Benjamin Franklin Village - Anwohner Beim Teufelsberg und MWSP debattieren über die Vermarktungsstrategie für die Offizierssiedlung / Rund 400 Interessierte beim Rundgang

Offiziershäuser locken viele Interessierte an

Von 
Dirk Jansch
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Bei der Veranstaltung "Open Franklin" stieß ein Rundgang durch die Offizierssiedlung auf besonders großes Interesse. Die Anwohner würden die Siedlung gerne erhalten, der Investor Ihr Haus Sahle sieht einen Teilabriss und Nachverdichtung vor.

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Konrad Hummel und Laura Todaro von der MWS Projektentwicklungsgesellschaft waren nicht zu beneiden. Als sie am Samstagmittag bei brütender Hitze auf der Bühne vor der Sports Arena das Programm der "Open Franklin" ansagten, hatte sich gerade mal eine Handvoll Menschen an den Tischen und Bänken eingefunden. Was sich kurze Zeit später vor den Toren der Offizierssiedlung abspielte, überraschte denn auch alle Beteiligten: Rund 400 Personen hatten sich zum Rundgang vor dem Tor versammelt, um die Offiziershäuser und die parkähnliche Landschaft in Wurfweite zum Käfertaler Wald einmal persönlich in Augenschein zu nehmen.

"Es geht um ganz Franklin"

"Das ist einmalig", schwärmte eine Besucherin, "so etwas kann man doch nicht einfach zerstören." Gabi Knittel fand, dass die Gebäude in einem recht guten Zustand seien. Klar müsse man da was machen, "aber dass da welche abgerissen werden sollen, kann ich mir gar nicht vorstellen", meinte die Käfertalerin. "Etwas klein für Familien und nicht unbedingt auf dem tollsten Stand", schilderte Dieter Mertens aus Feudenheim seinen Eindruck. Erhaltenswert seien die Gebäude aber in jedem Fall.

Erhalt auf jetzigem Stand mit 103 Wohneinheiten und Verkauf der Häuser über Direktvermarktung oder Teilabriss und Nachverdichtung auf dann 297 Wohneinheiten über den Investor Ihr Haus Sahle Massivbau GmbH - darum dreht sich der Streit zwischen der Interessengemeinschaft Wasserwerkstraße/Beim Teufelsberg und der MWSP. Nachdem die Firma Sahle als Sieger aus dem Investorenwettbewerb hervorgegangen war, waren die Anwohner mit einem eigenen Vermarktungskonzept in die Offensive gegangen. "Wir haben Stand heute über 250 Kaufinteressierte", so Michael Müller von der IG.

Dabei sind allerdings auch Leute wie Barbara Fink-Erdogan. "Ich wollte eigentlich kaufen", verriet er nach der Tour durch die Offizierssiedlung. "Das Ambiente hier ist ganz schön, aber wenn man mal genauer hinschaut, merkt man schon, dass man noch sehr viel investieren muss." Etwas "geködert" von der Direktvermarktung der IG fühlt sich auch Milan Pilaski aus Niederfeld. Er zählte ebenso zu den Kaufinteressierten, würde aber doch lieber den Investor vorziehen. "Das sieht nach einem soliden Konzept aus", äußerte er bei der anschließenden Diskussion in der Turnhalle der ehemaligen Elementary School. Was hier ablaufe, sei doch sehr egoistisch: "Man muss das als Entscheidung aller Bewohner von Mannheim sehen."

Auch SPD-Stadtrat Reinhold Götz, der in seiner Funktion als MWSP-Aufsichtsrat die Führung mit initiiert hatte, warb für eine gesamtheitliche Perspektive: "Es geht um ganz Franklin". Für Klaus Meggle, den Sprecher der Anwohner, war die Sache klar. Als er in die Runde fragte, wer ein Haus kaufen wolle, gingen die meisten Hände nach oben: "Die Siedlung ist im heutigen Zustand wirtschaftlich vermarktbar." Nach einer eigenen Kostengegenüberstellung würde die IG über 10 Millionen Euro mehr Gewinn erwirtschaften als der Investor. MWSP-Prokurist Achim Judt wies darauf hin, dass in der Rechnung der IG die Gemeinkosten für die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen nicht enthalten seien.

Die Vertreter der Firma Sahle und des beauftragten Gutachterbüros CDM Smith Consult zeigten die mangelhafte Strom-, Heizungs- und Wasserversorgung auf sowie schadstoffhaltige Klebe- und Dämmstoffe, die in den 60er Jahren beim Bau der Offiziershäuser verwendet wurden. Die Firma Sahle würde die Häuser auf den technisch neuesten Stand bringen und ab 280 000 Euro für eine Doppelhaushälfte und 300 Quadratmeter Grundstücksgröße anbieten. Ein ähnlicher Preis steht auch im Vermarktungsangebot der Interessengemeinschaft - bei wesentlich größerem Grundstück. Die Investitionen für technische und sanitäre Anschlüsse sowie für energetische Maßnahmen kämen allerdings noch oben drauf. Markus Hagedorn von der Firma Sahle schätzte den Aufwand auf rund 80 000 Euro.

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