Kultur allgemein

Tosender Applaus für neues Ceylan-Programm

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Spektakuläre Bühnenshow im Rock: Bülent Ceylan im Capitol.

© Rinderspacher

Feuerstöße und Pyro-Donner muss man sich - wie immer im Capitol - dazu denken, aber auch so gerät der Auftritt des Mannheimer Comedy-Stars Bülent Ceylan bei der offiziellen Premiere seines neuen Programms "Haardrock" eindrucksvoll: Wie gewohnt stürmt der 38-Jährige mit wehender Mähne im Stil eines Heavy-Metal-Stadionrockers die Bühne. Neu sind die Dudelsackklänge, die sich in die Ouvertüre mischen, und der Schottenrock ("Ein Türke im Rock - das nenn' ich Integration"), vor allem aber die Bühnenshow. Was im Ruhezustand aussieht wie Pappkulissen aus dem Schultheaterfundus, verwandelt sich mit Programmbeginn in multifunktionale Projektionsflächen, die mit vielgestaltigen, farbsatten Animationen die Atmosphäre des Abends wesentlich mitgestalten. Ein Novum im Comedy-Bereich, in dem - anders als bei Konzerten - das Wettrüsten der Bühnentechniker erst begrenzt Einzug gehalten hat.

Zu Ceylans Rockstar-Ansatz passt das natürlich perfekt - wie das Programm, das sein Hauptautor Roland Junghans ihm und seinen Fähigkeiten so perfekt auf den Leib geschneidert ht wie den Kilt. Es lässt ihm einerseits den Raum, um Spontaneität, Spielfreude und die Begeisterung am euphorischen Feedback auszuleben oder einzelne Zuschauer einzubeziehen. Andererseits läuft die gut zweistündige Show so straff, dass kaum noch Gefahr besteht, dass sie ausufert, weil der Hauptdarsteller kein Ende findet.

Konzentration auf vier Figuren

Die Konzentration auf die vier Hauptfiguren Harald, Hasan, Anneliese und Mompfred tut der Dichte des Programms gut. Dazwischen moderiert Bülent als Bülent in klassischer Stand-up-Comedy-Manier, etwa indem er höchst vergnüglich seinen gequält auf zwei Leinwänden lächelnden libanesischen Leibwächter Ali auf die Schippe nimmt. Trotzdem kann er die ganze Palette seiner Talente auffahren - vom balladesken Gesang bis zum Metal-Gebrüll - und - endlich - zeigt er wieder seine tänzerischen Fähigkeiten.

Wie Haar und Rock schon andeuten, ist er inhaltlich im Kernkompetenzbereich der deutschen Comedy angekommen: beim Verhältnis von Frauen und Männern. Vor allem Letztere nimmt er beim Balance-Akt zwischen Macho-Härte und Weicheitum unter die Lupe - und erblickt dabei den "vielseitig verwendbaren Alpha-Softie".

So wird dem "Türkochonder" ganz mulmig auf dem Weg zum Urologen, wobei Ceylan die Gratwanderung auf der Gürtellinie jetzt meist oberhalb des Fäkalhumors ansiedelt - sogar wenn er das Thema Viagra auswalzt. Deutlich wird: Der Mann von heute ist verunsichert, allen voran Harald, der möglichst schnell den Rock loswerden will - und dabei einen neuen potenziellen Merchandising freilegt: eine schwarze Unterhose, die hinten den Schriftzug "Rock" und vorne "Hard" trägt. In seiner Verzweiflung will Harald eine Kontaktanzeige beim "Mannheimer Morgen" schalten, bekommt aber negative Resonanz: "Blind Dates? So dunkel kann ma's gar net mache." Sogar RTL schlägt er eine neue Show vor: "Monnemer sucht Frau" und bekommt lapidar zur Antwort "Primitiver als ,Bauer sucht Frau" wollte man eigentlich nicht werden."

Logisch, dass sich der Vorzeige-Macho Hasan noch schwerer tut, zumal er sich seit seiner Paranussallergie so vorstellen muss: "Ich bin de Hasan, und ich hab paranoide Arschbacke." Neuigkeitswert hat ansonsten eine Frage an die Damenwelt: "Wenn Ihr so multitaskingfähig seid, warum könnt Ihr dann nicht gleichzeitig Kopfschmerzen und Sex haben?" Auch Anneliese, die nur noch ein "ehemaliges Pelzgeschäft" sowie einen Ex-Mann ihr eigen nennt, und der schlagkräftige Hausmeister Mompfred kreisen um die Frage: "Wie ist der perfekte Mann?"

Die subversivste Nummer kommt am Schluss, eine Hommage an den Kölner Karnevalisten Jonny Buchardt, der sie schon 1973 in eine Art schmissigen Stimmungstest verpack hat: "Zickezacke . . .", brüllt Ceylan. Aus dem Saal schallt pflichtschuldig "Hoi, Hoi, Hoi" zurück. Es folgt "Hipp-Hipp . . ." - "Hurra!". Es ist kein schlechtes Zeichen, dass auf "Sieg" nur vereinzelt "Heil!" und ein großes Raunen kommt, das der Deutschtürke mit einem hart gegen Rechts gerockten Metal-Song belohnt. "Das war doch Messagge hoch zehn", unterstreicht er die Schlussbotschaft, die er im Schlusslied mit den Parolen "Nazis raus! Multikulti!!!" auf den Punkt geröhrt hat. Das kann ja lustig werden am 31. Juli vor 65 000 Metal-Fans beim Festival in Wacken . . . Im Capitol gab's schon mal tosenden Applaus.

Bülent Ceylans "Haardrock"

Nach einer gelungenen Premiere im Mannheimer Trafohaus feierte Bülent Ceylans neuntes Bühnenprogramm "Haardrock" von Montag bis heute mit drei ausverkauften Abenden an der traditionellen Heimspielstätte Capitol Premiere.

In Mannheim ist das neue Programm wieder am Wochenende vom 25. bis 27. Juli zu sehen (Fr und Sa um 19.30 Uhr, So 18.30 Uhr). Dann wird bei drei Open Airs im Ehrenhof des Schlosses auch die DVD zur Show aufgezeichnet. Karten unter 0621/10 10 11 (41,90 Euro plus Gebühren; Achtung: freie Platzwahl).

Weitere Termine: 22./23.2. FraPort Arena Frankfurt (ausverkauft), 1./2.3. Europahalle Karlsruhe (ausverkauft), 8./9.3. Frankenstolz Arena Aschaffenburg (ausverkauft), 24.5. RedBlue Heilbronn, 23.8. Phönixhalle Mainz (ausverkauft, Karten für den 24.8.), 4.10: Stuttgart Schleyerhalle, 13./14.12. Schwarzwaldhalle Karlsruhe. Karten unter www.buelent-ceylan.com/tourplan (33,45 Euro plus Gebühren). jpk

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