Jazz, tanzende Farben und ein rund 30 Millionen Euro schweres Loch im Portemonnaie: Mit zwei Aufführungen der Jazz-Veranstaltung "Nordic Lights and Sounds" haben die Förderer des sanierungsbedürftigen Mannheimer Herschelbades am Samstagabend auf sich aufmerksam gemacht und klare Forderungen an den Gemeinderat gestellt.
Im Eingangsbereich des Herschelbades bildet sich eine lange Schlange. Mit so einem Andrang hatten die Freunde und Förderer des Herschelbades, die Werbegemeinschaft Mannheim City und der Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt nicht gerechnet. "Wir sind sehr zufrieden", resümiert Gisela Frank, die Frau an der Kasse und Geschäftsführerin des Fördervereins Herschelbad hinterher.
"Bad ist ein Prunkstück"
Rund 400 Gäste sind gekommen, um sich das Spektakel aus Jazz, Synchronschwimmen und einer Lichtinstallation anzuschauen. Die Veranstalter wollten so auf die Problematik um die Sanierung des prunkvollen Jugendstilbaus aufmerksam machen. Zwischen 25 und 30 Millionen Euro würde laut Schätzungen eine Komplettsanierung kosten.
Auf den ersten Blick bleiben die Mängel verborgen. Der historische Bau kombiniert mit dem Lichtspiel auf dem weißen Dachgewölbe, ruhiger Live-Jazzmusik und geschmeidigen Bewegungen der Internationalen Deutschen Synchronschwimm-Meisterinnen im Wasser verströmt für den Moment eine magische Atmosphäre. Die Besucher verteilen sich um den Beckenrand, manche machen es sich auf Liegestühlen bequem, andere sitzen einfach auf den Fliesen. Im oberen Teil drängen Besucher an die Geländer mit Blick auf das Schwimmbecken, in dem die Damen langsam und elegant in verschiedenste Formationen treiben und dabei sachte Arme und Beine bewegen. Der Raum ist in blau-grün-violettes Licht getaucht. An der Stirn- sowie den beiden Außenseiten stehen Jazz-Trompeter Thomas Siffling, Saxofonistin und Jazz-Preisträgerin des Landes Baden-Württemberg Alexandra Lehmler und der Kölner Klangkünstler und Gitarrist Alex Gunia.
"Ich hoffe, dass wir darauf aufmerksam gemacht haben, dass das Herschelbad dringend saniert werden muss", sagt Thomas Siffling hinterher und räumt ein, die Sache vor Beginn der Proben selbst nicht richtig auf dem Schirm gehabt zu haben. "Das Bad ist ein Prunkstück, dafür müssen wir etwas tun", fordert er. Der Mannheimer wünscht sich mehr solcher Veranstaltungen und hofft im nächsten Schritt auf Spendenbereitschaft.
Stefan Rebmann, Vorsitzender des Vereins Freunde und Förderer des Herschelbades, sieht anstelle von Investoren vielmehr den Gemeinderat in der Pflicht. Das Bad solle kein Wellnesstempel werden, mit dem viel Geld verdient werden könne, sondern als Badeanstalt mit sozialverträglichen Preisen weiterhin allen Gesellschaftsschichten zugänglich sein.
Zum Finale wird im Bad die Musik lauter, schneller, dramatischer. Die Synchronschwimmerinnen bewegen sich nicht mehr nur grazil und elegant durchs kühle Nass, sondern strampeln wild mit den Beinen, so dass das Wasser im Wettstreit mit den Jazz-Tönen nur so spritzt.
Der Mannheimer Bernd Eggert ist "von der meditativen Stimmung" überwältigt. "Als Kind war ich oft mit meinem Vater hier und habe schwimmen gelernt. Für mich ist es das schönste Bad Mannheims", sagt Eggert.
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