Auf dem Gebiet der amerikanischen Coleman-Kaserne im Mannheimer Norden soll ein neues Naturschutzgebiet (NSG) entstehen. Nach "MM"-Informationen planen das Land Baden-Württemberg und die Stadt Mannheim, etwa ein Fünftel (rund 40 Hektar) des gut 200 Hektar großen Militär-Areals unter Naturschutz zu stellen. Beantragt hatte dies der Naturschutzbund Rhein-Neckar-Odenwald (Nabu) im vergangenen November. Neben einem Kiefernwäldchen am östlichen Rand des Geländes soll die große Freifläche nördlich der Landebahn des ehemaligen US-Flugfelds als Schutzgebiet ausgewiesen werden.
Aus für Regatta-Strecke?
Ist dies das Aus für die von Wassersportvereinen gewünschte Ruderregatta-Strecke? Oder den im Mannheimer Norden diskutierten Golfplatz? Sportkreis-Vorsitzender Michael Scheidel hält dies "nicht für wahrscheinlich". Man könne auf dem großen Gelände viele verschiedene Nutzungen unter einen Hut bringen, meint er: "Naturschutz und Wasser, das beißt sich nicht", sagte er dem "MM".
Zumindest aber für die 2150 Meter lange Regattastrecke, die internationale Wettkämpfe ermöglichen würde, dürfte der Platz eng werden, wenn das Schutzgebiet kommt. Golfplatz-Investor Hermann Weiland hatte bei einem von drei öffentlichen Coleman-Gesprächen sogar angezweifelt, dass die Wassersportfläche auf Coleman passen würde - auch ohne Naturschutzgebiet.
Allerdings schwindet damit auch die Chance für Weilands Golfpark. Dieser würde sich ersten Planungen zufolge mitsamt der zwischen den Golfplätzen liegenden öffentlichen Flächen auf 150 Hektar erstrecken. Zusammen mit dem Naturschutzgebiet blieben dann also nur noch zehn Hektar übrig.
Weniger Auswirkungen hätte das Schutzgebiet wohl für die angedachten sozialen Einrichtungen. Ob Demenzdorf (20 Hektar), Mehrgenerationen-Wohnen (36 Hektar), Naturerlebnisprojekt "Zeitstrom" (20 Hektar) oder die soziale und ökologische Siedlung "Öku-Dorf" (35 Hektar) - eine oder mehrere dieser Ideen könnte auch trotz der 40 Hektar NSG realisiert werden.
Neben dem Sozialen und dem Sport soll auch neuer Wohnraum auf dem Militärgelände entstehen. Umstritten ist im Mannheimer Norden hingegen die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben. Vor allem gegen die Vorschläge eines Autohofs und der "Green Logistic", einer Art Umladestation auf schadstoffarme Fahrzeuge, wehren sich viele Bürger. Das Naturschutzgebiet könnte ihnen eventuell Argumente dafür liefern, dass Dreck und Lärm von Coleman ferngehalten werden müssen.
Als nächsten Verfahrensschritt nehmen die Naturschutzbehörden die sogenannte "Gebietsabgrenzung", also die detaillierte Planung des Naturschutzgebietes vor. Markus Roeingh vom Rathaus-Fachbereich Grünflächen und Umwelt: "Wir erwarten die Einzelheiten Ende September vom Regierungspräsidium und wollen dann die Öffentlichkeit informieren." Dass das geplante Naturschutzgebiet aber "Einflüsse" auf andere Nutzungsvorschläge haben wird, sei dabei klar.
"Wir begrüßen das sehr", reagierte Nabu-Vorsitzender Paul Hennze, da die nicht bebauten Teile des Coleman-Areals als Lebensraum für gefährdete heimische Pflanzenarten sowie beispielsweise die Vogelarten Rohrweihe, Grauammer und Neuntöter von besonderer Bedeutung seien. Dies sieht man auch im zuständigen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart so. Minister Alexander Bonde (Grüne) hat die Flächen jedenfalls bereits im Mai bei der Bundesregierung als Nationales Naturerbe angemeldet. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Gelände noch nicht geräumt
Wann das NSG dann amtlich wird, ist ebenfalls unklar, das Verfahren solle aber "zeitnah" abgeschlossen werden, so der Nabu-Landesverband in Stuttgart. Das Regierungspräsidium hatte jedenfalls gemeinsam mit den Amerikanern bereits Untersuchungen vor Ort vorgenommen. Noch hat die US-Armee das riesige Areal allerdings nicht geräumt. Die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) rechnet damit, dass sie das Coleman-Gelände voraussichtlich Anfang 2015 zurückbekommt.
Drittes Coleman-Gespräch zum Thema Wirtschaft
Am Mittwoch, 17. September, um 19 Uhr finden die dritten und vorerst letzten Coleman-Gespräche im Gasthof "Zum Adler" in Sandhofen statt.
Nachdem es bei den beiden vorherigen Veranstaltungen um soziale Ideen und Sport ging, dreht sich nun alles um die Wirtschaft.
Unter dem Titel "Der Norden vernetzt in der Region" sollen Fragen zu den Vorschlägen eines Autohofs sowie eines Logistikzentrums erörtert werden.
Die Bürger sind eingeladen, sich an einer anschließenden Diskussion zu beteiligen. jaz
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