Porträt - Claudia Schmid aus Seckenheim schreibt Romane, die in der Region spielen

Mannheim inspiriert zum Krimi

Von 
Sarah Weik
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Leidenschaftliche Schreiberin und beliebte Vorleserin: Claudia Schmid.

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Lange Zeit hat Claudia Schmid auf weibliche Art gemordet. Mit Gift etwa, "weil das keine Berührung erfordert - die versuchen Frauen ja zu vermeiden." Männer nicht. Sie töten oft impulsiv, gewaltsam und nutzen Waffen. Schmids jüngster Mord ist ein männlicher. Das Opfer, ein Winzer von der badischen Bergstraße, wird während der Mannheimer Mess an die Rückwand einer Weinhütte genagelt und erstochen. Ein grausamer Tod.

Schmid mordet am Schreibtisch, sie tötet mit Buchstaben und Worten. Die Wahl-Mannheimerin schreibt Krimis, die bisher vor allem in Sammlungen erschienen sind. In wenigen Tagen jedoch erscheint ihr erster Kriminalroman: "Mannheimer Todesmess". Und die Autorin ist aufgeregt: "Es ist wie ein Baby, ein Kind, das man dann in die Welt entlässt", sagt die 52-Jährige.

Leben in der eigenen Welt

Schmid sitzt im idyllischen Gärtchen ihres Hauses in Seckenheim, vor sich ein Stück Apfelkuchen, das sie nicht anrührt. Sie hat viel zu erzählen. "Ich habe eine lebhafte Fantasie", sagt sie. "Schon als Kind habe ich in meiner eigenen Welt gelebt und viel gelesen." Wenn sie schreibe, könne sie sich richtig in das Geschehen hineinsteigern. Einmal habe sie eine Verfolgungsszene geschrieben und hatte danach einen Arzttermin. "Der Doktor hat erhöhten Blutdruck festgestellt. Bis ich dem erklärt habe, dass ich gerade eine spannende Szene geschrieben habe . . ."

Zum Schreiben kam Schmid über Umwege. Eigentlich ist sie gelernte Einzelhandelskauffrau, doch ihr Traum war es immer, Germanistik zu studieren. Sie arbeitete in der Verwaltung der Universität ihrer Heimatstadt Passau - "so habe ich mich dem zumindest angenähert." Nebenbei holte sie ihr Abitur nach. Als sie mit ihrem Mann vor über 20 Jahren nach Mannheim zog, sah sie das als Chance zur Veränderung und verwirklichte sich ihren Traum. Schmid schrieb sich für Germanistik und BWL ein. Noch während des Studiums wurde ihre Tochter geboren. "Ich habe sehr gern studiert", erzählt Schmid. Noch heute schwärmt sie von einzelnen Vorlesungen und Seminaren. Durch die Beschäftigung mit Literatur entstand der Wunsch, selbst zu schreiben. Sie tastete sich langsam heran, fing mit kurzen Geschichten an. "Ich habe durch das Schreiben schreiben gelernt", sagt die 52-Jährige. Sie widmete sich verschiedenen Themen, lebte neben ihrer kriminellen Ader auch ihre Lust an Historischem literarisch aus. Erst nach ein paar Jahren wagte sie sich an ihren ersten Roman: "300 Seite muss man ja schon mit Sinn und Verstand füllen.

Figuren als Ausgangspunkt

Dass sie als "Neigeplaggde" Geschichten schreibt, die in Mannheim spielen, ist für Schmid kein Widerspruch. "Ich lebe gerne hier, ich finde die Menschen viel offener und toleranter als in meiner Heimat in Niederbayern." Außerdem sei die Stadt für sie die beste Inspiration: "Wenn Sie eine Idee für einen Krimi brauchen - gehen Sie nachts durch Mannheim." So kann man in der "Todesmess" das Ermittlerduo Melanie Härter und Jörg Kenner durch die Quadratestadt und die Weinberge der Bergstraße begleiten und mitschmunzeln, wenn ein zugezogener Staatsanwalt sich wundert, warum in seiner Nachbarschaft im Jungbusch jemand ständig Kakao kocht.

Ausgangspunkt für ihre Geschichten sind für Schmid die Figuren. "Es hat mich immer interessiert, warum Menschen so handeln und nicht anders - und was sie dazu bringt, einen Mord zu begehen." Wie sehr Schmid an ihren Texten und ihren Protagonisten hängt, merkt man bei ihren Lesungen. "Es macht einfach Spaß, die Figuren lebendig werden zu lassen", sagt sie. Die 52-Jährige lässt ihren Blick kurz über die Hausfassaden ihrer Nachbarn links und rechts schweifen. Dann legt sie los. Sie liest nicht - sie schreit, zetert, flüstert und lacht. "Ich mache genau das, was ich machen will", sagt Schmid. Sie hat sich ihren Traum erfüllt. Das nächste Buch ist in Arbeit.

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