Bensheim. Brausetabletten bringen Bewegung ins Spiel. Für die Klasse 4a der Schillerschule in doppelter Hinsicht. Sie blieben - in Wasser aufgelöst - nicht die Grundlage eines vitamin- oder mineralstoffreichen Getränks. Die jungen Schülerinnen und Schüler trieben mit den freigesetzten Gasen selbstgebaute Raketen und kleine Boote an.
Im Rahmen ihres Schulfestes zeigten sie ihren Eltern und ihrem Klassenlehrer Markus Schmitt am Freitag die Ergebnisse ihrer "Forscherwochen". Schulleiter Günter Schneider begrüßte die Viertklässler, die bereits mit weißen Kitteln und Schutzbrillen in eine typische "Chemiker-Montur" geschlüpft waren und hofften, dass die Vielzahl ihrer Versuche gelingen möge. Denn an sichtbaren Effekten sollte es nicht mangeln.
So hatte jeder Teilnehmer in den Ferien einen Vulkanberg gefertigt und dazu wahlweise ein Glas mit Knete oder Salzteig ummantelt. Einige hatten gar richtig prachtvolle Miniatur-Nachbildungen des Ätna oder Vesuvs gebaut. Eine Schülerin begrünte ihren "Berg" mit Grasbüscheln und setzte eine attraktive Landschaft auf die Berghänge.
Im Klassensaal ließen dann die jungen "Forscher" vor den Augen des begeisterten Publikums den Vulkan ausbrechen. In den unterschiedlichen Farben floss die "Lava" den Abhang hinab. Die Mischung aus Natron, Zitronensäure und Spülmittel gemischt mit einer halben Brausetablette begann sofort zu brodeln und die schaumige Masse bewegte sich im Schneckentempo über den Rand des versteckten Glases hinaus. Selbst für die Schüler war der Versuch mit ihrem selbstgebastelten eine Premiere.
Laute Effekte erzielten die Viertklässler dann mit einem Raketenantrieb. Tabletten-Röhrchen dienten als flinke Flugkörper. In die leeren Hülsen gossen sie eine Flüssigkeit und setzten die Braustabletten zu. In dem verschlossenen Döschen entwickelte sich ein so mächtiger Druck, dass die selbstgebaute Rakete mit Schmackes in die Höhe schoss. Die Kids wussten bereits, was passieren würde und gingen vorab in Deckung.
In der folgenden Runde ging es beschaulicher zu. Die Gruppe zauberte zunächst bunte Blumen und einen grünen Kaktus aus bemalten Gummihandschuhen und stellte anschließend die zu Silvester so beliebte "Schlange des Pharao" selbst her. Zusammen mit Chemielehrerin Helgard Hermann hatten die Viertklässler zuvor in zehn Schulstunden die unterschiedlichen chemischen Versuche ausprobiert. Der Nervenkitzel in der Präsentation blieb nicht aus. Unter der Anspannung und Nervosität litt die Konzentration aber keineswegs. Die Schülerinnen und Schüler maßen Mengen ab, mischten munter die Flüssigkeiten und zündeten die Streichhölzer. Alles lief wie am Schnürchen.
Günter Schneider betonte, dass sich gerade in den jungen Jahren die Begeisterung für die Naturwissenschaft wecken ließe. Die Schillerschule nutze gern die sich ihr bietenden Möglichkeiten in den renovierten Fachräumen für Projekte dieser Art selbst in der Grundschule. Helgard Hermann betonte, dass die Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Chemie, insbesondere mit Dr. Sybille Welker, neue Möglichkeiten eröffnet hätte. Das Projekt wurde zudem von der Kathinka-Platzhoff-Stiftung und dem Darmstädter Unternehmen Merck unterstützt.
Die Motivation, mit der der Nachwuchs ans Werk ging, scheint ein deutliches Votum für experimentellen Projektunterricht auch in der Grundschule zu sein. moni
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