Es gibt ein erfolgreiches Modell für alternative Wohnprojekte: Das Mietshäusersyndikat - Solidarität statt Rendite für Einzelne. Beim Tag der offenen Türen wurden drei Wohnprojekte auf dem ehemaligen Gelände der Turley Baracks vorgestellt. Rund 100 Besucher kamen und waren meist begeistert von der Mietshäusersyndikatsidee.
Im Frühjahr/Sommer haben drei gemeinschaftliche Wohnprojekte Häuser auf Turley bezogen. In den drei selbst verwalteten Projekten leben über 100 Bewohner. Von Alter und Herkunft her sind sie bunt gemischt. "Einzige Voraussetzungen sind das Interesse am gemeinschaftlichen Wohnen sowie die Bereitschaft, sich aktiv in der Gestaltung einzubringen", erklärten Michel Boltz, Günther Bergmann und Lena Werner vom Runden Tisch für gemeinschaftliches Wohnen.
Führungen durch die Häuser
Bei Hausführungen präsentierten die Bewohner interessierten Besuchern ihre unterschiedlichen Wohnformen: Die mit 65 Personen größte selbstverwaltete Wohngruppe ist "13haFreiheit". Sie hat eines der denkmalgeschützten Bestandsgebäude weitgehend ökologisch saniert und 29 Wohnungen in dem Kasernengebäude geschaffen. "Jung und Alt, Behinderte und Nichtbehinderte wohnen hier zusammen, einige Wohnungen sind sozial gebunden", erklärte Boltz. Noch sind die Bauarbeiten nicht abgeschlossen. Decken und Wände müssen noch gestrichen, die Fußböden erneuert und die Außenanlagen gestaltet werden. Fertig ist auch noch nicht der große Gemeinschaftsraum mit Küche für Treffen, Aktivitäten und gemeinsame Mahlzeiten.
Eine gemeinsame Haushaltskasse
SWK (Solidarischer Wohn- und Kulturraum) hingegen ist konzipiert wie eine große Wohngemeinschaft. Für jeden der 22 Bewohner gibt es einen 16,5 bis 22 Quadratmeter großen Privatraum sowie Gemeinschaftsräume wie Küche, Bäder und einen öffentlichen Raum. Die Gruppe hat eine gemeinsame Haushaltskasse und teilt sich die Aufgaben. "Wir sind eine relativ homogene Gruppe, wie eine große Familie", sagte Christian Höltzing.
Die Wohngruppe "umBAU²Turley" hat energetisches Neuland betreten. Bergmann berichtete: "Das Hybridhaus ist durch Solarthermie und Parafinspeicher fast Selbstversorger und CO2-frei. Im Holzrahmenbau mit Holzfassade haben neben Familien, Paaren und Alleinstehenden auch Flüchtlingsfamilien ein Zuhause gefunden." Der 31 jährige Ahmet Alkhalaf aus Syrien und seine 16 und 22 Jahre alten Brüder freuen sich über ihre neue Wohnung: "Die Leute sind nett, es ist wie eine Familie, alle helfen uns." Auch hier gibt es Gemeinschaftsräume im Innen- und Außenbereich für die 30 Bewohner.
Alle drei Projekte sind Mitglied im bundesweiten Dachverband Mietshäuser Syndikat: Boltz, Bergmann und Werner sind die Berater für künftige Projekte wie "Epizentrum" auf Benjamin Franklin/Sullivan, das Ina Schäfer vorstellte.
Kathrin Häußler aus Sinsheim gefällt das Wohnprojekt: "Es ist gut durchdacht und überlegt, ein Konzept für Jung und Alt." Holger Böning aus Bremen äußerte Zweifel: "Man kann ja nur hoffen, dass das gut geht."
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