Eine Schule befindet sich im Umbruch, gibt alte Räumlichkeiten auf und erhält neue, trennt sich sogar von ihrem Namen. Aus alt macht neu. Dazwischen liegt zwangsläufig die Zeit von Baustellen. In ihrer "Langen Nacht der Musen" haben die Fachschaften Kunst und Musik des Schönauer Peter-Petersen-Gymnasiums daher das eigenwillige Stadium des Übergangs unter dem Titel "Baustelle" zum Motto des Abends gemacht.
So ist eine faszinierende Zwischenwelt entstanden, die dem Betrachter eine kurzweilige Zeit bescherte. Mit dem "Baustellen-Rap" der Klasse 9.2 eröffnete der Abend, der musikalisch außerdem Vorführungen der kleinen und großen Virtuosen über den ganzen Abend verteilt vorsah.
Architektur der Tiere
Im Werktrakt, Hauptgebäude, Musikalischen Trakt, auf dem Außengelände und auf Baustellen wurden die Besucher die Zeugen eines bildnerisch-schöpferischen Treibens. So trafen sie auf einen großen Termitenhügel aus Gips oder die Baustellen von Erdmännchen, Bibern und Füchsen, die die Schüler der Klasse 6.4 errichtet hatten. Mit Baustellenschildern, die gleichzeitig zur Warnung und zur Unterhaltung dienen sollten, wiesen die Schüler auf potenzielle Gefahren des menschlichen Daseins hin - Beispiel: "Das Leben ist eine Baustelle".
Alle Sinne sprachen die Installationen der Kursstufen 1 und 2 mit ihrer ganz und gar ästhetischen Würde an. Da findet sich in einem früheren Waschraum im Werktrakt die Rauminstallation "Treppen-Häuser Sur-Real". Kleine schwarze Männchen steigen an den weißgekachelten Wänden Treppen hoch, die im Nichts enden. Die Erdanziehung ist hier außer Kraft gesetzt. Die streng in Schwarz und Weiß gehaltene Raumästhetik wird von transparenten Bauplanen unterbrochen, die mit bunten Farbspritzern übersät sind. Dazu ertönen dadaistische Klänge. Ein Gesamtkunstwerk ist dies allemal.
Ein anderes ist die Rauminstallation um ein Gedicht von Nietzsche, dem die Jugendlichen das Schlagwort "Warten" entnommen haben. Alles findet seine Fassung auf Papier, Steinen und in Tonobjekten. Bunte Bahnen aus Papier mit den Gedichten der jungen Erwachsenen hängen im Raum. "Sie mussten Hilfsinstrumente bauen, damit sie die Papierbahnen nicht in ihrer Schönschrift verzieren, sondern sie freischwingend beschriften", erklärte Ulrike Meltzer, die die "Lange Nacht" betreute. Auch hier ist die Baustellenerfahrung ein alle Sinne ansprechendes Gesamtkunstwerk.
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