BENSHEIM. Wenn die Bensheimer Chöre alle Jahre wieder zu ihrer "Adventsmusik bei Kerzenschein" in St. Georg einladen, dann strömt das Publikum in Scharen wie bei keinem anderen vergleichbaren Konzertereignis.
Voller jedoch als bei der achten Auflage dieser Kultveranstaltung am vergangenen Sonntag hat man die Bensheimer Stadtkirche wohl selten gesehen. Für beste Ensemblevielfalt sorgten wie gewohnt der Kammerchor St. Georg, der Kammerchor Cantemus, der "ars musica chor", der Chor Da Capo und der AKG-Jugendchor; dazu kamen erstmals die Jugendkantorei St. Georg und ein Kammerorchester aus neun jungen Instrumentalisten als Verstärkung.
Zum stilistisch reichhaltigen Programm gehörten natürlich auch wieder eine Handvoll gemeinsam gesungener Adventslieder, die Gregor Knop mit farbigen Orgelklängen begleitete.
Dietrich Buxtehudes Kantate "Kommst du, Licht der Heiden" BuxWV 66 für Chor, Streicher und Continuo bildete den feinen barocken Auftakt des Abends. Man erlebte eine wunderbar schlichte Sakralmusik, deren verinnerlicht-heitere Atmosphäre Dirigent Jorin Sandau und der geschmeidig singende Kammerchor St. Georg sehr überzeugend trafen. Der instrumentale Part mit Streichquintett, Fagott und Cembalo fügte sich organisch ein.
Repertoire-Juwelen
Christoph Siebert und sein wie üblich bestechend kultiviert klingender Kammerchor Cantemus hatten gleich vier herausragende Repertoire-Juwelen im Gepäck: Benjamin Brittens perfekt geschliffenes Frühwerk "A Hymn to the Virgin", das sanfte englische Traditional "The Angel Gabriel", das schwärmerisch leuchtende "Ave Maria" des Londoner Renaissance-Meisters Robert Parsons, schließlich als besondere Entdeckung das von volkstonnaher Melodik und Harmonik erfüllte "Ave maris stella" des bei uns kaum bekannten ungarischen Chorkomponisten Lajos Bárdos (1899-1986).
Markus Detterbeck und sein mehrfach prämierter AKG-Jugendchor begeisterten mit zwei exquisiten Schütz-Sätzen und vor allem mit dem von einem prächtigen Sopransolo gekrönten Spiritual-Leckerbissen "Rise up, shepherd", der zu den absoluten Publikumsfavoriten zählte.
Sehr vielversprechend gelang der erste gemeinsame Auftritt der Detterbeck-Truppe und der von Gregor Knop geleiteten Jugendkantorei St. Georg. Liedhaft-schwungvolle Sätze aus England von John Rutter (*1945), Stephen Darlington (*1952) und Andrew Carter (*1939) boten dafür ideale Vorlagen - jeweils sensibel unterstützt vom mit schönen Bläsersoli (Oboe!) aufwartenden Kammerorchester.
Drei ausdrucksstarke Weihnachtslied-Bearbeitungen aus der sogenannten "Christvesper" von Rudolf Mauersberger (1889-1971) gaben dem "ars musica chor" unter Hans Jochen Braunstein die Gelegenheit, an einen der vitalsten Klassiker unter den Chorkomponisten des 20. Jahrhunderts zu erinnern. Gregor Knop lieferte dazu das energiegeladene Orgelfundament.
Ungekünstelte Leichtigkeit
Sabine Wulfs AKG-Ehemaligen-Chor Da Capo zeigte in Rutters "Magnificat" (1. Teil) und Douglas Brenchleys apart bläsergeschmücktem "Alleluja" genau jene ungekünstelte Leichtigkeit und Frische, welche den Charme dieser publikumswirksamen Stücke ausmacht. Zum großen Finale mit Heinrich Schütz' "Magnificat" SWV 468 für drei gemischte Chöre, Streicher, Bläser und Continuo vereinten sich dann unter Jorin Sandaus Gesamtleitung alle gut 200 Musiker in wahrhaft imponierender Klangintensität.
Händels "Tochter Zion, freue dich" stand am Ende dieses reichen Adventskonzerts: erst als Thema einer von Gregor Knop süffig gespielten Orgelfantasie Félix Alexandre Guilmants, danach als gemeinsam gesungenes Schlusslied. Klaus Roß
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