"Als hätte ihn jemand geputzt", meinte ein Zuschauer, der schon die "Generalprobe" am Donnerstagabend mitbekam. Aber dass der Wasserturm ab heute, 20.15 Uhr, pünktlich zum Arkadenfest so glanzvoll-hellgelb wie frisch poliertes Messing erstrahlt, man die Konturen der kleinen Backsteine wie der mächtigen Sandsteinquader und der feinen, verzierenden Ornamente wie den üppigen Puttenfries unter dem Dachsims nachts wieder ganz genau erkennen kann, liegt nicht an einer Reinigung. Das Mannheimer Wahrzeichen erstrahlt vielmehr in völlig neuem Licht.
"Zuletzt hat man den Turm ja von den Planken aus kaum noch wahrgenommen - nur die Amphitrite an der Spitze ist hervorgestochen, denn da hatten wir mal die Scheinwerfer ausgetauscht", erklärte Sabrina Birkle. Sie ist bei der MVV Energie AG, der das Mannheimer Wahrzeichen gehört, für diese Immobilie zuständig.
Beitrag zum Stadtbild
Die seit 2003 betriebene Beleuchtung sei "in die Jahre gekommen", so Birkle: "Wir konnten Strahler teilweise nicht mehr instandsetzen, da keine Ersatzteile erhältlich waren." Zudem seien die umliegenden Gebäude, etwa der Rosengarten, "inzwischen stärker beleuchtet als unser Mannheimer Wahrzeichen selbst", sagte Birkle: "Es war klar, dass wir etwas machen wollten - und unser Unternehmen damit auch einen Beitrag zu einem schönen Stadtbild leisten wollte."
Daher beauftragte die MVV Energie die Architektin Wiltrud Schönecker aus Dossenheim, die unter anderem das Lichtdesign für den Marktplatz und das Alte Rathaus, für die "Seckenheimer Planen" mit dem dortigen Rathaus, das Rathaus Wallstadt, den Ehrenhof vom Mannheimer Schloss oder auch das Schloss Schönborn verantwortet hatte. "Wir wollten jemand, der Erfahrung mit denkmalgeschützten Gebäuden hat, und wir wollten ein individuelles Konzept", betonte Birkle.
Blaue Fenster
Das sieht nun vor, dass es weiter Masten auf dem Friedrichsplatz gibt, welche die Fassade generell in helles Licht tauchen. Dazu kommen zusätzliche, am Gebäude selbst montierte Akzentstrahler, um architektonischen Elemente wie Nischen oder Ornamente zur Geltung zu bringen. Ergänzend bleiben die bisherigen Bodenstrahler zur Illumination des Sockels und der Statuen. Unverändert ist das durch die Fenster schimmernde blaue Licht, das an die frühere Funktion des Turms erinnern soll. Nur an Weihnachten gibt es weiterhin die Licht-Bänder entlang der Kuppel.
Insgesamt gibt es 40 Strahler mit zusammen rund 7000 Watt. Verwendet wurden durchgehend moderne, energieeffiziente und dimmbare LED-Strahler. Das spart pro Jahr rund 3500 Kilowattstunden Strom ein - den Jahresverbrauch eines Drei-Personen-Haushalts. "Wenn wir hier schon erneuern, dann war uns Nachhaltigkeit wichtig - denn LED spart Betriebs- und Wartungskosten", erklärte Sabrina Birkle, die das Projekt bei der MVV geleitet hat. Finanziert wurde es "aus dem normalen Instandhaltungsbudget", sagte Birkle, wollte den Betrag aber nicht beziffern.
Auch nach Mitternacht
Dank der durch LED-Technik eingesparten Gelder kann der Turm künftig auch nach 24 Uhr bis in die frühen Morgenstunden beleuchtet werden - dann aber mit einem gedimmten Licht. "Wir wollten damit der Stadt etwas Gutes tun", so die Projektleiterin. Bisher lag das Wahrzeichen ab Mitternacht im Dunklen."Wir können jetzt alle rund 40 Strahler einzeln ansteuern und verschiedene Szenen einblenden. So haben wir beispielsweise die Möglichkeit, zu beliebigen Zeiten die Beleuchtung individuell anzupassen", erläutert Fabian Bläß, der bei der MVV Energie gemeinsam mit seinem Kollegen Harry Köhler für die technische Umsetzung zuständig war.
Im Innern des Turms wurde eigens ein Bildschirm installiert, über den sich die Beleuchtung einfach per Berührung steuern lässt. Rund 15 Mitarbeiter, so Bläß, sind im Umgang damit geschult, um etwa bei Veranstaltungen oder zu Weihnachten die Helligkeit zu verändern.
Generell setzt die MVV aber auf Kontinuität: Bunte Lichter oder spektakuläre Effekte seien nicht gewollt, "Wir möchten mit der Beleuchtung einfach dem Turm wieder die Bedeutung geben, die er als Mannheimer Wahrzeichen hat", sagte Volker Jann, der zuständige Abteilungsleiter bei der MVV.
Turm und Friedrichsplatz
Der 60,33 Meter hohe, vom Stuttgarter Architekten Gustav Halmhuber 1886 bis 1889 erbaute 60 Meter hohe Wasserturm steht seit 1987 unter Denkmalschutz. An der Spitze thront als 3,50 Meter hohe Figur aus Kupferblech Amphitrite, die Gattin des Wassergotts Poseidon.
In der flachen Rheinebene waren zur Wasserversorgung Hochbehälter notwendig, um für einen konstanten Wasserdruck im Leitungsnetz zu sorgen. Nach dem Gesetz kommunizierender Röhren konnte das Wasser in den Hausleitungen auf die Höhe wie der Wasserspiegel im Turm steigen.
Der Hängeboden-Behälter aus Stahl, der 2000 Kubikmeter fasst, diente zuletzt noch als Reservewasserbehälter - bis vor dem Bau der Tiefgarage 1999 das Wasser abgelassen wurde, dass der Turm nicht kippt.
Die Friedrichsplatzanlage entstand zum Stadtjubiläum 1907. Sie gilt als schönstes Jugendstilensemble Deutschlands und ältestes der zwölf größten deutschen Wasserspiele. Diese sind von Ostern bis 9. Oktober an Wochentagen von 12 bis 14 Uhr und von 16 bis 23 Uhr in Betrieb und wechseln alle 15 Minuten. An Wochenenden und Feiertagen laufen die Fontänen von 11 bis 23 Uhr. Die bis zu 30 Meter hohen Wasserspiele bestehen aus 178 Düsen, 98 Unterwasserscheinwerfern und 16 Farbwechslern. Wochentags werden die Fontänen weiß, an Wochenenden sowie Feiertagen farbig beleuchtet. An deren Beleuchtung hat sich jetzt auch nichts geändert. pwr
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