Käfertal - Jubiläumskonzert des SGV Freundschaft

Jubelkonzert lässt keine Wünsche offen

Von 
Markus Mertens
Lesedauer: 

Der gastgebende Männerchor des SGV Freundschaft trug beim Jubiläumskonzert unter Leitung von Volker Schneider selbst zum Programm bei.

© Blüthner

Am Rand des Käfertaler Kulturhaus-Saals stehen ein Rollator und ein Kinderwagen. Sie sind die Symbole dieses bezeichnenden Nachmittags, mit dem der Siedlergesangsverein Freundschaft (SGV) sein 80-jähriges Bestehen feiert. Denn sie zeigen: Frischen Mutes und nicht in die Jahre gekommen wird hier das eigene Jubiläum gefeiert. Aber wie soll ein Konzert derart breite Schultern haben, dass es dem ersten und mittlerweile letzten deutschen Siedlergesangsverein, seinen 300 Mitgliedern und 60 aktiven Sängern auch nur halbwegs gerecht werden kann?

Indem man sich genau das nicht fragt, sondern einfach macht. So wie die Mannen, die im Jahr 1934 bei aller Knochenarbeit an ihren Häusern nicht genug hatten, Musik leben wollten, und gemeinsam die "Freundschaft" gründeten. Man probte sonntags in der Früh, ganz egal bei welchem Wetter. Die Gemeinschaft war es, die zählte, der Zusatz "Freundschaft" nicht nur eine hohle Floskel.

80 Jahre später prangt draußen im Flur ein Banner von früheren Zeiten. Er zeigt den Spruch: "Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede." Auch an diesem Tag schwebt die Freude am Gesang ungebrochen im Raum. Ob es Manfred Bühlers zartes "Das Wort heißt Frieden" ist, das der junge Luis Gallei mit seinem engelsgleichen Knabensolo schweben lässt, oder der selbst getextete Sängergruß, der die Pointe des Festkonzerts gleich selbst vorträgt ("Die 'Freundschaft' lebe hoch") - man hört, was das Ohr nur begehren kann: Emotion, Kraft, Dynamik.

Und dennoch ist die Geschichte allgegenwärtig. Das große Konzert 1961 in Säckingen, als man den Opfern des Ersten Weltkriegs gedachte, und unter riesigem Applaus eine Motette von Georg Nägeli aufführte. Die Mitwirkung bei der Eröffnung des Kulturhauses 1967. Die Partnerschaft mit dem niederländischen "Mannenkoor" aus Zeist in den späten Sechzigern. Konzertreisen nach Budapest, Prag, Südtirol und ganz Deutschland. All die Wertungssingen, Freundschaftssingen, Ausflüge und geselligen Abende, "an denen wir zusammensaßen, weil wir uns hatten und kein Internet brauchten, um miteinander zu reden", wie es der SGV-Ehrenvorsitzende Wolfgang Lauermann klarmacht.

Mit lockeren Sprüchen führt Hans-Dieter Willisch durchs Jubiläumsprogramm. Weitere Chöre von Volker Schneider machen dem Jubilar ihre Aufwartung: Die Damen von der Sängerhalle Germania aus Neckarau etwa, die mit ihren Kolleginnen aus Weinheim ein feuriges "Samba Lele" schmettern, die Herren der MGV Sängervereinigung aus Heddesheim mit dem opulenten "Löns-Lieder-Zyklus" und der RNV-Werkschor, der die "Die Legende von Babylon" beschwört.

Mit "O mein Papa" oder "Wir sind die alten Herren" erklingen alte Klassikern. Dazu erklingt eine Portion hingehauchte Melancholie mit der glasklaren Tenor-Stimme von Willi Annemaier zum sakralen Spiritual "Were You There". Raissa Tscheptscherenko (Sopran) und Dorothea Müller (Alt) fahren bei Rossinis "Katzenduett" zu den Klavierklängen von Alexander Serebrjanik mächtig die Krallen aus. Was immer man hätte wünschen können, dieses Konzert hat es geliefert. Weil es offerierte, was Technik und Begabung allein nicht zu Wege bringen: die unbändige Kraft echter Gemeinschaft. Und die sollte es - bei allen Schwierigkeiten, mit denen Chöre heute zu kämpfen haben - weiter geben.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen