Frankfurt. "Frankfurt ist unsere wichtigste Drehscheibe." Auf den Hauptbahnhof in Hessens größter Stadt lässt die Bahn nichts kommen. Auch 125 Jahre nach seiner Eröffnung auf dem Frankfurter Galgenfeld gehört der imposante Bau aus der Kaiserzeit zu den verkehrsreichsten Bahnhöfen Europas. In Deutschland hat nur Hamburg mehr tägliche Reisende und Besucher, lediglich der Leipziger Hauptbahnhof mehr Gleise. In Frankfurt kommen jeden Tag rund 350 000 Menschen in die fünf großen Hallen aus Stahl und Glas, 1800 Züge verkehren, und rund 1000 Menschen haben hier ihren Arbeitsplatz.
Bahnchef gibt sich optimistisch
Gestern kam Bahnchef Rüdiger Grube zum vorgezogenen Jubiläum nach Frankfurt - die feierliche Eröffnung fand am 18. August 1888 statt. "Was Ende des 19. Jahrhunderts galt, das gilt heute wieder. Die Schiene ist der Verkehrsträger der Zukunft", sagte er. Vor der Fußball-WM 2006 hatte das bundeseigene Unternehmen 117 Millionen Euro in die Hand genommen, um den damals arg ramponierten Bahnhof im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Dabei würden die bis zu 28 Meter hohen Hallen eigentlich gar nicht mehr gebraucht. Sie dienten ursprünglich dem Auffangen des Dampfes der Lokomotiven, heute wird der Bahnhof als Baudenkmal geschützt.
Auf die Idee eines zentralen Bahnhofs in der ehemaligen Freien Reichsstadt waren erst die Preußen gekommen. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 hatte sich die Eisenbahn-Infrastruktur mit drei kleinen Sackbahnhöfen an der Gallusanlage als unzureichend erwiesen. Der künftige Hauptbahnhof wurde weit außerhalb der damaligen Frankfurter Stadtgrenze geplant, die Flächen dazwischen wurden später mit großbürgerlichen Gründerzeithäusern bebaut, dem heutigen Bahnhofsviertel. Heute hat der Hauptbahnhof 25 überirdische Gleise und vier S-Bahn-Gleise unter der Erde. Auch die städtische U-Bahn fährt mit zwei Linien zum Knotenpunkt.
Während der Bahnhof innen glänzt, besteht an der eingerüsteten Fassade zur Stadt hin und rund um die Station weiter Handlungsbedarf. Der Umbau des chaotischen Vorplatzes wurde wegen der städtischen Finanznot gerade für ungewisse Zeit verschoben. Und auf der Südseite warten die immer zahlreicheren Fernbusse auf eine vernünftige Station.
Frankfurt muss seine Drehkreuz-Funktion weiterhin als Sackbahnhof erfüllen, durchgehende Gleise wie demnächst in Stuttgart gibt es auch künftig nicht. "Wir müssen aber nicht mit jedem ICE in den Hauptbahnhof reinfahren", erklärt der Frankfurter Bahnsprecher Thomas Sälinger die Alternativen über Flughafen und Frankfurt-Süd. Hessens Landesregierung ist heute noch froh, dass das Land seinerzeit eine Mitfinanzierung des gigantischen Projekts "Frankfurt 21" durch das Land ablehnte.
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