Zwei Schwestern bekämpfen sich nachts am Straßburger Münster. Ellen und Constanze tragen ihren lebenslangen Streit handgreiflich aus - unter den Augen der Höllenfratzen, die aus dem Gemäuer des Gotteshauses herausragen. Versöhnung oder Totschlag? Der Mannheimer Autor Meinhard Saremba verschweigt das Ende des Duells in "Zwillingsdämonen"; er lässt seine Leserschaft raten, wie sich die Konflikte auflösen, die er in dem Band "Die Tugenden des Bösen" konstruiert. Aber der Titel gibt ja einen Hinweis: Tod und Teufel haben immer ihre Finger im Spiel und halten reiche Ernte.
Sarembas Domäne ist die Musik. Er hat sich vor allem einen Namen als Biograf der Komponisten Leos Janacek und Arthur Sullivan gemacht. Sein Roman "Fortunas Narren" setzt dem englischen Spätromantiker Edward Elgar ein belletristisches Denkmal.
Unverkennbar ein Musikexperte
Auch die soeben erschienenen neun Erzählungen verraten den Musikexperten, weil er zu auffälligen Vergleichen aus dem Reich der Töne greift. Doch auf den Hauptschauplätzen machen sich jetzt Rache, Hass und Neid breit. Die Hemsbacher Grafikerin Ulrike Grimm hat sie illustriert. Das Morbide und Unmenschliche, um das diese Geschichten kreisen, fängt sie in Sinnbildern der Trostlosigkeit ein.
Fragwürdige Moralvorstellungen und verkrustete Vorurteile schieben satanischen Schicksalslenkern die Trümpfe zu. Die Liebe steht unter dem Diktat der Heimtücke und der zynischen Jagd nach Trophäen. Saremba wandelt seine Sprache von Fall zu Fall ab. Jeder Abgrund, der sich auftut, erhält sein kaltes, verächtliches, empfindsames oder akademisch belehrendes Vokabular.
Der Verfasser legt hin und wieder Spuren, die zu seinen literarischen Inspirationsquellen führen. Er erinnert an Goethes "Faust" und zitiert aus den "Blumen des Bösen" von Charles Baudelaire. Besonders wichtig scheinen ihm die Gedankenbrücken zu den Gesellschaftskritikern Michail Bulgakow und Georges Bernanos zu sein.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-daemonen-lenken-immer-mit-_arid,446550.html