Georg-August-Zinn-Schule - Matthias Leibbrand informierte über das Projekt eines "Trauma-Kindergartens"

Hilfe für Kinder im syrischen Bürgerkrieg

Lesedauer: 

Matthias Leibbrand warb an der Georg-August-Zinn-Schule für das Projekt "Trauma-Kindergarten" für syrische Kinder.

© koe

Reichelsheim. Zur Unterstützung syrischer Flüchtlingskinder fand in der Reichelsheimer Georg-August-Zinn-Schule eine Auftaktveranstaltung statt. Lehrerin Angelika Linsin hatte an der Schule für ein Projekt von "Vision hope" geworben, um auf die Situation der Kinder im Syrienkonflikt aufmerksam zu machen. Selbst im Vorstand der Hilfsorganisation, überzeugte sie die Schulleitung und Kollegen, sich in Arbeitsgruppen und Projekten für einen Trauma-Kindergarten ihrer Organisation in Jordanien einzusetzen, der zurzeit für etwa 100 Kinder ein Ort der Sicherheit darstellt.

Dort gibt es Mal- und Spieltherapien, um die Jungen und Mädchen von ihren traumatischen Erlebnissen abzulenken. Wie die Kinder ihre Erfahrungen verarbeiten, zeigte eine Ausstellung mit von ihnen gemalten Bildern, die sich die Reichelsheimer Klassen anschauen konnten. Höhepunkt der Aktivitäten soll ein Benefizkonzert im Frühjahr sein.

Damit die Jugendlichen die problematische Situation nachvollziehen können, war der Geschäftsführer von "Vision hope international", Matthias Leibbrand, nach Reichelsheim gekommen. Leibbrand schaffte es schnell, die Schüler in sehr eindrucksvollen Art und Weise einzubeziehen, ihnen dabei die Folgen von Gewalt und Leid in Krisenregionen näher zu bringen. Er verzichtete auf langatmige Ausführungen und setzte von Anfang an auf einen Dialog mit den Schülern. Fragen nach dem letzten Camping-Urlaub und wie dieser denn gefallen habe, beantworteten die Jugendlichen gerne. Wie sehe es aber aus, wenn man als Flüchtling inmitten einer Wüste campieren müsse? Mit etwa 100 000 anderen Menschen - und das schon zwei Jahren lang? Ein riesiger Platz, völlig überfüllt, ohne Toiletten und Bäder, ohne Schutz vor der sengenden Sonne und Stürmen oder vor gewalttätigen Übergriffen.

Leibbrand ließ Schüler in der Rolle von Flüchtlingen schlüpfen, die nach langen Fußmärschen ausgemergelt und traumatisiert in einem solchen Lager ankommen. Man sah es den Schülern an, dass sie sich in diese Situation schlecht hineinversetzen konnten: sie lachten. Natürlich fehlte schlicht die Vorstellungskraft, was es bedeutet, hungrig, müde, verängstigt, am Ende der Kraft zu sein. Matthias Leibbrand forderte die "GAZ-Flüchtlinge" auf, sich um Essen und Kleidung zu bemühen. Dabei stießen sie auf die Sprachbarrieren in einem fremden Land.

Angst vor dem Donnergrollen

"Traumatisierte Menschen können schreckliche Erlebnisse nicht mehr vergessen", berichtet der engagierte Geschäftsführer. Kinder aus Kriegsgebieten können die Explosionen und Gewehrschüsse nicht mehr aus dem Kopf bekommen, selbst in Sicherheit kann ein Türenschlagen oder ein Gewittergrollen alte Ängste wieder schlagartig hervorkehren.

Die Kinder im grenznahen Trauma-Kindergarten von "Vision hope" malen Ängste nieder, die sie ausgehalten haben. Das sei sehr wichtig. Die Frage, ob es denn auch Ängste bei GAZ-Schülern gebe, beantworteten die Kinder zögernd. Einige schilderten, wovor sie sich fürchten: etwa, arm zu werden, die Existenz zu verlieren - und natürlich schlechte Noten.

Flüchtlinge haben Alpträume, Jahre lang. Traumatisierte Kinder und Jugendliche haben sehr oft im Erwachsenenalter tiefe Gefühlsstörungen, können sich aber die Zusammenhänge nicht erklären. Viele werden im Flüchtlingscamp wieder zu Bettnässern. Wenn in Deutschland die Wäsche schmutzig ist, dann kommt sie in die Waschmaschine. Aber im Camp wird dies zum hygienischen Problem, nicht nur, dass sich jede Mutter um ihr Kind sorgt. Es stinkt, da man nichts auswaschen kann, denn das Wasser ist knapp, die Kinder werden krank. Die psychischen Auswirkungen führen dazu, dass Kleinkinder nichts essen, obwohl sie hungrig sind. Anstatt sich des Lebens zu erfreuen, reden sie über das Sterben und den Tod.

Hier möchte "Vision hope" helfen, damit die Kinder Ängste frühzeitig bearbeiten. Matthias Leibbrand fragte das junge Publikum, wie viel Geld wohl die Bundesregierung für den Trauma-Kindergarten zur Verfügung stelle. Eine Schülerin traf den Nagel auf den Kopf, als sie antwortete: Nichts.

Nach eineinhalb Stunden war klar, dass die Schüler einen Beitrag leisten wollen, um die Situation zu verbessern. So wird im Frühjahr ein Benefizkonzert stattfinden. Darüber hinaus können im Unterricht Briefe an Bundestagsabgeordnete und an das Außenministerium geschrieben werden, mit der Bitte Trauma-Kindergärten für syrische Flüchtlingskinder finanziell zu unterstützen. koe

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Burgfest Lindenfels
  • Lindenfels-Festival