Über Jahrhunderte hindurch hat Italien, von Dichtern umschwärmt und von Sängern besungen, nichts an seiner Faszination eingebüßt. Der Italiener gilt bei den Frauen des Nordens nach wie vor als Traummann, als Frauenversteher par excellence. Einschmeichelnd wie eine Liebeserklärung wirkt seine melodische Sprache, in der sogar Schimpftiraden wie ein Kompliment klingen. Einen Abend lang dürfen Italien-Liebhaber in der Weinscheuer Majer auf Einladung der Grünen Liste Schriesheims diese Atmosphäre genießen.
Den Abend, den Fraktionschef Christian Wolf stilecht mit seiner Begrüßung "buona sera" beginnt, wird von Reinhold Joppich und Mario Di Leo sowie seinem hochmusikalischen Sohn Lucca gestaltet. Die Veranstaltung ist restlos ausverkauft, so dass einige Gäste, die auf einen Platz hoffen, enttäuscht den Heimweg antreten. Unter den Glücklichen, die eine Karte besitzen, befinden sich auffallend viele Angehörige weiblichen Geschlechts. Sie hängen förmlich an den Lippen von Reinhold Joppich, wenn dieser mit wohlklingend sonorer Stimme und Augenzwinkern anmutige Geschichten von Liebe und Leidenschaft vorträgt.
Irrtümliche Liebe des Königssohns
"Ce cosa l'amore" - dass Liebe etwas Wunderbares ist, das blind macht und die Sinne vernebelt, darüber lacht das Publikum schadenfroh bei der Geschichte vom Königssohn, der sich unsterblich in den Duft eines Taschentuches verliebt, das er von einer Unbekannten vom Balkon zugeworfen bekommt.
Überwältigt von Liebe und Leidenschaft, hält er bei der vermeintlichen Großmutter, die aber die jüngere Schwester der Angebeteten ist, um ihre Hand an und führt die voll verschleierte Braut zum Altar. Erst in der Hochzeitsnacht erkennt er den Betrug und merkt, dass seine Angetraute nicht mehr in der Blüte ihres Lebens steht, sondern mit ihren 93 Lenzen schon etwas am Verwelken ist. So entsorgt er sie durch einen Wurf aus dem Fenster. Dieser Anblick bringt vorbeischwebende Feen dazu, der Greisin ein jugendliches Aussehen zu verleihen. Am Morgen erkennt der Prinz seinen erneuten vermeintlichen Irrtum und bittet die Frau um Verzeihung . . .
Oder die Geschichte des italienischen Autors Dario Fo von der Beerdigung seines Vaters, bei der sich dem Trauerzug versehentlich eine weitere Trauergemeinde anschließt - was zu Turbulenzen führt, als offenbar wird, dass man der falschen Leiche folgt. Oder aber die Geschichte von der aufkeimenden Liebe zweier Männer.
Zwischen den einzelnen Vorträgen singen und spielen die Musiker Mario Di Leo und sein Sohn Lucca auf der Gitarre einschmeichelnde neapolitanische Lieder über verlorene Liebe und über Mütter, die aus Angst um ihre Töchter diese bei jedem Rendezvous begleiten.
Das Publikum jedenfalls ist von diesem Italienischen Abend begeistert. Es dankt den Künstlern mit langanhaltenden Beifall.
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