Bensheim/Wiesbaden. Seit vielen Jahrzehnten macht sich Walter Renneisen um das Schauspiel und die Kultur verdient. Gestern wurde der Bensheimer Schauspieler vom Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier gewürdigt und in Wiesbaden mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Gemeinsam mit Renneisen wurde Michael Herrmann, Initiator und Intendant des Rheingau-Musikfestivals, geehrt. Er erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse.
Bei einer Feierstunde gestern Vormittag in der Staatskanzlei erklärte der Regierungschef: "Die Vielfalt und Strahlkraft unserer hessischen Kulturlandschaft verdanken wir Menschen wie Michael Herrmann und Walter Renneisen. Mit ihrer Kreativität auf der Bühne, vor der Kamera oder hinter den Kulissen gelingt es ihnen, ihr Publikum immer wieder in den Bann zu ziehen. Mit ihrem Schaffen übersetzen sie Gedanken und Ideen in Kunst und Kultur", sagte Bouffier.
Hessen als Kreativzentrum
Schauspiel, Theater und Musik bildeten eine besondere Ebene der Begegnung verschiedener Menschen und Kulturen. "Sie bringen Menschen über Generationen hinweg zusammen. Beide fördern auf ihre Weise vielversprechende junge Talente und stehen somit auch dafür, dass Hessen heute ein Kreativzentrum im Herzen Deutschlands ist", so der Ministerpräsident.
Bouffier würdigte Renneisen, der seit fast fünf Jahrzehnten auf den verschiedensten Bühnen und in zahlreichen Fernsehserien vor der Kamera steht, "als einen der erfolgreichsten und beliebtesten Schauspieler" des Landes. "Was ihn auszeichnet, ist seine Authentizität", sagte Bouffier.
Der Bensheimer Bürgermeister Thorsten Herrmann freute sich in Wiesbaden mit dem Geehrten über die Auszeichnung: "Walter Renneisen hat die Ehrung mehr als verdient. Er ist eine besondere Persönlichkeit und eine große Bereicherung für das kulturelle Leben unserer Stadt", sagte Herrmann.
Nach einem abgeschlossenen Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie besuchte Walter Renneisen zunächst drei Jahre die westfälische Schauspielschule und ist seit 1967 als Schauspieler tätig. Zu seinen ersten Engagements zählte eine Verpflichtung am Staatstheater Darmstadt, dem zahlreiche Auftritte deutschlandweit folgten wie beispielsweise beim Deutschen Theater in Göttingen, bei den Staatstheatern in Stuttgart und Bonn sowie auf der Bühne des Fritz-Rémond-Theaters in Frankfurt oder bei den Heppenheimer Festspielen.
Zudem betreibt er seit 1993 ein Gastspieltheater, mit dem er mit eigenen Produktionen auf Tournee geht. Bekannt wurde der Schauspieler auch durch Engagements bei Fernsehproduktionen wie "Tatort", "Der Alte", "Ein Fall für Zwei" oder "Derrick". Zudem hat er sein Talent bei zahlreichen Hörbüchern unter Beweis gestellt.
Thorsten Herrmann nannte es vorbildlich, wie sich Renneisen für die schauspielerische Nachwuchsarbeit einsetzt: Seit vielen Jahren fördert der Grimme-Preisträger das Schülertheater des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums und engagiert sich außerdem für die Schultheatertage. "Das zeigt ihre Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt Bensheim", sagte Herrmann. Im Rahmen der neuen Spielzeit ist Renneisen im Parktheater Bensheim zu sehen.
Der Hessische Regierungschef Volker Bouffier sagte abschließend: "Sie haben in mehr als vier Jahrzehnten Millionen Menschen mitgerissen, unterhalten und begeistert. Wir als Publikum danken Ihnen für fröhliche und nachdenkliche Stunden, die Sie uns durch Ihr Kulturschaffen bereitet haben."
Auch der Bergsträßer Landrat Matthias Wilkes, der bei der Ehrung in Wiesbaden anwesend war, freut sich über die Auszeichnung des Bensheimer Schauspielers. "Damit wird einerseits der herausragende Beitrag rund um die Theaterkunst, aber auch das unermüdliche und jahrelange künstlerische Wirken Renneisens für seinen Heimatlandkreis und die ganze Nation gewürdigt", so Wilkes. red
Auto machte auf halber Strecke schlapp
Ausgerechnet! Auf dem Weg zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes nach Wiesbaden machte gestern das Auto von Walter Renneisen auf halber Strecke schlapp. Glück im Unglück: Familie Renneisen fuhr im Konvoi mit Angehörigen und Freunden auf der Autobahn.
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, das streikende Fahrzeug versorgt war, stiegen die "Gestrandeten" in den nachfolgenden Pkw um. Ministerpräsident Volker Bouffier und Landrat Matthias Wilkes, der den Schauspieler unter anderem wegen seines sozialen Engagements für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen hat, warteten währenddessen geduldig in der Landeshauptstadt auf Renneisen und seinen Anhang.
Mit etwas Verspätung konnte die Feier dann in der Staatskanzlei beginnen. gs
"Das ist der helle Wahnsinn!"
Herr Renneisen, wann und wo haben Sie erfahren, dass Sie das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen?
Walter Renneisen: Meine Frau und ich kamen gerade von einem Abstecher nach New York zurück, als wir Post von der Staatskanzlei in unserem Briefkasten fanden. Das war so Ende Juni. Wir waren in New York, um meine Nichte am Broadway zu sehen. Sie hat dort mit Kenneth Branagh in "Macbeth" gespielt.
Haben Sie in Ihren kühnsten Träumen mit einer solchen Auszeichnung und großen Wertschätzung Ihrer Arbeit gerechnet?
Renneisen: Es ist der helle Wahnsinn! Ich war völlig überrascht - wie übrigens bei allen anderen Ehrungen auch. Seit wann erhalten Schauspieler das Bundesverdienstkreuz? Ich bin doch nur ein Bauernbub. . . Keine Ahnung, wer mich dafür vorgeschlagen hat, und warum - aber natürlich bin ich stolz darauf. Nach der Verleihung habe ich mit meiner Familie und Freunden in einem Café in der Nähe der Staatskanzlei ein bisschen gefeiert.
Wann stehen Sie wieder mit Ihrem Erfolgsprogramm "Deutschland, Deine Hessen" auf der Bühne?
Renneisen: Die nächste Aufführung ist schon am Sonntag, 21. September, um 18 Uhr im Parktheater in Bensheim. Das Programm, immer ein bisschen abgewandelt, habe ich inzwischen mehr als tausend Mal gespielt, und vor wenigen Monaten wurde es vom Hessischen Rundfunk in einer Aufzeichnung gesendet.
Wie sehen Ihre Pläne für die nächste Zeit aus?
Renneisen: In den vergangenen Jahren habe ich sehr viel gearbeitet. 2013 waren es 180 Aufführungen, dieses Jahr werden es 150 sein. Aber in Zukunft werde ich etwas kürzertreten. Ich überlege gerade, ob ich zu meinem 75. Geburtstag wieder eine Benefizgala mit Freunden organisieren soll. Wo der Erlös hingehen soll, das muss ich mir noch überlegen. gs
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