Schillernd, zart, schwerelos schweben ihre Lieder durch den Raum. Etwas Entrücktes, Ätherisches haftet vielen der Stücke an, die die Sängerin und Songschreiberin Reyna bei ihrem Auftritt im Mannheimer Café Cafga zu Gehör bringt - und man kommt nicht umhin, sich etwa bei "Every Day Of My Life" oder "Today" an Tori Amos erinnert zu fühlen.
Das liegt einerseits in Reynas heller Stimme begründet, zum andern an der Art, wie sie sich selbst virtuos auf dem E-Piano begleitet; wie sie unversehens die Klangtemperatur ihres Spiels ändert und Akkord-Wogen mit zerbrechlich-schönem Minimalismus kontrastiert.
Mehr Widerborstigkeit erwünscht
"Purity" heißt das Solo-Debütalbum der Künstlerin aus Aalen, das Reyna - bürgerlich Verena Köder - ihrem Publikum hier unter dem Dach der "Kultur im Busch"-Reihe des Cafga präsentiert. Dass es sich dabei um ein hörenswertes Werk handelt, belegt Reyna beispielsweise mit dem famosen "I'm Just A Girl" oder "Bubbles", während die Musikerin mit "Let's Start A Revolution" und "Give Me Something Like Hollywood" eindrücklich zeigt, dass die sich nicht allein auf luziden, schöngeistigen Akustik-Pop versteht, sondern durchaus über souligen Biss und Schlagkraft verfügt.
Neben eigenen Stücken hat Reyna bei dem Konzert (bei dem die Besucher mit Spenden zugleich die Trinkwasser-Hilfsaktion "Viva con Agua" unterstützen können) zudem einige überzeugend interpretierte Coverversionen im Programm - von Coldplay ("Viva La Vida"), über Alanis Morissette ("Ironic") und Duffy ("Warwick Avenue") bis zum Jazz-Standard "Sunny". Dass wir uns gleichwohl etwas mehr Widerborstigkeit und Quertreiberei bei der einen oder anderen ihrer Eigenkompositionen wünschen würden, ist Geschmackssache und ändert nichts an der Feststellung, dass Reyna eine exzellente Musikerin ist - von der in Zukunft sicher noch Einiges zu hören sein wird. mav
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