Was ist der Mannheimer Wohnungsmarkt denn nun? Ein "vergleichsweise ausgeglichener" oder einer mit "besonderen Angebotsdefiziten"? Die Antwort der städtischen Experten: beides. So steht es in einer Vorlage, über die der Ausschuss für Umwelt und Technik gestern Nachmittag beraten hat. Die Parteien hatten dazu schon vorher zahlreiche eigene Anträge gestellt - das Thema Wohnen ist angesagt.
"Die mangelnde Verfügbarkeit von Wohnraum für Fachkräfte und avisierte urbane Zielgruppen", so schreibt es die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage, sei eine "gravierende Schwäche des Wohnstandortes Mannheim". Einfach gesagt: Es fehlt besonders an hochwertigen Wohnflächen. Dagegen sehe es in Sachen Mietwohnungen bis auf einige Bereiche "relativ ausgeglichen" aus. Mit anderen Großstädten, wo über einen Wohnungsmangel diskutiert werde, sei Mannheim nicht zur vergleichen, heißt es in der Vorlage.
Für die Experten aus dem Rathaus hat das eine logische Konsequenz: Die Stadt müsse sich auf das konzentrieren, was fehlt. Das neue wohnungspolitische Programm "Wohn-.Raum.Stadt II" tue dies - mit dem Ziel, Mannheim zu einem attraktiven Wohnziel zu machen.
Der zuständige Bürgermeister Lothar Quast (SPD) drückte sich vorsichtiger aus - blieb aber der Zielrichtung treu. "Wohnraum für alle Nachfragen" solle es geben, "nicht einseitig, sondern differenziert". Am Beispiel Benjamin Franklin Village zeigte Quast die städtischen Vorstellungen. Von den 3000 Wohneinheiten dort sollen 60 Prozent Eigentums-immobilien sein und nur 40 Prozent zur Miete. Bei dem Verkauf an die Investoren wolle die Stadt Vorgaben machen, damit auch günstigere Angebote entstehen. Am Rand von Benjamin Franklin soll dann hochwertiger Wohnraum entstehen.
Mehr Eigentum finden alle gut
Eine politische Wende also? Allerdings, findet zumindest Konrad Schlichter (CDU): "Das ist eine ausgesprochen neue Akzentuierung, die ich mir schon vor zehn, 15 Jahren gewünscht hätte." Unterstützung auch von der SPD, aber anders gewertet. Ralf Eisenhauer betonte die Bedeutung von Angeboten für alle Gruppen. Vor allem müsse die Stadt Familien ohne hohe Einkommen dabei unterstützen, Eigentum zu erwerben. Für die Grünen bedauerte Wolfgang Raufelder, dass ökologische Kriterien in dem städtischen Plan kaum eine Rolle spielten. Zudem forderte er, weiterhin auch die Innenentwicklung zu fördern.
Eberhard Will (AfD) forderte, die städtische GBG solle sich auf "ihr Kerngeschäft" konzentrieren, das Anbieten von günstigen Wohnungen. Thomas Trüper (Linke) stellte fest, dass Neubauten für mittlere Einkommen in Mannheim nicht mehr bezahlbar seien - hier müsse die Stadt auf Benjamin Franklin Abhilfe schaffen. Volker Beisel lehnte für die FDP Wohnraumförderprogramme ab, vor allen Dingen bei den niedrigen Zinsen seien sie derzeit nicht sinnvoll. Und Christopher Probst (Mannheimer Liste) bemerkte, dass das vorgelegte Programm zu beliebig sei.
Nach zweieinhalb Stunden gab es eine große Mehrheit für das Programm - und den Wunsch, über einzelne Entscheidungen, allen voran den Umgang mit den GBG-Wohungen am Damaschke-Ring, intensiver öffentlich zu diskutieren.
Mannheims Wohnungsmarkt
Die Stadt Mannheim hat zum Stand 31. Dezember 2013 rund 308 000 Einwohner. Das sind die Zahlen der städtischen Statistikstelle - der bundesweite Zensus ergab deutlich geringere Zahlen.
Seit 2001 ist die Einwohnerzahl nach städtischer Einschätzung um 2,9 Prozent gestiegen. Auch die derzeitige Prognose geht von einem weiteren, schwachen Wachstum aus.
Laut dem aktuellen Mietspiegel liegt das Mietniveau derzeit bei einer durchschnittlichen Kaltmiete von 6,71 Euro pro Quadratmeter.
Bei Eigenheimen hat die Stadt eine Medienanalyse vorgenommen: Hier konnten für das Jahr 2013 nur 127 Objekte erfasst werden, da das Angebot so klein ist. Ein freistehendes Einfamilienhaus kam im Schnitt auf 2610 Euro/Quadratmeter Kaufpreis.
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