Herzogenried - Neue Torwache kostet acht Millionen Euro / Frauenhaftplätze geplant, aber nicht bis zur Schließung von Heidelberg fertig

Neues "Aushängeschild" für JVA

Von 
Angela Boll
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Ein Blick auf das Modell der neuen Torwache: Carolyn Gilch, Manfred März, Bernd Müller und Thomas Weber.

© Tröster

Die Mannheimer Justizvollzugsanstalt steht vor einem ihrer größten Bauprojekte: Für acht Millionen Euro soll in der Herzogenriedstraße 111 eine neue Torwache entstehen. Schon vor Jahrzehnten hatte man hinter den Gefängnismauern diesen Plan zu Papier gebracht, immer wieder kam er auf den Tisch und wanderte genauso oft zurück in die Schubladen. Doch jetzt ist es amtlich: Die Vorbereitungen laufen, im November folgt der Spatenstich.

Nur noch ein Eingang

"Es wird höchste Zeit", kommentiert JVA-Chef Thomas Weber das Vorhaben. Denn durch die neue Torwache erhalte die Anstalt nicht nur ein "neues Aushängeschild", sondern auch eine erhöhte Sicherheit für die Abläufe innerhalb des Geländes. Um das zu gewährleisten, wird sich einiges tun. Über 100 Jahre lang gab es in der Herzogenriedstraße zwei Eingänge: einen für Fahrzeuge - direkt neben der Turnhalle - und einen für Besucher - die denkmalgeschützte, alte Torwache. Doch die Zukunft sieht anders aus: Direkt neben der jetzigen Fahrzeugschleuse entsteht bis zum Frühjahr 2015 ein einziger komplett neu errichteter Eingangsbereich. Man habe sich bei der Planung an Stammheim orientiert, erklärt Bernd Müller, Leiter vom Amt Mannheim für Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Dort steht die neue Torwache - so wie sie in Mannheim geplant ist - seit 2011, und habe sich bewährt. Eine Einfahrt- und eine Ausfahrtschleuse wird es künftig in Mannheim geben - mit unterschiedlichen Kontrollmechanismen. "Bei der Einfahrt kommt eine Unterbodenkamera zum Einsatz, das Fahrzeug wird nach Sprengstoff, Drogen und anderen in der JVA verbotenen Gegenständen untersucht", erklärt Manfred März, Leiter des Allgemeinen Vollzugs. Lastwagen oder Autos, die das Gelände verlassen, werden mit einem Herzschlagdetektor überprüft - "ein Gerät, das erkennt, ob sich Lebewesen in dem Fahrzeug befinden".

Effektiver und moderner soll künftig auch die Kontrolle der Besucher ablaufen. In den vier nebeneinanderliegenden Kabinen, so zeigt das Modell der neuen Torwache, können zeitgleich mehrere Menschen kontrolliert werden. Im Moment finden Durchsuchungen nur einzeln statt. Neben der Vereinfachung beim Einlass der Gäste wird auch technisch einiges auf den neuesten Stand gebracht. Das gesamte Untergeschoss des Gebäudes muss für die aufwendige Technik zur Verfügung stehen, im Erdgeschoss laufen in der Sicherheitszentrale die Fäden zusammen. Von dort aus hat man auf den Monitoren den Überblick über das gesamte Gelände.

Klingt nicht nur nach vielen Verbesserungen, sondern auch nach mehr Aufwand. Müssen in Mannheim durch den Umbau mehr Leute eingestellt werden? "Nein", ist sich JVA-Leiter Weber sicher: "Wir können durch einen zentralen Eingang unsere Bediensteten viel effektiver einsetzen als jetzt. Ich hoffe, Personal an dieser Stelle einsparen zu können." Für jeden sichtbar wurde in der Herzogenriedstraße bereits ein Parkplatz für Angestellte gebaut. 375 000 Euro kostete allein dieser Teil der Vorbereitung. "Das war notwendig, weil durch die neue Torwache Parkplätze wegfallen werden", berichtet Carolyn Gilch, ebenfalls vom Amt Mannheim von Vermögen und Bau Baden-Württemberg.

Weiteres Gebäude geplant

Doch bei allen positiven Zukunftsaussichten gibt es auch ein Problem - und zwar mit der Zweigstelle Heidelberg, die bis zum 31. März 2014 geschlossen wird. Zurzeit sitzen dort etwa 20 Frauen in Untersuchungshaft, die müssen - so sieht es der Plan des Justizministeriums vor - in Mannheim untergebracht werden. Doch dort gibt es keinen Platz für sie - zumindest nicht bis zum kommenden Frühjahr. "Wir haben die besondere Herausforderung, dass wir Frauen und Männer nicht gemeinsam unterbringen dürfen", erklärt März: "Sie dürfen keinen Kontakt haben." Und das heißt: Die JVA braucht ein weiteres neues Gebäude. "Ist in der Planung", sagt Bauamtsleiter Müller, und weist daraufhin, dass auf den brachliegenden ehemaligen Stallungen hinter der historischen Torwache bald 30 Haftplätze für Frauen entstehen sollen. Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro. Die Fertigstellung sei für 2015 angedacht. Also deutlich zu spät. "Wir prüfen im Moment mehrere Übergangslösungen", erklärt Gefängnisleiter Weber: "Einen konkreten Ansatz gibt es derzeit noch nicht."

Redaktion Lokalredakteurin, Gerichtsreporterin, Crime-Podcast "Verbrechen im Quadrat"

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