Mensch vor Verkehr - Hauptversammlung freut sich über Mitgliederzuwachs

Belastungen durch Trasse unzumutbar

Von 
Nina Schmelzing
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Reimund Strauch (3.v.l., sitzend) ist neuer MvV-Vorsitzender, Dr. Peter Stracke (3.v.r., sitzend) sein Stellvertreter. Unser Bild zeigt das neu gewählte Vorstandsteam.

© Lotz

Einhausen. Der Verein wächst. Mehr als 200 Mitglieder hat "Mensch vor Verkehr (MvV)" inzwischen. Der Zulauf ist insbesondere dem großen Aktionstag im vergangenen Jahr in Lorsch zu verdanken. Uneingeschränkt zufrieden ist der Vorstand mit den Zahlen natürlich nicht. "200 Mitglieder - das ist nur ein Prozent der Lorscher und Einhäuser Bevölkerung", verdeutlichte MvV-Rechner Joachim Feuchter bei der Jahreshauptversammlung am Mittwoch im Bürgerhaus.

Von den Auswirkungen der geplanten Neubautrasse von Frankfurt nach Mannheim werden zwischen Lorsch und Einhausen aber 20 000 Bürger betroffen sein, fürchtet man bei MvV. Der Verein kämpft seit vielen Jahren dafür, dass die Lebensqualität in beiden Kommunen erhalten bleibt, wenn das Großbauprojekt entlang der A 67 realisiert wird. Vor allem die mögliche Lärmbelastung bereitet Sorgen. Zum ICE-Verkehr tagsüber könnten jede Nacht auch 160 Güterzüge durch die Region rauschen.

Dass die Trasse kommt, davon ist auszugehen. Im aktuellen Entwurf des Bundesverkehrswegeplans ist die Maßnahme jedenfalls als Vorhaben mit "vordringlichem Bedarf" aufgelistet. Beschlossen ist die Planung zum Ausbau der überregionalen Verkehrswege noch nicht. In Berlin wurde entschieden, dass Bürger zunächst Stellungnahmen zu den wichtigen verkehrspolitischen Weichenstellungen abgeben können. Diese Möglichkeit wird jetzt auch von "Mensch vor Verkehr" genutzt.

Der MvV-Vorstand um Dr. Peter Stracke und Reimund Strauch hat ein umfangreiches Papier ausgearbeitet, das bei der Jahreshauptversammlung vorgestellt und von den Mitgliedern anschließend einstimmig beschlossen wurde. Die 14 Punkte umfassende Stellungnahme (siehe unten stehenden Bericht) wird nun an Minister Alexander Dobrindt geschickt. "Das Bundesverkehrsministerium wird alle eingegangenen Stellungnahmen prüfen", wurde schließlich in Berlin versprochen.

Auch die Einhäuser Gemeindevertretung hat in dieser Woche bereits eine ähnliche Resolution zum Verkehrswegeplan beschlossen. "Die Trassenführung zerstört wertvolle Gebiete, die anschließend mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand wiederherzustellen sind. Die Folgekosten hieraus sind nicht berücksichtigt", heißt es darin unter anderem. Auch werde die Forderung der Region nach einem langen bergmännischen Tunnel ignoriert.

Thema für den Bauausschuss

In Lorsch steht das Thema Stellungnahme zum Verkehrswegeplan-Entwurf im Bauausschuss in der kommenden Woche ebenfalls auf der Tagesordnung, informierte Bürgermeister Christian Schönung.

Schwierig für alle diejenigen, die sich für eine verträgliche Trassenlösung einsetzen, ist die Tatsache, dass es weiterhin nicht klar ist, wie die Schienen durch die Region geführt werden sollen. Die sogenannte Vorzugsvariante der Bahn entlang der A 67 (siehe Grafik) könnte ebenso weiterverfolgt werden wie eine Variante, die unter dem Namen "Mannheim direkt" im Projektinformationssystem zu finden ist, so Reimund Strauch.

"Da die Neubaustrecke für die Einwohner von Lorsch und Einhausen keinen unmittelbaren Nutzen bringt, sind auch keine Belastungen zumutbar", erklärt MvV in der gerade verabschiedeten Stellungnahme. Der Verein hält unvermindert an der Forderung für einen langen Tunnel in bergmännischer Bauweise fest. Schließlich werden auch vom geplanten Ausbau der A 67 und der B 47 weitere Belastungen erwartet. Inzwischen verlangt der Verein auch die Durchführung eines neuen Raumordnungsverfahrens. Die geltenden Beschlüsse stammen immerhin aus dem Jahr 2004.

Dass es noch dauert, bis die Züge rollen, ist klar. Sieben Jahre werden für die Streckenplanung erwartet, sieben Jahre für den Bau, so Dr. Stracke zum Bundesverkehrwegeplan 2030. Vom Kabinett beschlossen werde dieser zudem wohl nicht wie geplant im Herbst, sondern erst im Frühjahr 2017, berichtete Strauch. Abwarten hat der MvV-Vorstand aber noch nie für eine gute Devise gehalten. "Wir müssen sehr wachsam sein", hieß es deshalb auch jetzt bei der Hauptversammlung.

Redaktion

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