Es war ein stilles Gedenken, das aber dennoch aufrüttelte: Schweigend legten sich etwa 25 Personen bei der Aktion "Stolperstein" auf den Planken gegenüber dem Paradeplatz buchstäblich in den Weg. Sie wollten damit an die Flüchtlinge erinnern, die bei ihrem Versuch starben, von Afrika nach Europa zu gelangen. Allein in diesem Jahr waren es nach Medienberichten 1600 Menschen.
Der Ort für die Aktion war passend gewählt. Denn der Glaskubus erinnert an die deportierten und ermordeten jüdischen Mannheimer Bürger, die keine Möglichkeit hatten, in ein sicheres Land zu fliehen oder sich nicht vorstellen konnten, dass sie getötet würden. Ähnlich wie die Flüchtlinge, die im Mittelmeer starben, erreichten sie keinen sicheren Hafen.
Ohne große sichtbare Zeichen ließen sich die Akteure nieder. Einzig einige Rettungsringe und zwei brennende Teelichter ergänzten die Aktion sinnbildlich. Viele Passanten blieben stehen und fotografierten die Szenerie mit ihren Mobiltelefonen. "Für was ist denn das?", war die am häufigsten gestellte Frage. Die meisten zeigten sich verständnisvoll und betroffen. Andere reagierten empört darauf, dass nicht genug für die Flüchtlinge getan werde. "Es ist eine Schande, dass die Regierung keine Regelung findet", meinte ein älterer Herr. Eine Dame kommentierte bedrückt, dass das, was mit den Flüchtlingen passiere, einfach furchtbar sei. Eine weitere Passantin ärgerte sich darüber, dass die beschlossenen Hilfsmaßnahmen nicht ausreichten. "Jeder redet sich aus der Verantwortung heraus. Man muss doch grundlegend etwas ändern", sagte sie. Es sei doch auch genug Geld vorhanden, um allerorten riesige Industrieanlagen zu bauen und in den Ländern des Überflusses landeten Unmengen Lebensmittel auf dem Müll.
Initiiert hatte die recht spontane und nur eine halbe Stunde andauernde Aktion der Fotograf Alexander Kästel, der im Anschluss, wie die meisten anderen Teilnehmer von durchweg positiven Reaktionen der Leute berichtete. Eine junge Frau habe ihn auf Englisch angesprochen, erzählte er, und er habe ihr so gut es ging erklärt, warum die Menschen dort auf dem Boden lägen. "Sie fragte dann, ob sie mitmachen darf." Dann habe sie einen der Rettungsringe genommen und sei zu einer Teilnehmerin gegangen. "Sie gab ihr die Hand und half ihr hoch. Sie rettete sie", schilderte Kästel den Moment, der ihn am meisten berührte. Die Idee für die unkomplizierte, aber wie sich am Ende herausstellte wirkungsvolle Aktion sei entstanden, als er am Rhein gewesen sei und im Liegen Bilder aufgenommen habe. "Da kam ein Mann auf mich zu, der dachte, ich sei in Not, und wollte mir helfen." Sich einfach hinzulegen, das mache etwas mit den Leuten, ist er überzeugt. bh
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