Tierschutz - Helfer bezähmen die Not der Streuner seit Jahrzehnten / Eigentümer ermöglicht Zugang zum Gelände

Katzenjammer auf altem US-Gelände

Von 
Susanne Räuchle
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Sie streunen herrenlos durch die verlassenen Kasernengelände und entwickeln sich struppig nach eigener Art: die Katzen auf dem ehemaligen Gelände der US-Streitkräfte. Der Tierschutzverein und private, engagierte Tierfreunde kümmern sich seit Jahren um die "Cats", die von US-Soldaten-Familien nicht mit nach Amerika genommen wurden. Häufig ließ man die Haustiere einfach im Kasernen- oder Wohnbereich zurück.

Scheue Kreaturen

Die Army zieht ab, ihre Katzen bleiben: Doch nach Absprache mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), der das Gelände nun gehört, kann den verwilderten Feliden weiterhin geholfen werden. Eine Mitarbeiterin des Facility Management der BIMA wird den Tierschützern am Montag Schlüssel übergeben, so dass die Helfer weiterhin aktiv werden können.

Die herrenlosen, streunenden Katzen sind absolut scheu und nicht in Haushalte zu vermitteln, können sich andererseits nicht selbst durchschlagen, bedauert der Vorsitzende des Tierschutzvereins Herbert Rückert die Misere dieser Miezen. Um Auswirkungen auf die Populationen streunender Katzen im Stadtgebiet weitgehend zu vermeiden, haben Tierschützer die Vagabundierenden auch auf den Kasernengeländen über Jahre hinweg eingefangen, kastriert, gegebenenfalls tierärztlich behandelt und dann wieder an den Standorten ausgesetzt. Ein Töten dieser Katzen, so Rückert, verbietet das Tierschutzgesetz.

Wer glaube, die Tiere könnten sich einfach selbst ihr Futter suchen, irre sich, mahnen die Experten. Viele Streuner, die nicht an Futterplätzen von Tierschützern versorgt werden, hungern oder verhungern erbärmlich. Immer wieder landen total ausgezehrte und kranke Tiere in den Fallen des Vereins.

Alleine auf dem riesigen Areal der Coleman Barracks in Sandhofen werden vom Tierschutzverein an acht Futterplätzen mehr als 200 Tiere versorgt. Wenn jetzt zum 1. September Bereiche von Benjamin-Franklin-Village und die Funari-Barracks schließen, wenn die Wachen abziehen, kann Tierfreundin Birgit O'Hearn weiter ihre 50 Katzen versorgen, sie bekommt Schlüsselgewalt.

Bei der BIMA hatte man die Dringlichkeit der Situation anfangs nicht klar erkannt, denn selbst die Katzenfütterer bekommen die scheuen Kreaturen selten zu Gesicht. Einen Überblick über den Bestand haben die Betreuer nur, weil sie einen Großteil der Tiere schon in Fallen eingefangen, kastriert und wieder zurückgesetzt haben. Jetzt wird der Tierschutzverein, der sich zusammen mit vielen Ehrenamtlichen seit Jahrzehnten um die herrenlosen Tiere kümmert, das Problem weiter im Auge behalten und verhindern, dass es sich vermehrt und innerstädtisch Kreise zieht. Für diese Aufgabe wendet der Tierschutzverein nach Eigenaussage jährlich etwa 40 000 Euro auf. Rückert: "Wenn wir nicht weiter darauf achten, dass die verlassenen Katzen in diesen Geländen durch regelmäßige Überwachung und Kastrationen in einer überschaubaren Population gehalten werden, werden wir in kürzester Zeit auch in den angrenzenden Stadtteilen, Kleingartenanlagen und Firmengeländen Schwierigkeiten haben." Das jahrelange Ringen wird also fortgesetzt, der Futternapf weiter gefüllt.

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