Fast doppelt so viele Taschendiebstähle und ein deutlicher Anstieg bei Straftaten auf der Straße. Gleichzeitig ein Rückgang bei der Gewaltkriminalität wie Körperverletzung und Raub und ein deutliches Minus bei den Wohnungseinbrüchen. So sieht die Kriminalitätslage in Mannheim in den ersten neuen Monaten des Jahres 2015 aus. Unterm Strich verzeichnet die Statistik bei den angezeigten Straftaten ein Plus von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Polizeipräsident Thomas Köber hat den Stadträten im Sicherheitsausschuss des Gemeinderats am Dienstag die aktuellen Zahlen vorgestellt - die Politiker hatten darum gebeten. Normalerweise veröffentlicht die Polizei nur Kriminalitätszahlen eines komplett abgelaufenen Jahres. Köber betonte deshalb auch, die Statistik sei lediglich als "Tendenz" zu verstehen. Bis zum Jahresende könnten sich Zahlen immer noch verändern.
Der deutliche Zuwachs bei den Taschendiebstählen ("Da arbeitet jemand sehr erfolgsorientiert") und generell bei der Zahl der Straftaten auf der Straße bereitet dem Polizeipräsidenten Sorge. In der Oststadt, vor allem aber in der Innenstadt ist die Straßenkriminalität laut Köber im Vergleich zum Vorjahr erheblich gestiegen. In der Neckarstadt-West dagegen, wo Bewohner zuletzt wegen der zunehmenden Kriminalität massiv Alarm geschlagen hatten, verzeichnet die Statistik bei der Straßenkriminalität einen leichten Rückgang. Das gilt auch für die Gewaltkriminalität. Die ist laut Köber in diesem Jahr um rund vier Prozent zurückgegangen. "Es ist nicht so, dass wir in Mannheim einer überdurchschnittlichen Gewaltkriminalität ins Auge sehen", so Köber.
Von den bislang in den ersten neun Monaten ermittelten rund 11 200 Tatverdächtigen sind laut der Statistik rund 5150 Ausländer. Dieser Anteil sei "sehr hoch", so Köber. Der Anteil der Asylbewerber unter den Tatverdächtigen dagegen sei mit 743 vergleichsweise gering -schließlich lebten derzeit rund 9000 Flüchtlinge in der Stadt. Bei den Delikten, die Flüchtlinge begangen haben, handelt es sich zum großen Teil um Vermögens- und Fälschungsdelikte (306), Diebstähle (297) und Rauschgiftdelikte (113). Eine Gruppe minderjähriger Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind, hat laut Köber in der Vergangenheit Autos beschädigt und Passanten mit Messer oder Pfefferspray überfallen. Manche von ihnen seien mittlerweile in Haft, andere hätten nach den Ermittlungen die Stadt verlassen.
Der Polizeipräsident betonte vor den Stadträten, dass die große Zahl von Flüchtlingen für deutlich mehr Arbeit bei der Polizei sorge. Zum Beispiel wegen der fast täglichen nächtlichen Einsätze, wenn am Hauptbahnhof Flüchtlinge ankommen, die dann auf dem Postgelände in Busse umsteigen und in Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht werden. Das Thema Flüchtlinge verschlinge derzeit rund 15 Prozent der Kapazitäten, so Köber. "Das fehlt woanders."
Massenunterkünfte für Flüchtlinge hält der Polizeipräsident generell für problematisch. "Durch die Enge und das Zusammenleben verschiedener Ethnien kommt es da leicht zu Konflikten." Um noch näher dran zu sein, will die Polizei jetzt einen eigenen Posten im Benjamin Franklin Village eröffnen. "Es ist besser, von Anfang an präsent zu sein und Konflikte im Entstehen zu verhindern." Köber betonte aber auch, dass die Flüchtlinge die Polizei als Konfliktschlichter akzeptierten.
Blick in die Statistik
- Von Januar bis September 2015 sind in Mannheim knapp 25 900 Straftaten angezeigt worden. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist das ein Plus von 7,4 Prozent.
- Einen Zuwachs gibt es vor allem beim Taschendiebstahl, und zwar um 94,7 Prozent. Auch die Gesamt-Zahl der Diebstahls-Delikte ist um 8,7 Prozent gestiegen. Ein Plus gibt es generell bei Straftaten, die sich auf der Straße abspielen (plus 9,7 Prozent). Zuwächse verzeichnet die Statistik auch bei Leistungserschleichung (zum Beispiel Fahren ohne Fahrschein, plus 17 Prozent) und bei Autodiebstahl (plus 4,2 Prozent).
- Rückgänge kann die Polizei insgesamt bei Gewaltkriminalität (minus 4,2 Prozent) vermelden, zu der Delikte wie gefährliche Körperverletzung (minus 3,3 Prozent) und Raub (minus 2,2 Prozent) gehören.
- Ein Minus verzeichnet die Statistik auch bei Sexualstraftaten (minus 6,1 Prozent), Raddiebstahl (minus 3,8 Prozent) und Einbruch (minus 17,5 Prozent).
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