf einen Punkt. Die Grünen monierten, dass die Neuregelung den Vertrauensschutz der Familien verletze, die jetzt bereits Kinder an den Schulen haben. "Die haben die Schulen unter anderen Voraussetzungen ausgesucht", sagte Dirk Grunert (Grüne). Er und sein Fraktionskollege Raymond Fojkar verwiesen auf Familien, die gerade so viel verdienten, dass sie keine staatliche Hilfe bei den Gebühren beanspruchen könnten.
Die gleichen Probleme sah der Gesamtelternbeirat. "Wir können dem Vorschlag der Verwaltung zustimmen, aber nur mit ganz großem Bauchweh", das sagte Sabine Leber-Hoischen. Sie sah gar einen "Missbrauch" des Vertrauens der Eltern, die sich die Schulen vor Jahren ausgesucht hatten.
Die anderen Parteien teilten die Bedenken in dieser Form nicht. "Im Ganzen ist das für Eltern ein gutes Angebot", sagte Lena Kamrad (SPD), sie lobte vor allen Dingen, das es künftig flexible Wahlmöglichkeiten geben soll. So müssen Eltern den Freitag als Betreuungstag nicht mitbuchen, da auch viele berufstätige Eltern freitags keine zusätzliche Kinderbetreuung am Nachmittag benötigen. Kamrad forderte aber, dass an den betroffenen Schulen alle Eltern noch einmal über die Unterstützungsmöglichkeiten für Geringverdiener hingewiesen werden.
Die Mehrheit des Ausschusses stimmte der Neuregelung schließlich zu. Die Grünen scheiterten mit ihrem Antrag, die Gebühren für Eltern, die schon Kinder an der Schule haben, zu halbieren. Sie enthielten sich dann bei der Endabstimmung.
Die Neuregelung
Derzeit gibt es sechs Ganztagsgrundschulen in Mannheim: Astrid-Lindgren-Schule, Hans-Christian-Andersen-Schule, Jungbuschschule, Uhland-Grundschule, Vogelstangschule, Johannes-Kepler-Schule.
An diesen und an allen künftig eingerichteten Ganztagsgrundschulen gilt die Neuregelung zum Schuljahr 2016/17.
Städtische Betreuungsgebühren sind nach Zahl der Kinder in einem Haushalt gestaffelt. Eine Ein-Kind-Familie zahlt für das neue Angebot 56 Euro im Monat im Maximalfall - also inklusive einer Nachmittagsbetreuung freitags.
Abhängig sind die Gebühren zudem auch davon, ob an der Schule bis 15 oder bis 16 Uhr unterrichtet wird. bro
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