Heidelberg. Die Gewerkschafter um Mirko Geiger, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg staunten nicht schlecht. An ihrer Beschäftigtenumfrage zur aktuellen Situation und Zukunft des Arbeitsplatzes nahmen fast genauso viele Mitarbeiter des Softwarekonzerns SAP teil (1844) wie der Heidelberger Druckmaschinen (1865). "Und das unter dem Label der IG Metall", hob Geiger bei einem Pressegespräch zur Vorstellung der Umfrage unter insgesamt 6361 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Bereich der Heidelberger IG Metall, hervor.
"Das zeigt, dass SAP mittlerweile genauso tickt wie andere Unternehmen auch", erklärt sich Betriebsrat Ralf Kronig die hohe Beteiligung in Walldorf. "Die zahlreichen Umstrukturierungen, die seit Jahren zunehmende Belastung und die dauernden Kostensenkungen beunruhigen die Beschäftigten", sagt der Arbeitnehmervertreter. 12 Prozent der Befragten bei SAP machten sich mittlerweile starke Sorgen um ihren Job, kaum oder gar keine Sorgen machten sich allerdings 88 Prozent. Aus den Zahlen lässt sich für SAP noch herauslesen, dass eine bessere Balance von Arbeitszeit und Privatleben gewünscht wird.
Für Kronig ist das nicht verwunderlich. "Wir haben ein Durchschnittsalter von 42 Jahren, viele haben eine Familie, da gibt es Verschiebungen der Prioritäten". Der Aussage: "Flexibilität darf nicht dazu führen, dass die Arbeit mein Privatleben stark beeinträchtigt", stimmten bei SAP 93 Prozent zu.
Solche Sorgen hätten die Beschäftigten der Heidelberger Druckmaschinen vermutlich gerne. Das Unternehmen steckt im fünften Jahr in der Krise. Mehr als drei Viertel der Befragten bei Heideldruck macht sich sehr starke oder starke Sorgen, dass ihr Arbeitsplatz in Gefahr ist. "Gut möglich, dass die Politik noch einmal gefordert ist", sagt Betriebsrätin Beate Schmitt und spielt auf die Themen Kurzarbeit und Bürgschaften an. Eine Landes-Bürgschaft hat den Konzern vor vier Jahren mit vor dem Aus gerettet.
Gewerkschafter Geiger, der auch im Heideldruck-Aufsichtsrat sitzt, ist optimistischer. Für ihn hat der Konzern die Talsohle erreicht. Wenn die Konjunktur 2014 anzieht, wird sich Heideldruck in ruhigerem Fahrwasser bewegen. Andernfalls müsse über eine Lösung auf Branchenebene mit den anderen Druckmaschinenbauern, Koenig & Bauer und manroland, nachgedacht werden.
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