Die Offizierssiedlung darf vom Investor Sahle Massivbau GmbH erworben und "nachverdichtet" werden. Die Mehrheit der Stimmen von CDU, SPD, den Linken und Alfa hat den vorliegenden Bebauungsplanentwurf im Ausschuss für Umwelt und Technik gebilligt. Jetzt folgen die Offenlage und die Möglichkeit für die Anwohner beim Teufelsberg in Käfertal sowie die Träger öffentlicher Belange, ihre Einwände zu formulieren. Völlig unumstritten ist der Bebauungsplan im Gemeinderat nicht. Grüne, FDP und Mannheimer Liste versagten ihre Zustimmung.
Damit folgten Dirk Grunert, Gabriele Baier und Christopher Probst im Wesentlichen der Argumentation der Anwohnerinitiative Wasserwerkstraße/Beim Teufelsberg, die sich für einen Erhalt der Offizierssiedlung und eine Direktvermarktung ausspricht. In den letzten Monaten hat man 1933 Unterschriften und über 360 schriftliche Kaufabsichtserklärungen für eine der 103 Bestandswohneinheiten gesammelt. Auch der Käfertaler Bezirksbeirat hat sich mit sechs zu zwei Stimmen dafür ausgesprochen, die Siedlung so wie sie ist auf den Markt zu bringen. Die Kritiker stoßen sich vor allem an dem Ausmaß der "Nachverdichtung".
Die ursprünglich geplanten 297 Wohneinheiten sind zwar auf 275 reduziert worden, dennoch bedeute das eine Verdreifachung der früheren Einwohnerzahl - mit negativen Auswirkungen auf Verkehr und Grün-Erhalt, wie Matthias Pitz, Sprecher der Grünen im Bezirksbeirat, betonte. "Wir sind von einem Rahmenplan mit maßvoller Nachverdichtung ausgegangen", sagte Stadträtin Baier.
Was jetzt vorliege, sei mehr Trauerspiel als gelungene Stadtentwicklung und eine verlorene Chance, die hohe Qualität des Bestands zu erhalten. "Aus einem städtebaulichen Kleinod wird eine relativ austauschbare Neubausiedlung", beklagte Baier. Einen Verlust von Lebensräumen für Flora und Fauna bedauerte auch Christopher Probst (ML). Er sprach von einer vertanen Chance, den einzigartigen Charakter dieser parkähnlichen Landschaft zu erhalten. "Wir wären auch mit einer maßvolleren Nachverdichtung einverstanden gewesen", so Probst. FDP-Stadtrat Volker Beisel lehnte ebenfalls ab. Er hätte sich eine Direktvermarktung über die BiMA gewünscht, notfalls in Verbindung mit einer Erhaltungssatzung und einer maßvollen Nachverdichtung.
Erhalt von 58 Doppelhäusern
Der Entwurf der Firma Sahle sieht den Erhalt von insgesamt 58 Doppelhäusern entlang des Grant Circle und der Generalsvilla sowie den Neubau von 216 Wohneinheiten in Form von Wohnhöfen in zweiter Reihe vor. Gegenüber der vorhandenen Wohnbebauung entlang der Wasserwerkstraße sind 22 Neubauten und 37 öffentliche Stellplätze geplant. Klaus Elliger, Leiter des Fachbereichs Städtebau, sprach von einem interessanten Konzept. Damit das Erscheinungsbild in seinen Qualitäten erhalten bleibe, habe man in einem Handbuch hohe gestalterische Auflagen hinsichtlich Dach- und Fassadengestaltung, aber auch des Umgangs mit dem vorhandenen Grün verbindlich festgelegt.
"Wir werden dem Entwurf zustimmen", meinte Konrad Schlichter (CDU). Einziger Schwachpunkt sei die verkehrliche Erschließung über die Zufahrt in Höhe des Friedhofs. Hier bittet die CDU um die Schaffung einer zweiten Zufahrt ins Gebiet. Auch Andrea Safferling (SPD) und Thomas Trüper (Linke) konnten zustimmen, Letzterer nur schweren Herzens wegen des schmerzhaften Verlusts des "sehr umfangreichen" Grüns.
Für Baubürgermeister Lothar Quast ist angesichts der Konkurrenzsituation mit den Umlandgemeinden klar, dass man ein Maß an baulicher Nachverdichtung akzeptieren müsse. "Wir haben sonst keine Kapazitäten mehr". Wer von städtebaulicher Entwicklung spreche, müsse diese auch wollen.
Fakten zum Bebauungsplanentwurf Offizierssiedlung
- Größe: 13 Hektar.
- Erhalt von 58 Doppelhäusern entlang des Grant Circle und der Generalsvilla.
- Gestaltungshandbuch: Erhalt des typischen amerikanischen Charakters mit offenen Vorgärten, Rasenstreifen, sowie Einfahrten und Straßen durch das Grün.
- Rückbau der mittig verlaufenden Taylor Street und Neubau von Wohnhöfen mit Doppel- und Reihenhäusern sowie einem hohen Maß an nachbarschaftlichem Miteinander.
- Die geklinkerten Häuser weisen eine Vielfalt an Größe, Raumaufteilung und Innenausstattung aus.
- Die Preise beginnen ab 280 000 Euro für die energetisch sanierten Altbauten (ca. 110 m²), 310 000 Euro für die 158 Reihenhäuser (120-130 m²), ab 360 000 für die 56 Doppelhäuser und 460 000 Euro für fünf freistehende Häuser (ca. 150 m²). dir
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-offizierssiedlung-enger-bebaut-_arid,733897.html