Druckmaschinen: Vorwurf der "Schnäppchenpreise" dank Staatshilfe / Eigene Konsolidierungserfolge konterkariert

Koenig & Bauer geht auf Heideldruck los

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Michael Roth

Mannheim. Der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer (KBA) hat die Staatshilfe für den Konkurrenten Heidelberger Druckmaschinen hart kritisiert. Man beobachte "mit Sorge, dass an andere Unternehmen gewährte Staatshilfe augenscheinlich zur Konservierung von Überkapazitäten, Produktion auf Lager und Lager-Abverkauf zu Schnäppchenpreisen genutzt wird", heißt es in einer Pressemitteilung von KBA zu vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2009.

Gemeint ist die Heidelberger Druckmaschinen AG. Heideldruck erhielt aus dem Sonderprogramm der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Darlehen in Höhe von 300 Millionen Euro. Hinzu kommt noch ein Bankkredit über 550 Millionen Euro. Der ist zu 90 Prozent durch Bürgschaftszusagen des Bundes und der Länder Baden-Württemberg und Brandenburg gesichert.

Ein Sprecher von Heideldruck wollte die Vorwürfe von KBA nicht kommentieren. Üblicherweise ist der Wettbewerb um die weniger gewordenen Aufträge in Krisenzeiten härter und wird auch über den Preis ausgetragen. Das war schon früher zu beobachten.

Wie es in der Branche heißt, ist Heideldruck auf seinem größten Markt Deutschland profitabel, und Analysten rechnen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2009/2010, dessen Zahlen Heideldruck nächste Woche vorlegt, mit einem geringeren operativen Verlust. Diese Indizien würden eher gegen Sonderangebotsaktionen im großen Stil sprechen.

KBA moniert einen durch die Staatshilfen ausgelösten Preisverfall, der eigene Konsolidierungserfolge konterkariere. Der Konzern wird unter anderem am pfälzischen Standort Frankenthal die Zahl der Jobs von 830 bis Ende des Jahres 2010 auf 605 senken. Außerdem wird über eine Ausgliederung des Werks in eine GmbH verhandelt.

In der KBA-Gruppe ging die Zahl der Beschäftigten 2009 von rund 8000 auf unter 7000 Mitarbeiter zurück und wird sich 2010 auf etwa 6300 verringern. Hierbei kam es zu betriebsbedingten Kündigungen, auch in Frankenthal. Der Standort bekam eine Garantie, dass bis Ende 2011 Falzwerke und Walzen an den Konzern geliefert werden können.

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