Bäderkonzept - Stadt sucht für Jugendstilbau private Betreiber und Nutzungskonzeptionen / Ärger über mangelnde Informationen

Neuer Anlauf beim Herschelbad

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Martin Tangl
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Außen nach der Fassaden- und Dachsanierung hui, drinnen immer noch pfui - so sieht FDP-Fraktionschef Volker Beisel derzeit das bei vielen Bürgern so beliebte Herschelbad. Und die Mannheimer fürchten, dass es noch eine Zeit dauern wird, bis das Bürgerbad auch von innen wieder in altem Glanz erstrahlt und technische Mängel beseitigt sind.

Mit einem neuen Verfahren, dem "wettbewerblichen Dialog", wollte die Stadt nun bei privaten Betreibern und Konsortien nach einem neuen Nutzungskonzept suchen. Auf die europaweite Ausschreibung für ein künftiges Schwimm- und Wellnessbad mit Gesundheitsprävention hatten sich schon vor Monaten zwei Interessenten gemeldet.

Weitere Vorarbeiten notwendig

Wie der kommissarische Leiter des Fachbereichs "Sport und Freizeit", Marcus Becker, unserer Zeitung erläutert, wird der Findungsprozess jedoch noch einmal neu aufgerollt. "Wir haben erkannt, dass für so ein kompliziertes Projekt von uns detailliertere und aufwendigere Vorarbeiten geleistet werden müssen", gibt der Fachmann zu. Der neue Anlauf auf der Suche nach Investoren habe aber mit dem mangelnden Interesse potenzieller Betreiber nichts zu tun, sondern habe nur sachliche Gründe.

Die erste Ausschreibung werde nun aufgehoben, das Projekt Herschelbad ab Herbst neu europaweit auf dem Markt präsentiert, betont Becker. Eine Entscheidung ist jetzt für Frühjahr 2013 angekündigt. Danach werden die ausgewählten Unternehmen oder Konsortien aufgefordert, erste Konzeptionen und Vorschläge für die von Mannheim vorgegebene Aufgabenstellung sowie Pläne für Investitions- und Folgekosten zu erarbeiten. Derzeit fährt das Herschelbad jährlich einen Verlust von fast 1,4 Millionen Euro ein, der aus dem Etat der Stadt bezahlt wird. Künftig soll der Betrieb grundsätzlich kostendeckend erfolgen, wobei die Eintrittspreise ins Schwimmbad weiterhin "sozialverträglich" gestaltet werden müssen. Für Wellness gibt es hingegen keine Vorgaben bei der Preisgestaltung. In Phase 3 geben dann die Bieter mit den besten Konzeptionen konkrete Angebote ab - was schließlich am Ende des Verfahrens zum Zuschlag für den Bäderbetrieb führen soll.

Für politische Brisanz sorgt jetzt, dass wohl der Gemeinderat über möglichen Bäderbetreiber nicht informiert war. Schon vor einem Jahr sollten erste Ergebnisse des Teilnahmewettbewerbs vorgelegt werden. Nun fiel der FDP-Fraktion in der vergangenen Woche auf, dass die Verwaltung eigentlich versprochen hatte, Informationen über diese Interessenten zu liefern. "Erst jetzt informierte uns Bürgermeister Lothar Quast, dass die 2011 gestartete Suche nach einem Nutzungskonzept ergebnislos abgebrochen wurde", ärgert sich Fraktionschef Volker Beisel. Er sei "ehrlich mehr als erstaunt", dass die Verwaltung den Gemeinderat nur beiläufig - und das nur auf ausdrückliche Nachfrage hin - über diesen Misserfolg informiert habe. Becker widerspricht dem erneut, die Stadt werde das Verfahren nicht wegen mangelndem Interesse, sondern "aus triftigen Gründen" neu ausschreiben: "Schließlich wollen wir ein verwertbares Angebot."

Über mangelnden Informationsfluss aus dem Rathaus kann sich dagegen Stefan Rebmann, SPD-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der Freunde und Förderer des Herschelbads, nicht beklagen: "Wir waren jederzeit über den Stand der Dinge informiert."

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