Lindenfels. Otto Müller hat die Sommermonate als Senn im Berner Oberland verbracht. Von dort brachte er Alpkäse mit auf den Weihnachtsmarkt nach Lindenfels - überhaupt hatten die Anbieter allerlei Schlemmereien mitgebracht. Traditionell fand der Lindenfelser Weihnachtsmarkt am zweiten Advent rund um den Löwenbrunnen statt. Und das hatte wieder was!
Die Burg grüßt die Marktbesucher vom oben herunter, der Löwenbrunnen ist festlich dekoriert und das Wetter passte in diesem Jahr auch. Zwar waren Schnee und echtes Winterwetter bei deutlichen Plusgraden Fehlanzeige, aber es blieb trocken, was viele der Weihnachtsmarktgäste zum Verweilen verführte.
Ramona Arras aus Lindenfels hatte ihre neuste Kreation selbst hergestellter Pralinen mitgebracht: Nougat mit Honig. Gleich nebenan bot die Freiwillige Feuerwehr Glattbach Glühwein und Kinderpunsch an. Die Tennisabteilung des TSV setzte auf dampfenden Jagertee und verschiedene Toastvariationen. Bewährte Schlemmereien hatte der Freundeskreis Moëlan sur Mer im Angebot. Crêpes nämlich, deren Füllungen mit Schokolade, Aprikose oder Eierlikör variabel gestaltet wurden. Der Erlös kommt der Jugendarbeit des Vereins zugute. Für den Freundeskreis bot sich beim Weihnachtsmarkt noch eine weitere Gelegenheit, suchen die Mitglieder derzeit noch Quartiere - zum Himmelfahrtwochenende Anfang Mai wird gleich ein ganzer Bus voller Franzosen aus der bretonischen Partnergemeinde in Lindenfels erwartet.
"Rund um den Apfel" lautete das Motto am Stand vom SVL. Der Fußballverein bot heißen Apfelwein an, aber auch heißen Apfelsaft und ein ganz besonderes Schmankerl, den "heißen Kicker". Für alle, die sich nicht getraut haben: Die Kreation aus heißem Apfelschnaps mit Sahne schmeckt. Die Freiwillige Feuerwehr setzte mit Bratwürsten auf Bewährtes und Handgefertigtes gab es beim Marktstand der evangelischen Kindertagesstätte. Eltern und Erzieherinnen hatten gemeinsam gewerkelt, gebacken und gestaltet. Es gab Lebkuchenhäuser als Bausätze, Butterplätzchen, Gelees und Vogelfutter, aber auch kleine Geschenkartikel, Naschereien, Stulpen und Schals. Als Renner entpuppten sich Teelichter, die in eine Betonform gegossen waren.
Der Eigenversuch in Sachen Wildschweinsalami am Stand der DLRG kann getrost als "gelungen" bezeichnet werden. Nicht nur die Wurst, sondern auch das "gechlorte Schwimmbadwasser" - eine Mischung aus warmen Apfel- und Orangensaft mit Schnaps - kam bei den Besuchern an. Die Aerobic-Abteilung des TSV backte Zimtwaffeln. Bücher sowie Geschenkartikel, die Manuela Riebel im Angebot hatte, rundeten das Angebot des Lindenfelser Weihnachtsmarktes ab.
Sagengestalten am Start
Natürlich stattete auch der Nikolaus den kleinen Marktbummlern einen Besuch ab, das Weihnachtscafé im Bürgerhaus hatte geöffnet und die traditionellen Odenwälder Symbolfiguren - der Bensnickel, die Trachtenfrau, das Mehlweibchen, die Stoppelgans und der Bolischbock - mischten sich zu späterer Stunde ebenfalls unter die Besucher. Der Heppenheimer Brauchtumsforscher Dr. Heinrich Winter hatte Anfang der 1930er Jahre in den kleinen Odenwalddörfern und Städtchen Befragungen durchgeführt. Antwort standen ihm jeweils die ältesten Bewohner, die überlieferten Traditionen und Geschichten wurden akribisch notiert und liefern nachfolgenden Generationen noch heute wertvolle Hinweise auf Sitten und Gebräuche aus der Region. Vor einigen Jahren wurden die aufwendigen Kostüme dieser Sagengestalten in Lindenfels nachgeschneidert und werden nun alljährlich von der Trachtengruppe mit Leben erfüllt. cs
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