"Das ist wie eine Insel hier", schwärmt Astrid Nystroem. "Wann immer wir können, gehen wir raus". Inmitten von Deutschlands größter Baustelle ist mit dem Wald- und Naturkindergarten "Little Franklin" eine kleine Oase entstanden. Direkt hinter dem Zeitstromhaus und in Wurfweite zur Sportsarena auf der rechten und dem Woods Memorial Stadium auf der linken Seite können bis zu 20 Kinder spielen, toben und die Natur entdecken. Und Martina König weist auf das Besondere an "Little Franklin" hin: "Wir sind der einzige Waldkindergarten mit waldorfpädagogischem Konzept."
Nur rumgesprochen hat sich das Angebot noch nicht richtig. Mit den Geschwistern Levi (5) und Meo (3) aus Schwetzingen besuchen gerade mal zwei Kinder die Einrichtung. Im Januar kommt ihr Bruder Samu nach, mit Ole und Elina werden zwei weitere Kinder dazustoßen. Doch Astrid Nystroem und Martina König hoffen noch auf viele weitere kleine Gäste in ihrem naturnahen Refugium, dass sie sich auf Franklin geschaffen haben. "Wir nehmen auch 'Quereinsteiger' während des Jahres - jederzeit", sagt Nystroem.
Die Kinder gehören quasi zu den Pionieren des zukünftigen Stadtteils, der einmal von bis zu 8000 Menschen bewohnt werden soll. "Hier draußen auf dem Franklin Field kennen wir jeden", erzählt Martina König. Regelmäßig trifft man sich mittags mit den Bauleuten in der "Kantine" der beiden Betreiber der zukünftigen Boulderhalle in der Sportsarena. "Das ist immer eine große nette Runde", freut sich König, dass man schon früh gute nachbarschaftliche Kontakte knüpfen konnte. Aber mittelfristig setzt man in "Little Franklin" auf Selbstversorgung. Erdbeeren, Spinat und Feldsalat für nächstes Jahr wurden schon gepflanzt. Die Woche davor haben Erzieherinnen und Kinder an der Feuerstelle Kastanien geröstet, die sie im Wald gefunden hatten. Und Quittengelee wurde auf dem Campingherd auch schon fleißig gekocht. "Das erste Glas ist fast schon leer", berichtet Astrid Nystroem.
Für die Waldorferzieherin, die vorher in Oftersheim war, ist wichtig, so mit den Kindern zu leben, dass sie sinnvolle Zusammenhänge erkennen. "Sie sollen wissen: Es fällt nichts vom Himmel und es geht nicht immer alles." Zwei Container stehen mittlerweile auf dem Areal. Einer wird als Büro, Lager und Materialraum benutzt, der andere ist die "gute Stube" für die Kinder mit gemütlicher Garderobe, Kochnische und einem kuscheligen Matratzenlager zum Ausruhen. Die Wände wurden beim Renovieren in erfrischendem Gelb gestrichen, drei große Fenster lassen viel Licht herein.
"Wir haben alles, was man zum Leben braucht", sagt Martina König. Im Moment fehle nur noch ein Gasofen. Auch auf den Komfort einer Toilette müssen die Kinder und Erzieherinnen nicht verzichten. Mangels Anschluss an die Kanalisation läuft das Pipi in einen großen Kanister und das große Geschäft wandert in den Thermokomposter. Regelmäßig besuchen Praktikantinnen die Einrichtung auf Franklin. Heute ist Elina Afonina vom Waldorferzieher-Seminar in Mannheim zu Gast beim Frühstück und ist begeistert: "Es ist sehr anregend, wenn man etwas sieht, das man bisher so noch nicht erlebt hat".
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